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Gerhard Oberschlick • Christian Palmers
Betrifft:

„Nenning war ein korrupter Hund“

Interview von Erich Klein und Klaus Nüchtern, Falter 29/16

Betrifft: „Nenning war ein korrupter Hund“, Interview von Erich Klein und Klaus Nüchtern, Falter 29/16

Je 1 Berichtigung, Erklärung, Rechtfertigung

Die beiden Interviewer haben aus meinem ungestalten Daherreden einen wundersam strukturierten Text vollbracht. Das war, schätze ich, eine schreckliche Arbeit, und ich schätze das, danke. Drei Verbesserungen — eines Fehlers, einer Unklarheit und einer Irreführung, alle ausschließlich mein Verschulden — trage ich, bitte, nach:

Das erwähnte Lied war nicht „Burschen heraus!“ — ich weiß nach mehr als einem halben Jahrhundert nicht mehr, wie es richtig hieß. Wenigstens die betreffende Strophe ist mir noch eingefallen: „Landsknecht’ leben, lu-hu-sti-hig leben/in der Sche-henke bei Tag und Nacht/sitzt ein fader Ke-herl da-ha-neben,/der nicht singt und der nicht lacht/schmeißt ihn raus! - - -, reines, ja reines Ha-aus/muss ein, ja muss ein Landsknecht ha-a-ha-ha-ben!“ Und außerdem war es keine Burschenschaft, sondern das Corps Teutonia zu Klagenfurt, aber deutschnational, farbentragend und antisemitisch wie jene, nur außerdem durchsetzt von einigen wenigen legitimistischen Anhängern des Hauses Habsburg.

Ein korrupter Hund war Nenning, ja. Dabei waren die finanziellen Unregelmäßigkeiten das geringere Übel. Entscheidend korrupt war er gerade in seiner Paraderolle als führender Intellektueller: Wahrheit war ihm zunehmend Hekuba und Sprache das Instrument für günstige Selbstdarstellung statt zur Verständigung. Die zwei Korruptheiten konvergierten schließlich, als er zuerst beim „profil“, dann bei Dichand als Kolumnist anheuerte und ihnen, lukrativ, so originell er konnte, auch politisch willfährig wurde. — William Schlamm hat Torberg wegen unzureichender Gestaltung in seinem besten Roman, „Süsskind von Trimberg“, einmal brieflich einen „faulen Hund“ genannt. Nun, faul war Nenning nie, sondern er rankte sich, nach der Art schwacher Charaktere, ohne Not an kleinen und grösseren Lügen empor, um sich ein Ansehen zu geben, wie der Müller im Märchen.

Rudolf Burger als einer der Autoren, die dem Blatt das Gesicht geben sollten, war ein selbständiger Kopf zum Bewundern, sachlich kenntnisreich, stilistisch mit feiner ironischer Klinge und manchmal so mächtigem Wortwitz wie gegen den „kriegsgeilen Kiebitz“ Mock wegen dessen Beihilfe zur Selbstsprengung Jugoslawiens. Als er aber in einem „profil“-Gastkommentar fand, ein Krieg wie dieser müsse „ausbluten“, ging ich innerlich auf Distanz zu dem Zynismus; den er dadurch relativieren konnte, dass „Ausbluten des Krieges“ ja auch die Verweigerung von Kriegsdienst und Asylsuche im Ausland bedeuten könnte. Später nahm halt der Zynismus so überhand, dass er sich in einer deutschen Zeitschrift von Rechts-Verbindern mit Nähe zu Pegida über Flüchtlinge derart mockiert:

„Warum laufen sie davon und wehren sich nicht, warum organisieren sie sich nicht und kämpfen? Es geht schließlich um ihr Land, und die Bewaffnung dürfte in dieser Gegend kein Problem sein.“ (Burger vor einem Jahr.)

War ihm vor 20 Jahren Flucht noch ein Weg, durch Entzug von Kämpfern den Jugoslawienkrieg auszubluten, so will er ihm 2015 frisches Lebendfleisch zum Ausblutenlassen zuführen; zumal mit national-moralistischer Nötigung. Damit käme er als einer der Autoren, die meinem Blatt das Gesicht geben sollten, das ich mir vorgestellt habe, natürlich nicht mehr in Betracht. Ihn jetzt noch so zu nennen, war ohne solche Erklärung irreführend und darum falsch.

Gerhard Oberschlick
Wien 18, 21. Juni 2016 20:29

FORVMist, Terrorist?

Am 22.07.16 um 14:48 schrieb Leserbriefe, Falter:

Weitergeleitete Nachricht
Von: Christian Palmers
Datum: 21. Juli 2016 um 10:23
Betreff: „Nenning war ein korrupter Hund“
An: leserbriefe@falter.at

Was hatte Oberschlick mit der Entführung meines Vaters am 9. November 1977 zu tun? Überhaupt nichts, sagte er. Das stimmt vielleicht auch, aber nur, wenn man ihm vollkommene Blauäugigkeit attestiert. Dagegen spricht: in der ersten Septemberwoche 1977 war er der Sprecher des APG, des Arbeitskreises poltischer Gefangener, anlässlich einer Pressekonferenz im Café Landtmann. Der APG war ein im Mai 1977 gegründter Zusammenschluss von rund zwanzig RAF Sympathisanten mit Kontakten zu dem RAF-Anwalt Klaus Croissant, der damals in Berlin lebte. Alle drei direkt an der Entführung beteiligten, Gratt, Keplinger und Pitsch, waren Mitglieder des APG. Sie hatten Komplizen und Mitwisser, ebenfalls Mitglieder des APG, die ihre Rolle später bei der polizeilichen Vernehmung herunterzuspielen versuchten, wie in den Vernehmungsprotokollen nachzulesen. Die Infrastuktur der Redaktion des ,Neuen Forum? stand dem APG zur Verfügung, beispielsweise zum Druck von Plakaten, was wohl ohne Zustimmung Oberschlicks nicht möglich gewesen wäre. Jedenfalls war das ,Neue Forum?, wie Lingens in einem Kommentar Ende November 1977 im ‚Profil? schrieb, jene Adresse, bei der fast alle Leute, die mit der Entführung etwas zu tun hatten, irgend einmal durchgegangen waren. Man kann daher nicht sagen, Nenning hätte überreagiert, als er Oberschlick aus dem Impressum strich. Er hat sich einfach nur zu viel Zeit gelassen.

Mit besten Grüssen
Christian Palmers
Kärnter Strasse 49
1010 Wien

Erschienen als Christian Palmers: Nenning hat nicht überreagiert, in: Falter 30/16 vom 27.7.2016, p. 4.

Antwort von G.O., E-Mail vom 22.7.2016, 20:44

Liebe alle,

danke auch für den Brief von Christian Palmers’, der eine Antwort verdient — beiliegend als Word-File der Versuch einer solchen. [...] Lasst es mich bitte wissen, wenn das eine Fortsetzungsserie werden soll oder gar eine Kolumne, für die ich weitere tote Hunde exhumieren soll.

Schönste Grüße,
Gerhard Oberschlick

1 Anhang (erwähnt: Antwort auf Palmers’ Leserbrief)

Betrifft: Leserbrief von Christian Palmers zu „Nenning war ein korrupter Hund“

„Gewaltsam zum Opfer gemacht zu werden, ist eine existentielle Erfahrung“, so die Einleitung von Michael Prager für sein Doppelporträt über die Nachwirkungen der Entführung auf Walter Palmers und dessen Sohn Christian. Michael Hopp hatte mich 1986 beauftragt, die Geschichte für den „Wiener“ zu reminiszieren. Ich hatte Christian Palmers noch gar nicht zu kontaktieren versucht, da kam Michael Prager mit der Nachricht, jener lehne es ab, mit mir zu sprechen, weil er mich immer noch verdächtige, an der Entführung seines Vaters vor 9 Jahren beteiligt gewesen zu sein; und Prager bat mich inständig darum, die Gefühle seines Freundes Christian zu schonen und ihn nicht darauf anzusprechen. Seither hatte der alte Verdacht weitere 30 Jahre, um sich abzukapseln und ungestört auszuhärten. Dafür war keine sachliche Grundlage nötig, und ohne Nachforschung konnte Christian Palmers die Konfrontation mit mir am schönsten vermeiden. Unterdrückte Wut bricht sich bei Gelegenheit ihre Bahn — besser leserbrieflich gegen mich, als selbstdestruktiv gegen sich. Dennoch fällt es mir schwer, ihm einfach Recht zu geben, sondern …

… ich versuche es mit Logik der Lebenserfahrung: Die restlose Aufklärung der Palmers-Entführung war damals die kapitale Herausforderung für Polizei und Justiz, die auf der Suche nach Mitwissern und Mittätern jeden Stein umgedreht haben. Herr Palmers zieht die Glaubwürdigkeit meiner Behauptung, ich hätte „überhaupt nichts...mit der Entführung“ seines Vaters zu tun, in Zweifel, indem er anführt, dass die Mitglieder der AGP „ihre Rolle später bei der polizeilichen Vernehmung herunterzuspielen versuchten“;

… ich versuche es mit Fakten: ? Ich wurde gar nicht vernommen, hatte also gar keine Gelegenheit zum Herunterspielen. – Waren die befassten Organe der Strafverfolgung allesamt Komplizen, die mich deckten? Oder waren sie von meiner Blauäugigkeit überzeugt? ? Meine Augen sind seit jeher braun;

… ich versuche es mit Logik der Wahrheitsfindung: ? So wenig es bei der Beurteilung von Schuld oder Unschuld auf die Farbe der Augen ankommt, so wenig lässt sich aus der Bekanntschaft eine Mitwisser- oder Mittäterschaft erschließen;

… ich versuche es mit noch Fakten: ? Die Art der Bekanntschaft ergab sich aus meiner Sympathie für das Engagement der Gruppe gegen die Folter der Isolierhaft sowie ein gemeinsames Befremden über die abrupten Tode der Gefangenen in Stammheim, nach denen sie vertrauensvoll zu mir kamen, um mich von ihrer beabsichtigten Demonstration in Kenntnis zu setzen. ? In ihrem Beisein rief ich sofort das Büro des Polizeipräsidenten von Wien an, kündigte dort die Demo an und ersuchte um pflegliche Duldung derselben – was unmittelbar abschlägig beschieden wurde. ? Die Demo fand, ohne mich, dennoch statt und wurde von der Polizei kurzerhand aufgelöst oder unterbunden. ? Aber nein, ich war kein Mitglied dieser Gruppe, nahm an keinem ihrer Treffen teil und war auch nicht ihr „Pressesprecher“. Als Gesprächspartner sah ich mich von ihnen nur sehr bedingt akzeptiert;

… mit einem Schluss: ? Ihre Erfahrung mit mir könnte mit ein Grund dafür gewesen sein, dass die Entführungshelfer aus der Gruppe es lieber unterließen, mich von dem Kidnapping zu informieren — schon wegen des Risikos, dass ich das Büro des Polizeipräsidenten wieder verständigen könnte;

… mit noch Fakten: ? Als Verlagsleiter des FORVM war nicht die Zustimmung zu blattfremden Kosten meine Aufgabe, sondern den Betrieb kostengünstig zu gestalten und Einnahmen zu generieren. ? Die Erlaubnis für Hausfremde, Telefon, Schreib- und Abziehmaschine mit Verwendung des entsprechenden Verbrauchsmaterials zu benützen, fiel in die Zuständigkeit des Geschäftsführers des Verlages und seines Eigentümers, des Vereins der Redakteure und Angestellten des FORVM – das war bequemer Weise Günther Nenning in Personalunion. Wenn Christian Palmers meint, das wäre ohne meine Zustimmung nicht möglich gewesen, so irrt sich der.

? Ich bin aber geständig, nichts dagegen gehabt zu haben, sondern es war mir ganz Recht: Wie ich im Mai 1977 in einem Memo für Bruno Kreisky festgehalten hatte, schien es mir durchaus wichtig, die Mitglieder des „Arbeitskreises politischer Gefangener“ nicht auszugrenzen, sondern mit kommunikativen Mitteln zu versuchen, ihr Handeln außerhalb des Bereichs strafrechtlicher Tatbestände zu halten.
? Hingegen beschloss der FORVM-Verein am 14. September 1977, „jede wie immer geartete Verbindung“ zu solchen Gruppen sei „unzulässig und falsch“ und drohte bei Verstössen hiergegen mit Sanktionen.
? Alle unterschrieben sie eine Woche später das Beschlussprotokoll, nur ich notierte intransigent, handschriftlich und im Einklang mit meinem Memo an Kreisky meinen Vorbehalt auf dem Papier: „Verbindung ist wichtig aus journalistischen und politischen Gründen. Abzulehnen ist die Teilnahme oder auch nur Ermutigung terroristischen Verhaltens.“

Ich bin mit meiner Methode damals empfindlich gescheitert; nicht sicher, aber doch vielleicht gerade deshalb, weil ich der einzige war und als solcher zu wenig kommunikatives Gewicht hatte, diese Knaben damals innerhalb der Legalität zu halten. Jetzt, fürchte ich, scheitere ich in dem Bemühen, Christian Palmers zu einem Frieden zu verhelfen.

Gerhard Oberschlick, Wien 18
„Falter“ 30/16 vom 27.7.2016, p. 4

Am 28.07.2016 um 10:01 schrieb Gerhard Oberschlick an Falter-Leserbriefe et al.

Moin,

wir hätten, dachte ich, vereinbart, der Leserbrief von Christian Palmers erscheine mit der Beifügung, dass der Redaktion meine Antwort bereits vorlag, wenn diese schon nicht in der selben Nummer abgedruckt wird. Nun Ihr seine schwere Beschuldigung solitär veröffentlicht habt, möchte ich aber doch, dass er nicht bis nächsten Dienstag darauf warten muss, darum hier nochmals und auch für ihn anbei.

Palmers findet, dass Nenning sich damit „einfach nur zu viel Zeit gelassen“ hätte, als er mich „aus dem Impressum strich“. Palmers irrt. Nenning hatte in panischer Angst davor, von den Auswirkungen der damaligen Terror-Hysterie selbst in Mitleidenschaft gezogen zu werden, nur eine optische Täuschung erzielen wollen: ab der darauf folgenden Ausgabe stand mein Name wieder drin: Auf die existenziellen Vorteile meines kaufmännischen Wirkens für das FORVM wollte er denn doch nicht verzichten, zumal er selbst ja keinen Augenblick annahm, ich hätte mit der Entführung das Geringste zu tun.

Zu meiner damaligen Haltung: gegen soziale Ausschließung und Exkommunikation von Leuten, lange bevor sie irgendwelche Straftaten oder sonstige schimpfliche Taten begangen hatten, stehe ich selbstverständlich auch jetzt. Die Entführung wurde im November 1977 verbrochen. Herr Palmers macht mir einen Vorwurf daraus, dass ich im Mai eine Pressekonferenz der Gruppe geleitet hatte, und schließt aus diesem Umstand, ich wäre eines ihrer Mitglieder gewesen. Nun, ich habe 1995 gemeinsam mit Freda Meissner-Blau ein mehrtägiges Menschenrechtstribunal wegen der Verfolgung und Diskriminierung von Lesben, Schwulen, und Transgender-Personen in Österreich von 1945 bis 1995 geleitet, ohne dass Freda lesbisch war oder ich schwul bin, und wir hatten auch beide nie die mindeste Ambition, unsere eigenen Geschlechter zu ändern. Auch die Ausrichtung und Leitung einer Pressekonferenz ist nicht an die Mitgliedschaft bei der Gruppe gebunden, die mit ihren Anliegen an die Öffentlichkeit tritt.

G.O.

[Anhang: Nochmals der Text der Antwort auf Palmers’ Leserbrief, siehe oberhalb dieses]

Am 28.07.16 um 22:51 schrieb Christian Palmers:

Sehr geehrter Herr Oberschlick,

besten Dank für Ihre Stellungnahme. Ich habe in meinem Leserbrief allerdings nicht behauptet, Sie wären Mitglied des APG gewesen. Aber: Sie haben die Pressekonferenz geleitet und sich für die Ziele des APG eingesetzt. Für mich besteht da kein Unterschied. Die Ziele des APG sollten nach Ansicht einiger, vielleicht nicht aller Mitglieder auch mittels Gewalt erreicht werden. Das muss Ihnen spätestens Ende November 1977 klar gewesen sein, als Sie von Pitsch einen Brief erhalten hatten, der zu bewaffneten Taten und Revolution aufrief. Denn am 24. November 1977, einen Tag nach der Verhaftung von Gratt und Keplinger, trafen sich sechs Mitglieder des APG im Gasthaus Reinthaler zu einer Lagebesprechung, in deren Verlauf Pitsch zum Entsetzen der anderen von diesem Brief sprach, der meines Wissens nach bis heute verschwunden ist. Pitsch trat kurz darauf aus dem APG aus, aber wohl nur zum Schein, wie eines der Mitglieder im Polizeiverhör vermutete. Warum in aller Welt soll man also gegen soziale Ausgrenzung von Leuten sein, die ohnedies von ihren Absichten nicht abzubringen sind? Schliesslich haben sie mit der Entführung meines Vaters ja bewiesen, dass Ihre Theorie der Nicht-Ausgrenzung nicht stimmen kann. Hier ist meiner Ansicht nach ein Cordon sanitaire vorzuziehen, so wie das ja auch bei Antisemiten und Rassisten gehandhabt wird.

Mit besten Grüssen,
Christian Palmers

Am 30.07.2016 um 20:50 schrieb Gerhard Oberschlick:

Sehr geehrter Herr Palmers,

danke gleichfalls für Ihre Antwort, auch wenn Ihr „Cordon sanitaire“ kein Problem löst, sondern Sie sich mit dieser Floskel nur darüber hinwegschwindeln, dass es keinen verlässlichen Lackmustest zur kriminalpsychologischen Früherkennung zukünftiger Straftäterschaft gibt und nicht geben kann; und dass es Ihre rechtswidrige Gesinnung beweist, die gesetzliche Unschuldsvermutung programmatisch missachten zu wollen. Da Sie Menschen mit Ihnen verdächtigen Gedanken gesellschaftlich gar nicht total ausgrenzen können, bleibt Ihnen nichts übrig, als sich selbst hinter einen Cordon sanitaire zu verstecken, Ihre Häuser in Festungen zu verwandeln oder — eventuell in Verein mit Gleichgesinnten — ein bewachtes Resort mit Zutrittskontrolle zu besiedeln und sich auf den Straßen in gepanzerten Fahrzeugen unter Begleitschutz zu bewegen.

Auch Antisemiten und Rassisten werden bei uns übrigens nicht „sozial ausgegrenzt“, wie Sie — in welchem Land leben Sie, Herr Palmers? — realitätswidrig behaupten, sondern höchstens fallweise wegen bestimmter rassistischen Äußerungen oder Taten bestraft und (wenn es gut geht, aber bekanntlich nicht immer) auch politisch dadurch ausgegrenzt, dass sie in die Bildung von Regierungen nicht einbezogen werden. Was aber noch nicht einmal bedeutet, dass die antisemitischen öffentlichen Manifestationen an dem von Khomeini begründeten sogenannten Al Quds-Tag, wo die Vernichtung Israels ebenso gefordert wie angekündigt wird, etwa unterbunden oder geahndet würden. Die Organe unserer Rechtsordnung hantieren bei diesen politischen Unappetitlichkeiten sehr konsequent gesetzeswidrig, ganz wie schon bei den bekannten Entgleisungen der „Kronen Zeitung“, etwa der berüchtigten Serie von Viktor Reimann und Nimmerrichters häufigen antisemitischen Ausfällen in seiner täglichen „Staberl“-Kolumne.

Da Sie schreiben, dass der entscheidende Unterschied — der zwischen Mitwisser-/Beitragstäterschaft oder nicht — für Sie keinen Unterschied mache, erweist sich die üble Nachrede gegen mich durch Ihre Bezichtigung als reichlich substanzlos: Nicht erst „spätestens Ende November 1977“ war mir nicht nur klar, dass Mitglieder des APG dessen deklarierte Ziele/* auch mittels Gewalt überschritten, sondern schon lange vor der Entführung Ihres Vaters hatte die ganze Gruppe zu mir schon keinen Kontakt mehr aufgenommen — auch nicht durch einen Brief, von dessen angeblicher Existenz ich erst jetzt, durch Ihre Erwähnung, unverbürgte Nachricht erhalte. Darauf kommt es ja aber nicht an, sondern: Es gibt gar keine Alternative zur kommunikativen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen politischen Konzepten und es ist ebenso logisch unsinnig, aus der schließlichen Mitwirkung dreier Menschen an der völlig unpolitischen und kriminellen Geldbeschaffung mittels Kidnapping mit Lösegelderpressung auf Zielgerichtetheit und Unausweichlichkeit dieser Entwicklung der Drei - ab wann eigentlich? — zu schließen. Das ist ebenso logisch unsinnig, wie es unmöglich ist zu wissen, ob andere und wie viele in den Diskussionszusammenhängen des FORVM für sich zu dem Schluss gekommen sein mögen, dass ein bewaffneter Kampf in Mitteleuropa seit 1945 und bis auf weiteres zur Verbesserung der Welt, in der wir leben, so wenig beitragen kann, wie etwa die Übung des Autofahrens auf zwei Rädern, aber deutlich und ungleich schädlicher ist.

Somit hält sich empfohlen,
Gerhard Oberschlick

*/ Die mir bekannten Ziele der APG drückten sich in ihrer Selbstbenennung aus: <„arbeitskreis politische gefangene – politische prozesse“, wie der vollständige Namen lautete>, so Peter Zakravsky, damals Sekretär der „Österreichischen Initiative zur Unterstützung des Russell-Tribunals über die politische Repression in der BRD“, deren Untergruppe der „Arbeitskreis politische Gefangene“ (APG) war. Zakravsky zitiert (Als alles vorbei war. In: „Die Presse“, 14.9.2007) aus seinem Flugblattarchiv:
<„GEGEN FOLTER UND VERNICHTUNGSHAFT. Am 9. 5. vorigen Jahres wurde Ulrike Meinhof in ihrer Zelle in Stuttgart-Stammheim tot aufgefunden. Die Umsta¨nde ihres Todes wurden schleunigst vertuscht, verschleiert, als Selbstmord ausgegeben.“ Und: „WIR FORDERN EINE UNABHÄNGIGE INTERNATIONALE KOMMISSION ZUR UNTERSUCHUNG DES TODES VON ULRIKE MEINHOF.“>
Ja, ich war an allen Russell-Tribunalen interessiert, war und bin gegen Folter und Vernichtungshaft und konnte mich der Forderung nach unabhängiger und internationaler Untersuchung der Tode in Stammheim anschließen. Die implizit weitergehende Unterstellung, dass die Häftlinge in Stammheim ermordet worden wären, war keines der Ziele der APG, sondern eine Behauptung, zu der ich mich nicht versteigen mochte. Gewalttaten und andere kriminelle Optionen hat die Gruppe meines Wissens und begreiflicher Weise nie angekündigt.

Am 31.07.2016 um 09:32 schrieb Christian Palmers:

Sehr geehrter Herr Oberschlick,

Die Angaben über den Brief, den Pitsch Ihnen schrieb, finden Sie in der Niederschrift der Aussage von Gratts Freundin, Michaela Holzmann, vom 29.11.1977, Bundespol Dir Wien, Stapo, S 233-237, Bd. IV. Bestätigen kann Ihnen das auch die Zeithistorikerin Irene Bandhauer-Schöffmann von der Universität Wien.

Ich habe nicht Mitwisserschaft mit Beitragstäterschaft gleichgesetzt, wie Sie das insinuieren. Ich habe nur sinngemäss geschrieben, dass es für mich keinen Unterschied macht, ob jemand Mitglied eines Vereins ist oder als dessen Sprecher auftritt. Ich denke, dass ich dabei nicht so falsch liege. Denn nehmen wir beispielsweise an, jemand würde als Sprecher eines rechtsradikalen Vereins auftreten. Dann darf dieser jemand sich nicht wundern, wenn später sein Name im Handbuch des Rechtsextremismus aufscheint, obwohl er ja nie Mitgied des Vereins war. Die Grenzen verläuft hier wohl nicht so scharf, wie Sie das sehen wollen.

Die Annahme, dass in dem APG nur die drei verhafteten Personen gewaltbereit waren, stimmt nicht. Unter den Zeugenaussagen finden sich beispielsweise auch Hinweise auf Experimente mit Brandbeschleunigern. An diesen Experimenten waren auch weitere Mitglieder des APG beteiligt. Andere haben davon gewusst, aber nichts dagegen unternommen. Sie haben daher, wie ich vermute, einfach das kriminelle Potential der Gruppe gravierend unterschätzt. Das befreit Sie aber nicht von jeglicher Mitverantwortung. Da Sie die Vertretung dieser der Öffentlichkeit bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannten Personen bei der Pressekonferenz übernahmen, versuchten Sie dem APG den Status einer politisch ernstzunehmenden Gruppe zu verleihen. Sie öffneten dieser Gruppe die Redaktionsräume des „Neuen Forum“. Bis zu diesem Zeitpunkt kann man immer noch argumentieren, sie hätten damals einfach zu wenig über sie gewusst. Das ist jetzt aber nicht mehr der Fall. Dennoch halten Sie an Ihrer damaligen Fehleinschätzung fest. Auch in Ihrem Interview im ‚Falter? spielten Sie wieder die Rolle der „Buben“, wie Sie diese selbst nach der Aufklärung des Verbrechens in liebevoller Verharmlosung bezeichnet hatten, herunter.

Es stimmt, dass die Initiatoren des Verbrechens glimpflich davonkamen und die Ausführenden bestraft wurden. Das sollte aber nicht dazu führen, dass man, um das Straf-Gleichgewicht wieder herzustellen, die Ausführenden nur deshalb exkulpiert, weil bisher niemand Interesse zeigte, auch die Initiatoren vor Gericht zu bringen. Der Vorwurf trifft Sie aber nicht alleine. Mit grosser Unbekümmertheit erklären auch heute noch Personen, die damals der linken Szene angehörten, dass natürlich alle sofort die unverwechselbare Stimme des Gratt auf dem Tonbandmitschnitt, durch den die Polizei auf die Spur der Täter kommen wollte, erkannt hatten. Früher oder später hätte einer der Polzei schon den richtigen Hinweis gegeben, ergänzen sie. Ihre eigene Verantwortung blenden sie dabei aus. Ein Verbrechen wird verharmlost, wenn zumindest die „richtige“ Gesinnung dahinter steht.

Mit besten Grüssen,
Christian Palmers

Am 02.08.2016 um 01:16 schrieb Gerhard Oberschlick:

Sehr geehrter Herr Palmers,

danke für Ihren Brief, dessen argumentativer Charakter ihn zu einer Wohltat macht, auch wenn sein Inhalt nicht gerade angenehm ist und es ja auch nicht sein will; letzteres mit Recht — warum sollten Sie mir Angenehmes schreiben wollen. Nun ist es wohl an mir, detailliert darauf einzugehen, aber ohne etwa den Ehrgeiz zu entwickeln, gleichfalls unangenehm zu klingen; allerdings auch nicht denjenigen, schön zu schreiben, sondern nur richtig und so ausführlich, dass Missverständnisse möglichst auszuschließen sind, und Punkt für Punkt dem Ablauf Ihres Schreibens folgend; sorry, wenn’s dadurch leicht ermüdend wirkt.

Der Pitsch-Brief: Ich bezweifle ja nicht, dass protokollierte Aussagen existieren, denen zufolge Pitsch im Reinthaller „zum Entsetzen der anderen“ angegeben hat, mir einen Brief geschrieben zu haben, „der zu bewaffneten Taten und Revolution aufrief“. Dazu hatten Sie angemerkt, dass dieser Brief Ihres „Wissens nach bis heute verschwunden“ sei. Auch daran zweifle ich nicht, sondern wundere mich über zweierlei: dass ich bis zum Erhalt Ihres Leserbriefs am 22. Juni 2016 nichts von einem solchen Brief gehört hatte und auch von keinen Ermittlungsbehörden jemals danach gefragt worden war; zweitens, dass Sie die reale Existenz dieses Papiers für gesichert halten. — Dazu habe ich selbst gar keine Meinung, weil ich keine Anhaltspunkte finde, weder dafür, noch dagegen, ob Pitsch einen solchen Brief geschrieben hat oder ob er seine Kumpane im Wirtshaus damit schrecken oder vor ihnen damit renommieren wollte. Was ich weiß, ist: Ich habe nie einen Brief von Pitsch erhalten, diesen nicht und auch keinen anderen; nicht vor und nicht nach der Entführung und auch nicht aus dem Gefängnis, aus Frankreich oder, nach seiner Rückkehr, aus Wien. Selbst die schönste Erwähnung in dem Stapo-Akt, den Sie zitieren, ist bis zum Auftauchen des Briefes eine unverbürgte Nachricht. Selbst einer persönliche Bestätigung Pitschs könnte keine wahre Beweiskraft zukommen: sie könnte ihm ja auch bloß zur Wahrung der Konsistenz seiner Mitteilungen in dieser Sache dienen. Oder halten Sie ihn für unfähig zu lügen? Es könnte aber auch sein, dass er tatsächlich einen solchen Brief geschrieben und zur Post gegeben hat. Dann könnte, dass dieser mich nicht erreicht hat, auch daran liegen, dass der Brief seines Inhalts wegen beim Chef des Unternehmens oder, als redaktionell von Belang, beim damaligen Blattmacher Siegert gelandet wäre. In Nennings Ordner „NF-Terror / 1977 / 1978“, den ich als einen von wenigen Bestandteile des Archivs beim Kauf des FORVM vorgefunden habe, liegt er nicht, und er interessiert mich auch nicht besonders; so wenig wie der ganze Strafakt.

Sprecher der APG: Nein, ich war nicht deren „Sprecher“ und bin als solcher so wenig wie als ihr Mitglied aufgetreten. Tatsächlich habe ich eine Pressekonferenz geleitet und bei dieser die Sprecher der APG zu Wort kommen lassen; meiner Erinnerung nach, übrigens, vor kleinem Publikum. Natürlich hätte ich das nicht tun müssen, es wäre ja auch eher Sache des österreichischen Repräsentanten des Russell-Tribunals gewesen, die Pressekonferenz einer seiner Arbeitsgruppen auszurichten. (Natürlich hätte ich gern überhaupt die Repräsentanz des Tribunals übernommen.) — Ich war ja jetzt schon lange nicht mehr bei einer Pressekonferenz im Presseclub Concordia: Als ich dergleichen Veranstaltungen noch zu besuchen hatte, wurden Pressekonferenzen nicht selten vom Generalsekretär (Name ist mir entfallen), später von der Generalsekretärin der Concordia (Brandner-Radinger; deren Nachfolgerin habe ich in dieser Funktion nicht mehr erlebt) eröffnet und geleitet, ohne dass sie die Mitteilungen an die Presse hätten mittragen müssen (so wenig wie die APA ihre OTS). Dieser letzte Umstand traf auf mich allerdings nicht zu: Mit der Forderung, die Isolierhaft von Gefangenen — strikte Einzelhaft und Kontaktsperre nach außen, in schalldichten, ständig akustisch und visuell überwachten Zellen — zu beenden, habe ich mich durchaus identifiziert und damit identifiziere ich mich noch heute, weil diese Art der Haft eine Form von Folter ist. // Aber natürlich wundere ich mich nicht, wenn daraufhin mein Name im Handbuch der Foltergegner aufscheint. Und dass es auch Leute gibt, die alle, die gegens Foltern von Terroristen sind, als Terrorsympathisanten ansehen, sagt mir die ganz gewöhnliche Lebenserfahrung aus der halbwegs wachen Beobachtung der näheren und ferneren Umgebung. Es soll ja auch Weltgegenden geben, in denen selbst die Strafverteidiger von Verbrechern gern verdächtigt und bestraft werden, wegen angeblicher Sympathie für ihre Mandanten und daher ebensolcher Sträflichkeit. Der Verteidiger, z.B., von Raif Badawi fand sich nach kurzer Zeit gleichfalls im saudischen Gefängnis wieder, für 15 Jahre zuzüglich Reiseverbot und Geldstrafe — Saudi Arabien hatte seine Anti-Terrorgesetze zielstrebig in diese Richtung zugeschärft.

Ja, ich habe das kriminelle Potential der Gruppe unterschätzt, sogar programmatisch an der Unschuldsvermutung festgehalten, als die übrigen Mitglieder des FORVM-Vereins, panikgeschüttelt, einen Kontaktsperrebeschluss gefasst hatten. Ich halte nach wie vor daran fest: Vor rechtskräftiger Verurteilung, aber schon gar nicht vor aller Begehung irgendeiner kriminellen Handlung überhaupt, ist niemand als Krimineller zu behandeln. Um ein naheliegendes Missverständnis nicht zuzulassen: Die Gutheißung krimineller Handlungen ist gleichfalls eine solche. Bei der bewussten Pressekonferenz habe ich zwar keine „Vertretung“ dieser Personen übernommen, doch bin ich der Ansicht, es wäre besser gewesen, die APG als politische Gruppe ganz anständig ernst zu nehmen und ihrem berechtigten Anliegen Geltung zu verschaffen, statt ihr Abrutschen in kriminelle Tätlichkeiten durch ungerechtfertigte Ausgrenzung gravierend zu erleichtern; was kein Verbrechen der Ausgegrenzten rechtfertigt. Sondern ich verurteile — denn auch dort liegt in meinen Augen schwere Schuld: — ein vorgängiges Ausgrenzen, das durch keine später verübte Tat nachträglich zu rechtfertigen ist.

Aber nein, nicht ich habe dieser Gruppe die Redaktionsräume geöffnet, sondern Nenning, den im „Kurier“ (4.12.77) Jörg Mauthe zitiert hat: <„Da kommt so ein lieber Wuschelkopf daher“, sagte der Herr Nenning, ...“ — „wie soll ich wissen, daß der drei Jahre später ein Terrorist wird?“> Nennings zweiter Satzteil wäre nicht falsch, hätte er statt mit „drei Jahre später“ unnötigerweise einen größeren zeitlichen Abstand zu lügen, mit „ein halbes Jahr später“ die Wahrheit gesagt. Mauthe wollte damit natürlich genau zu derjenigen Hatz auf vermeintliche Sympathisanten von Terroristen blasen, die nach meiner Ansicht nicht nur geeignet ist, neue und tatsächliche Sympathisanten zu erzeugen, sondern, gleichfalls schädlich, den freien Meinungsaustausch und damit die demokratische Meinungsbildung durch Einschüchterung zu behindern. Meine eigene Diktion nach der Identifizierung von Gratt und Keplinger als Mittäter war in den Fernseh-Nachrichten ungefähr: „Das können nicht die Entführer sein, sondern bestenfalls deren Wasserträger. Wenn die Entführer keine besser Ausgebildeten haben, dann tun sie mir nur leid.“ Der zweite Satz war blöde formuliert, das Leidtun hätte ich damals gleich lieber ungesagt gemacht. Der erste Satz hingegen stimmt immer noch. Ihnen gefällt nicht, dass ich im „Falter“-Interview die drei Studenten „Buben“ nannte. Sie haben Recht, es waren keine Knaben mehr und ihr Mittun bei dem Verbrechen hat sie total entharmlost, aber nicht entblödet. Trotzdem empfinde ich die größte Hochachtung für die — übrigens erfolgreiche — Bemühung meines alten Freundes Michael Benedikt, Pitsch während der Strafhaft den Abschluss seines Studiums zu ermöglichen: Irgendwann würde Pitsch sein Strafmaß ja verbüßt haben, dann sollte er doch irgendwie sein Leben fristen können, und mit einer Qualifikation als Promovierter eher, als ohne; schließlich böte ihm die konzentrierte Befassung mit Philosophie in seiner Zelle die beste Chance zur Ordnung der Gedanken und Abkehr vom Wahn der kriminellen Tatgesinnung.

Welcher Vorwurf trifft mich, aber nicht mich alleine? Waren’s nicht die Leute vom „2. Juni“? oder wer waren denn die Initiatoren, die vor Gericht zu bringen, niemand Interesse gezeigt habe und die daher „glimpflich davonkamen“, wie Sie schreiben? Wie kann das möglich sein? Ich bin kein Jurist, hätte aber angenommen, dass Ihre Familie, Ihr Vater sich durch einen Anwalt als Privatbeteiligtenvertreter der Anklage angeschlossen hätte, schon um die Ausblendung von Fragen nach Initiatoren und Hintermännern zu verhindern. — Es ist aber nicht zu spät: Kapitalverbrechen wie dieses verjähren nicht, wenn ich nicht irre; es sei denn, die Initiatoren wären schon gestorben.

Selbst habe ich Gratt auf dem Tonbandmitschnitt nicht erkannt, erstens weil ich die Telefonnummer nie abgehört habe, zweitens weil ich zuvor seine Stimme gar nicht bewusst wahrgenommen hatte. Das Verbrechen habe ich nicht verharmlost, verharmlose es nicht, sehe es noch nicht einmal als politisch motiviert an und verabscheue vor allem die psychische Grausamkeit gegen den alten Herrn.

Freundliche Grüße,
Gerhard Oberschlick

Am 02.08.2016 um 14:25 schrieb Christian Palmers:

Sehr geehrter Herr Oberschlick,

vielen Dank für die ausführliche und klärende Darstellung der Ereignisse aus Ihrer Sicht. Ich fasse mich in meiner Antwort kurz, da wir morgen für mehrere Wochen verreisen und ich noch Vorbereitungen dazu treffen muss.

Ich weiss nicht, ob Pitsch von der Unterweisung durch Michael Benedikt wirklich profitiert hat. Man muss ihn in dem Dokumentarfilm „Keine Insel“ gesehen haben, um zu sehen, dass er sich nach wie vor als Teil einer (nichtexistenten) revolutionären Bewegung sieht und die Entführung ohnedies geglückt wäre, wenn Inge Viett sie nicht so schlimm („saumässig“ im OT) vermasselt hätte.

Mein Vater hatte nach seiner Freilassung kein Interesse an der Verfolgung der Hintermänner. Er war heilfroh, nicht in eine Kiste gesperrt worden zu sein wie der junge Bensdorp und dankbar, mit dem Leben davongekommen zu sein.

Mit besten Grüssen,
Christian Palmers

2 Aug 2016 16:50:46 +0200

Sehr geehrter Herr Palmers,
schöne Reise und gute Wiederkehr!
Beste Grüße, Gerhard Oberschlick

P.S: Dass Ihr Vater dieses Erlebnis hinter sich lassen wollte, spricht vermutlich für eine vitale Vernunft, sich die Zeit nicht unnötig weiter vergällen zu lassen.
Benedikt hat dem krampfigen Pitsch jedenfalls geholfen; zumindest dazu verholfen, als Dr.phil. in Frankreich Deutsch &/oder Philosophie zu unterrichten, statt alsbald wiederum mit Hilfe von Verbrechen den Lebensunterhalt zu decken. Das ist nicht alles, aber doch viel: hat vielleicht auch trotz seiner Unbelehrtheit anderen erspart, von ihm irgendwie geschädigt zu werden. Den Film habe ich ohne Bedauern nicht gesehen.

„Falter“ 31/16 vom 3.8., p. 4

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Erstveröffentlichung im FORVM:
Juni
2016
Autor/inn/en:

Gerhard Oberschlick:

Herausgeber der Print-Ausgabe des FORVM 1986-1995 und der Online-Ausgabe hier.

Christian Palmers:

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