Michael Siegert

Geboren am 12. Oktober 1939, gestorben am 23. Oktober 2013 in Wien; war von 1973 bis 1982 Blattmacher des FORVM.
Beiträge
Optimist ohne Grund
Seit dem Militärcoup in Polen am 13. Dezember 1981 ist Ungarn wieder die lustigste Baracke im sozialistischen Lager. Michael Siegert sprach mit dem Schriftsteller Miklos Haraszti, dem im Ausland bekanntesten ungarischen Oppositionellen‚ über die neue Lage für die (...)
Turmbau zu Pavillon
Der Skandal um den Neubau des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) Wien besteht für die Medien in ein paar Schmiergeldmillionen, die einige Baumanager dort genommen haben. Wir sehen das Schlimme darin, daß der Riesenbau das Wiener Gesundheitswesen krakenartig zu verschlingen droht. Darüber sprachen wir (...)
Jud kaputt?
Arbeiterbewegung und Antisemitismus — ein heikles Thema, bisher fast nur von Außenstehenden angepackt und gegen die Arbeiterbewegung gewendet. Leopold Spira, Chefredakteur des Wiener Tagebuch, hat’s gewagt, und es ist ihm ein interessantes, lesbares und übersichtliches Buch gelungen: »Feindbild (...)
Kriegskommunismus!
Am 13. Dezember 1981 wurde der Versuch der freien Gewerkschaft Solidarnosc, Polens erstarrte, durch Westgeschäfte und Korruption oberflächlich aufgeweichte Staatswirtschaft mit einem welthistorisch neuen Syndikalismus aufzubrechen und umzukrempeln (Jugoslawiens Selbstverwaltung ist von oben (...)
Reagans Schlachthof
Wenn Jaruzelski täte, was die mittelamerikanischen Diktatoren von Reagans Gnaden dürfen, nämlich Tag für Tag fünfzig Menschen umbringen, dann würden sich unsere Medien überschlagen (Jaruzelski hat in Summe etwa 200 auf dem Gewissen, an die 20 gibt er zu). Reagan ist dabei, in sein eigenes Vietnam zu (...)
Besetztes Gebiet
Prags Opposition im Eck
Fritz Teufel, der Till Eulenspiegel der deutschen Studentenbewegung anno ’68, seit einem Jahr nach einem halben Jahrzehnt Gefängnis wieder frei‚ lebt jetzt in einem besetzten Haus in Westberlin. Über 2000 junge Leute halten dort 160 Häuser besetzt. Ende August veranstalteten sie das Spektakel (...)
Nix Nomenklatura
Nach der Niederschlagung der Arbeiterbewegung am 12. Februar 1934 wurden die letzten Sozialdemokraten aus der Universität vertrieben, Max Adler etwa, dessen Ernennung zum Ordinarius die Burgbrüder der „Deutschen Gemeinschaft“ schon 1926 verhindert hatten. Schwieriger ging es schon mit den (...)
Die Gelbe Liste
Die Professoren trafen sich in aller Heimlichkeit. Der spätere Unterrichtsminister und letzte Obmann der Christlichsozialen Partei, Emmerich Czermak, führte das Protokoll. Man diskutierte, wie der Kollege von der juridischen Fakultät, der Strafrechtler Stephan Brassloff, „auf immer“ von der Wiener (...)
Eiszeit im Sommer
Mit dem Browning philosophiert
Die Geschichte der Ersten Republik ist schlimmer, als man in der Schule lernt. Die peinlichen Episoden werden verdrängt. Mit Psychoanalyse und Neopositivismus entwickelten sich in dem 1918 klein gewordenen Österreich später weltumspannend gewordene Geistesrichtungen. Ihre Liquidierung geschah (...)
Der Tunnel
Polenspaltung
Priester in Polen
Generalisierung
In die Ecke Trotzki, Lenin!
Wildschützen
Das Veto der Freunde
Den Tschechen geht’s zu gut
In Prag scheint sich nichts zu rühren. Die Opposition mach eine Umfrage, warum das so ist. Sie überlegt, wie etwas in Bewegung zu setzen sei.
Wo der Staat versagt
Die üblichen Ingredienzien einer slawischen Tragödie brauen sich in und um Polen zusammen: hinhaltender Widerstand der Partei, die nichts gewähren will; funktionslos im leeren Raum schwebende freie Gewerkschaften; Reformunfähigkeit vor der Wirtschaftskatastrophe, was zur Erosion der Macht führt; (...)
Polnischer Weg für die Sowjetunion?
Auch in der Sowjetunion wird gestreikt. Die Versorgung ist dort noch schlechter als in Polen, nur ist die Information geringer. Heuer im Mai gab’s Streiks in Minsk sowie in den Autofabriken von Gorki und Togliattigrad. An letzterem Streik nahm eine Gruppe der freien Gewerkschaft „Smot“ teil (= (...)
„Marihijaha hilf!“ Gepfercht in den engen Korridor hinterm Portal Nr.2 der Leninwerft in Danzig, umweht von stickigem Atem und religiöser Inbrunst, nach einer Stunde Messe und einer Dreiviertelstunde Marienlitanei, ich wollte durch, aber das Tor war zu, und da geschah’s, die Arbeiter hatten sich im (...)
Ausgelöst wurden die polnischen Streiks durch eine vergleichsweise geringfügige Preiserhöhung bei Fleisch: 2 Prozent per 1. Juli 1980. Hinzu kamen auch Normenerhöhungen in einigen Betrieben und Versorgungsengpässe in der betrieblichen Nahrungsmittelverteilung. Das war aber nur der Tropfen, der das (...)
Burgerfrieden
Schützen ohne Stutzen
Stinkende Bettwanzen
Durchschnittsdiktatur
Freßwelle
Sagen Sie mir ein Ziel
Straußianer an die Front
Aufforderung zum Tanz
Keine Angst vor Strauß!
Krach im Osten?
Leben zum Tode
Phalanx der dumpfen Brüter
Harter Winter
Zombie
„Wamma kenntatn, tät ma eich olle aufhengan!“ schrie ein Polizeibeamter den Dr. Günther K. an, bevor er ihm mit der Faust in den Magen hieb. Im Arrestantenwagen traf der junge Ersatzdiener auf einen anderen Arrestanten, der war erst 14 Jahre alt. Die beiden waren am Sonntag, dem 21. Oktober, (...)
Effektiv auf Luft
Punctum puncti
Harrisburger Pils, Prost!
Gesetzestreue Dichter
Wenn der Dichter zum Kadi rennt, weil ihn ein Politiker oder eine Zeitung beleidigt hat, wer kriegt da recht? Im Falle Henisch/Pevny/Turrini gegen Die Presse ging das Match 5:1 zugunsten der Dichter aus; aber das Ehrentor der Presse ist schlimm genug — es bedeutet, daß man Henisch einen (...)
Große Wahnschaffe
Der Mord an den Juden ist das schwarze Loch in der Menschheitsgeschichte. Wenn wir achtlos daran vorbeigehen, könnte es uns alle verschlingen. Das Dunkelste und Unheimlichste an Hitlers Judenmord ist bis heute sein Motiv. War es bloßer Wahnsinn oder hatte das Methode? Wenn wir auf eine Antwort (...)
Trotzkopfs Entführung
Der Glimpf ist in Gefahr
Der Traum vom Reich — Rülps!
Direktorendirektorium
In Österreich ist man bisher ohne formales Berufsverbot ausgekommen. Eine in Jahrhunderten von Gegenreform und Gegenrevolution erfahrene Bürokratie braucht das nicht, sie hat subtilere Kontrollmittel. Umso grausamer wirkt sie, weil damit auch das rechtsförmige Verfahren ausgeschaltet ist. In (...)
FORVM-Zeichner(in) vor Gericht?
Hausmann kriegt nix
Wien, am 17. Dezember 1978 Lieber Rudi, lieber Gottfried! lhr habt nur über die alte Arena von 1976 geschrieben, nicht über die neue von 1978. Heute waren zwei Arenauten bei mir, die jetzt dabei sind und die auch schon damals dabei waren; sie haben mir folgendes erzählt. Während der Besetzung (...)
Alpenkoller
Nicht vom Himmel gefallen
Es war Vatermord
Bürgerblock 1933
Das Sterben der deutschen und österreichischen Sozialdemokratie vollzog sich 1932-1934 unter schmerzhaften Anpassungsversuchen an einen autoritären Kurs, die viel kosteten und letzten Endes nichts fruchteten. Manche Parallele zur Gegenwart läßt sich ziehen: Das Schlagwort vom Bürgerblock ist in (...)
Anschluß von innen
Kurt Schuschnigg, Österreichs Bundeskanzler von 1934 bis 1938, starb am 18. November 1977 im Alter von 79 Jahren. Über seine Mitschuld am Anschluß Österreichs ans Hitlerreich sollte anläßlich der 40-Jahr-„Feiern“ diskutiert werden (März 38 bis März 78). Wir regen das auch deshalb an, weil wir schon einen (...)
Buch über Slowenenverfolgung
Hundebasis
Der Sozialpartisan
Günter Wallraff: Der Aufmacher. Der Mann, der bei ‚Bild‘ Hans Esser war, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1977, 240 Seiten, DM 16.80, öS 129,40
Irrenpflege
Hans T., 25, kam mit siebzehn nach Steinhof und blieb fünf Jahre in psychiatrischen Anstalten. Sein Defekt: er ist homosexuell.
Dressurakt
Die Atomkraft wird noch ganz klein
Die Spannococcen kommen!
Rotzucht wider die Natur
Reichstagsbrand in Klagenfurt
Gedankenverbrechen
Soares und sein Spínola
Ein Autor wird gefesselt
Blinde und Taube
Schuld und Sühne
Portugiesischer Oktober
Reinliche Scheidung?
Sozialdemokratie und Imperialismus
Das Schlagwort vom „Sozialimperialismus“ ist jetzt in Mode gekommen, vor allem durch den ausgiebigen Gebrauch‚ den die chinesische Propaganda der Sowjetunion gegenüber davon macht. Ähnlich geht es mit den Stichworten „Führerverrat“ und „Arbeiteraristokratie“; konkrete Untersuchungen, was das bedeuten (...)
Bonaparte kommt
Die Mozart-Kugel
Graz, Stadt der Volkserhebung
Vom 6. bis 9. Juni 1975 wurde in den Räumen des Grazer Schloßbergrestaurants ein „Steirischer Frühling“ gefeiert. Das „Ostarrichi-Treffen“ des sogenannten „Deutschen Kulturwerks Europäischen Geistes“ vereinte in wehmütiger Hitler-Nostalgie vom Oberst Rudel bis zu Fritz Stüber alles, was sich an (...)
Endlösung der Slowenenfrage
Jetzt Abtreibungsselbsthilfe!
CIA: Eierköpfe vs. James Bond
Victor Marchetti/John D. Marks: CIA, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1974, 490 Seiten, DM 28, öS 215,60.
Österreichs Ulster
Was hat Turrini gegen Onanie?
Auf der Kippe
Wo bleiben die Linken im Osten?
Demnächst Provokateure
Und wenn Mitterrand siegt?
Karl Kraus und der Zionismus
Sehnsucht nach aristokratischem Umgang
Neue Kulturrevolution
Neuer Deutscher Bund?
Die letzte Reserve der Bourgeoisie
Numerus Juden raus
Kissinger in Öl
Brandt wird Strauß
Der Friedensnobelpreisträger Brandt will seine Hand an den atomaren Druckknopf legen. Er übernahm ein Konzept, das Franz Josef Strauß seit Mitte der fünfziger Jahre verfolgt hat.
Das Irrationale in der Politik
Marx glaubt nicht an die Natur
1 Mit Engels und Lenin zurück hinter Kant? Die marxistische Naturphilosophie hat seit je unter dem Handikap der vulgärphilosophischen Bücher von Engels und Lenin gelitten. Erst in jüngster Zeit scheint sich mit der „Entdeckung“ des Werks von Sohn-Rethel ein Ausweg abzuzeichnen. Der Hauptfehler von (...)
Erklärung: Lutz Holzinger und Michael Springer geben ihren Austritt aus dem Verein „Gesellschaft der Redakteure des Neuen Forums“ bekannt. Lutz Holzinger legt seine Funktion als Obmann des Vereins zurück. Holzinger und Springer entledigen sich damit der formalen Verantwortung als „Eigentümer“ und (...)
Die Deutschen sind anal
Kain
Wer war André Heller?
Strauß — was nun?
Die Randdeutschen
Neue Rechte Welle
Der Kronen-Kurier kommt
Kurt Falks ... Nahziel ist das Boulevardmonopol der Kronen-Zeitung. Das heißt: Fusionierung von Kronen-Zeitung, Express, Kurier. Trautl Brandstaller NF Sonderheft Herbst 1970
Mitbestimmung im ORF
„Die gelindeste Waffe ist das Wort”*
I. Asketische und hedonistische Linke Seit jeher streiten sich auf der Linken die Asketen und die Hedonisten um die richtige Linie — sei es in Sachen „utopische Vision“, sei es in der Organisationsfrage oder bei der „Kritik des Alltagslebens“ (Lefebvre 1947, Böckelmann 1970). Die asketische Richtung (...)
Gegen Treibjagd auf Spartakus
Wir appellieren an die Regierung, die Justiz, die Polizei und die Massenmedien vor einer Kriminalisierung der Gruppe „Spartakus“. Der gegenwärtige Kurs der gerichtlichen und polizeilichen Maßnahmen steuert auf einen Punkt hin, wo politische Aktionen mit Gefängnis bestraft werden. Die von der (...)
Kein Faschist, sondern Analanarchist
Von 1919 bis 1930 gab es in Wien einen antisemitischen Geheimbund, der Juden, d.h. also liberale Intellektuelle, aus Öffentlichen Stellungen drängte und CV-er wie schlagende Burschenschafter auf freiwerdende Positionen hievte. Dieser Verein hieß „Deutsche Gemeinschaft“ und war ein Aftermieter des (...)
An den Texten von „Spartakus“ stimmt etwas nicht. Was in der Sprache pubertäres Gewäsch ist, kann in der Agitation nicht revolutionär wirken. Es gibt eine Phase der Empörung Jugendlicher, die noch vor dem kommt, was man linkes Engagement nennt. Das liegt irgendwo zwischen Nietzsche und Ödipus. Da ist (...)
Gamsbartfaschismus
Gamsbartfaschismus
Lüttakos spricht
I. Kreisky hat die SPÖ vom Image des Josefinismus befreit Wie der Kapitalismus Österreich im Zeichen des Merkantilismus erobert hat, so die Sozialdemokratie den Kapitalismus im Zeichen einer neomerkantilistischen Staatswirtschaftspolitik. Dieser Analogie liegt ein isomorphes Strukturelement (...)
Andreas Hofer, Du bist nicht tot
„Möada!“
Szenario eines NDP-Einsatzes in fünf Akten mit einem nachfolgenden zeitgeschichtlichen Kommentar.
Voyeure des Imperialismus
XV. Zensur und Schädlichkeit Es fällt mir schwer zu sagen, ob Sade ein Pornograph ist, weil ich nicht weiß, was Pornographie ist. Das Gesetz definiert verschieden; mancherorts genügt geschlechtliche Erregung zur Indizierung (Erektometer umschnallen, Herr Staatsanwalt?), in Deutschland ist Kunst (...)
Vor der BH-Kommission: Abschaffung des BH
V. Die Peitschen der SS und unsere Komplicenschaft Man kann sich nicht vorstellen, wie notwendig diese Schilderungen für die Entwicklung der Seele sind. Nur durch die dumme Zurückhaltung derer, die über dieses Thema schreiben, sind wir jener Wissenschaft noch unkundig. Von absurden Ängsten (...)
IX. Luxus und Kapitalismus Sades Werk quält insbesondere die Marxisten, indem es ihnen als Naturphänomen gegenübertritt: Widersprüche werden weder verdeckt noch aufgelöst, nur Abgründe aufgetan. Wenn ganze gesellschaftliche Formationen wie das Rokoko vom Geschlechtssaft überschwemmt werden, kann man (...)
I. Radikal ist man nicht mit dem Schwanz, sondern mit dem Kopf. Sades Penisaktionen dienen nur dazu, den Panzer der Verdrängung zu durchbrechen, der den Sexus umgibt. Da auf sexueller Verdrängung die Internalisierung von Herrschaft beruht, hat ein solcher Durchbruch politisch revolutionierenden (...)
I. Beginnen wir gleich mit dem Text des Gesetzentwurfes. Die Firma läuft unter dem Markennamen „Das Bundesheer wird aufgelöst“ (Paragraph 1 Abs. 1). Absatz 2 und 3 widerlegen diese Behauptung insofern, als lediglich eine Umformung des Bundesheeres (BH) in eine „Neutralitätsschutztruppe“ (NST) (...)