FORVM » Print-Ausgabe » Jahrgänge 1982 - 1995 » Jahrgang 1988 » No. 413/414
Karl Reitter

Naturmythos & grüne Technologie

Grüne Theoriebildung scheint als konsistente nicht möglich, verfängt sich in die unmittelbaren Alternativen der Remythologisierung der Natur einerseits und der Option für eine bessere Technik andererseits. Die Gründe dafür können nicht allein im Unvermögen grüner Theoriebildung geortet werden, sondern verweisen auf das zu Grunde liegende Problem: die nicht geglückte sozialphilosophische Deutung der Beziehung des Menschen zur Natur.

I. Das Dilemma grüner Theorie

Die theoretische Situation der Grünen ist merkwürdig paradox: nichts, so könnte man meinen, könnte klarer sein als ihr politisches Selbstverständnis. Das Verhältnis der Menschen zur Natur, so könnte dieses Selbstverständnis buchstabiert werden, habe sich als ruinös erwiesen, für die Natur wie für den Menschen. Einhalt täte Not, ein anderes, sanftes und kooperatives Verhältnis zur Natur sei geboten. [1] Zugleich, so kann man fortsetzen, ermöglicht dieses Selbstverständnis, die Erbschaft der Arbeiterbewegung anzutreten, die, blind für dieses Problem, historisch obsolet geworden sei. Das Potential der Arbeiterbewegung sei erschöpft, die Anerkennung der Arbeiterklasse vollzogen, basierend auf umfassender Industrialisierung, dem Fortschritt schlechthin. Dieser Fortschritt erweise sich jedoch zunehmend als prekär. Ein anderes, noch grundlegenderes Verhältnis als jenes zwischen den sozialen Klassen müsse ins Bewußtsein treten und harre der politischen Umsetzung, die Beziehung der menschlichen Gattung zur Natur.

Im Kontext der politischen Kultur Österreichs sind damit bereits persönliche Karrieren angezeigt: vom sozialdemokratischen Intellektuellen zum grünen Intellektuellen.

Doch eigentümlicherweise scheint dieses Selbstverständnis brüchig und inkonsequent. Es existiert kein stimmiges grünes Bewußtsein. Wie auch in dieser elementaren Frage erweist sich die politische Substanz der grünen Bewegung als Verbindung durchaus bekannter Elemente. Im grünen Bewußtsein kombiniert sich romantische, lebensphilosophische [2] Naturschwärmerei mit dem verschämten Beerben des Fortschrittsbegriffs. Das Geschäft, den Grünen vorzurechnen, es gäbe viele Parallelen zwischen ihnen und der präfaschistischen Jugend- und Naturbewegung der Jahrhundertwende, wurde von einigen besorgt. Viel ist damit nicht besagt, im Grunde überhaupt nichts. Sind die Grünen präfaschistisch? Auch die Denunization brauner Gestalten in der grünen Bewegung sagt über diese selbst nicht viel.

Viel seltener wurde den Grünen vorgehalten, daß sie zugleich auch die gegenwärtigen Erben des Fortschrittsbegriffs sind. Dies erklärt sich nicht zuletzt dadurch, daß viele linke Grünkritiker selbst diesem Begriff verpflichtet sind. Erbe des Fortschrittsbegriffs deshalb, weil das bloße Fortschreiten der Technik mit wahrer, wirklich fortschrittlicher Technologie zu korrigieren ist. Andere Technologien (vom Katalysator bis zur Sonnenenergie) sind immer noch Technologien, ja eben sogar besondere, fortschrittliche. Das Übel, die Technik, ist somit nur mit sich selbst heilbar. Zugleich fehlt es nıcht an fundamentalistischen Theorien, die zu beweisen suchen, daß obiges Verhältnis eben grundlegend falsch sei; nicht eine andere, bessere Technik sei die Lösung, sondern ein qualitativ neues Verhältnis zur Natur tue not.

Das Dilemma ist an das Zugeständnis gebunden, daß für beide Positionen diskutierbare Argumente vorgebracht werden können. Es ist selbstverständlich möglich, die Debatte an diesem Punkt gewaltsam zu entscheiden. Wenn die Rede vom geschwisterlichen Verhältnis zur Natur tatsächlich nichts mehr ist als vormoderne Remythologisierung der Natur, dann reduziert sich die Aufgabe auf Kritik und ideengeschichtliche Spurensicherung. Umgekehrt gilt: wenn die These einer anderen Verwendung der Technik nur den alten Dämon verkleidet, ist die Diskussion ebenso beendet.

An dieser Stelle scheint ein kritischer Einwand geboten. Verstellt die monierte Diskussion nicht den Blick auf die tatsächliche politische Funktion der Grünen? Ist das Verständnis, primär „Umweltschutzpartei“ zu sein (in Verbindung mit sozialen Forderungen), nicht pure Illusion? Die aggressive militärische wie zivile Atompolitik der französischen Regierung konnte nicht für die Bildung einer erfolgreichen französischen Grünpartei genutzt werden. Grüne Parteien scheinen dort Erfolg zu haben, wo die bürgerlich-demokratische Revolution schleppend oder kaum vollzogen wurde, während umgekehrt demokratische Traditionen das Wachstum der Grünen eher zu verhindern scheinen. Diese These ist sicher grob, aber sie zeigt: statt Anwalt der Natur zu sein, ist als politische Substanz die Revitalisierung bürgerlich-demokratischer Traditionen auszumachen.

Die praktisch-politischen Folgekosten der ungeklärten theoretischen Basis grüner Politik erweisen sich als gering angesichts der tatsächlichen historisch-politischen Rolle der grünen Parteien. Die Kritik grüner Politik findet sich bei der Aufgabe, hinter dem illusionären Selbstverständnis die tatsächliche politische Substanz aufzuzeigen. Der Verdacht, „Grün“ sei letztlich eine Chiffre für radikaldemokratische Politik vor dem Hintergrund vollzogener Industrialisierung, würde dann an Gewicht gewinnen, wenn aus innertheoretischen Gründen gezeigt werden könnte, daß Technikkritik in die Forderung nach Ausweitung der Demokratie umschlagen muß.

II. Zivilisation = Knechtung der Natur?

Jeder Versuch, den Naturzwang zu brechen, in dem Natur gebrochen wird, gerät nur um so tiefer in den Naturzwang hinein. So ist die Bahn der europäischen Zivilisation verlaufen. [3]

Kritik an der Technik, am mathematisch-quantifizierenden Denken, ist so alt wie dieses selbst. Mit der Industrialisierung wuchsen ihre Kritiker. Wie ist der — selektive — Rekurs auf die „Dialektik der Aufklärung“ zu begründen? Dieses Dokument markiert eine sozialphilosophische Wegkreuzung, an der historisch ideologische Frontstellungen zersetzt und neu gruppiert werden. Kritik der Zivilisation und an Technik und Industrie als deren materielle Träger schien Sache der politischen Rechten zu sein. Ihre Funktion war es, der europäischen Zivilisation und Vernunft ihr anderes vorzurechnen, das Unsagbare, das Emotionale, die Natur, letztlich das Völkische. Die „Dialektik der Aufklärung“ markiert die grundlegend neue Einschätzung jener Protagonisten des Irrationalen, die die „Zerstörung der Vernunft“ [4] noch systematisch auszugrenzen sucht. Sicher, Adorno und Horkheimer vollziehen im vorliegenden Werk keinen Frontenwechsel, die Kritik der Aufklärung findet auf ihrem Boden selbst statt. Doch Nietzsche und Sade werden nun als Autoren begriffen, die der Aufklärung ihre eigene Melodie vorspielen. Was not tut, ist Aufklärung über die Aufklärung. Erst ihre Reflexion kann ihren wahren, unverstellten Gehalt ans Licht bringen. Entscheidend ist, und dies rechtfertigt in diesem Zusammenhang den Blick auf dieses Dokument, daß die Kritik am Fortschritt, als ungehindertes Fortschreiten gefaßt, explizit aus marxistischer Erfahrung heraus als Programm postuliert wird. Das bloße Fortschreiten der Technik, das Wachstum der Produktivkräfte allein vollendet die Barbarei, statt als deren Widerpart zu fungieren.

Aufklärung ist für Adorno/Horkheimer die historisch wirksame Praxis, in jenem Sinn, den dieser Begriff bei Marx besitzt, das Gesamt des theoretischen, praktischen, politischen und emotionalen Tuns des Menschen. Die „Dialektik der Aufklärung“ kann insofern als „grünes“ Dokument bezeichnet werden, als konsequent die Methode durchgehalten ist, die Gesellschaftlichkeit als Rückspiegelung des primär gesetzten Verhältnisses zur Natur zu begreifen. Zivilisation konstituiert sich aus dem Impuls, die einst übermächtige Natur zu beherrschen und zu bemächtigen, insofern ist der Stimulus der Vernunft mit jener der archaischen Mythologie verschwistert, jene vollendet, wozu diese nicht imstande war. Bemeisterung der Natur meint, daß Natur in der mathematisierenden, quantifizierenden Erfassung und Berechnung gleichsam ausgelöscht, „getötet“, auf blinden Stoff reduziert wird, die vernünftige Bemeisterung der Natur ist „Mimesis ans Tote“. [5] Die Ratio — das meint diese Chiffre — gleicht sich der entzauberten, entseelten und entmythologisierten Natur an, gleich starr, regelhaft, quantifiziert wie diese. Die Zwecke der Vernunft gerinnen zu dem einzigen Zweck, über die Natur zu verfügen, ihre Geheimnisse abzulauschen, um Natur listig mit Natur zu schlagen. [6] Die Zivilisation schafft eine zweite, mathematische Natur”. [7]

Die Entstellungen der äußeren Natur sind die Entstellungen unserer eigenen Natur. Die Subjektivität konstituiert sich „mit der Verleugnung der Natur im Menschen ... In dem Augenblick, in dem der Mensch das Bewußtsein seiner Selbst als Natur sich abschneidet, werden die Zwecke, für die er sich am Leben hält, der gesellschaftliche Fortschritt, die Steigerung aller materiellen und geistigen Kräfte, ja Bewußtsein selber, nichtig, und die Inthronisierung des Mittels als Zweck, die im späten Kapitalismus den Charakter des offenen Wahnsinns annımmt, ist schon in der Urgeschichte der Subjektivität wahrnehmbar“. [8] Das Bild des an den Mast gefesselten Odysseus, der den Lockungen der Natur „listig“ widersteht (um den Preis, der Gefesselte zu sein und mit tauben Gefährten zu reisen), ist in der „Dialektik der Aufklärung“ allgegenwärtig. Nihilismus ist das Schicksal jener Subjektivität, die sich aus und in den Versagungen konstituiert.

Der Schluß liegt nahe: die Rettung wäre die Anerkennung der Natur in ihrer unverfälschten, unverstellten Eigenart. Ob und in welcher Weise Adorno und Horkheimer diesen Schluß ziehen, ist in diesem Zusammenhang nicht so wichtig. Die „Dialektik der Aufklärung“ ist entfernt davon zu suggerieren, es sei möglich, unmittelbar der Natur in naiver Unschuld gegenüberzutreten. Entscheidend ist, daß dieser Schluß gezogen wird, als Ideologem durch die grüne Theoriebildung zirkuliert, auch wenn diese Versuche die argumentative Dichte der „Dialektik der Aufklärung“ bei weitem nicht erreichen — oder gerade deshalb. Doch auch Adorno ist dieser Schluß keinesfalls völlig fremd. Natur — so lehrt uns der Text — bleibt das Verdrängte der Zivilisation, und die Herrschenden vollziehen blindwütige Rache an jenen, die für Natur stehen, an der Frau, an den Juden. Daß das Ich Autonomie nur erringt, wenn es sich den von der Natur empfangenen Eindrücken zwangslos überläßt, daß Autonomie oder Heteronomie sich primär im Naturbezug konstituieren, ist jedenfalls bei Adorno eindeutig. [9] Auch ein weiteres Element in Adornos Arbeiten ist inzwischen zum Standard populärer Naturkritik geworden: das Kriterium der Ästhetik. Die Alternative zum beherrschenden, industriellen Verfügen über Natur ortet Adorno, so kann man vergröbernd, doch keineswegs verstellend sagen, im ästhetischen Naturbezug. Die Kunst lehrt uns, wie mit Natur verfahren werden kann. Im Film Kosaanisgatsi ließen uns die Bilder wissen: das Industriesystem ist häßlich — der Verleih warb mit Sonderkonditionen um den Besuch von Schulklassen.

Ist es gerechtfertigt, Befreiung als Rettung zu apostrophieren? Zeigt dies nicht die Abkehr von der Methode des historischen Materialismus an, der sich die Autoren in den dreißiger Jahren verpflichtet fühlten? Keineswegs. Die Produktivkräfte bleiben der treibende, die Produktionsverhältnisse der getriebene Teil, allein die Bewertung hat sıch von Kräften des Fortschritts zu Mächten der Destruktion gewandelt. Die Beherrschung der Natur zieht die soziale Herrschaft nach sich, und es mag sein, daß die barbarische Herrschaft über die Natur noch nicht in barbarische Herrschaft über den Menschen umgeschlagen hat. Erst die „vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils“. [10]

Doch der Widerspruch zwischen fortschreitender Bemeisterung der Natur und den dagegen rebellierenden Kräften ist kein antagonistischer und systematischer. Was könnte die historische Rolle der Produktivkräfte übernehmen? Muß nicht der Widerstand gegen das ausbeuterische Naturverhältnis per definitionem vormodern, animistisch sein, der dem Stoff der Industrie die beseelte Natur entgegenstellt? Dialektisch ist Aufklärung insofern, als sie sich selbst in blindwütige Barbarei aufhebt, Gesellschaft wird im bösen Sinne naturwüchsig. Der Ort des Widerstandes mag im Ästhetischen aufbewahrt sein, im vormodernen Naturverständnis, er regrediert zum Restposten. Befreiung ist Rettung, da die Mächte, die sie bewirken könnten, keinen systematischen Ort im Sozialen aufweisen. Nur ein Schritt trennt dieses Denken von verbrämter Theologie, die das Heil durch die Resurrektion der Natur erhofft.

III. Welche Kritik der Technik ist möglich?

Die grüne Bewegung kann das Postulat der Dringlichkeit eines qualitativ anderen Verhältnisses zur Natur, anders ist das historische Erbe der Arbeiterbewegung nicht anzutreten, nicht ohne weiters aufgeben. Das Postulat des Vorrangs der Gattungsfrage vor den sozialen Konflikten legt die These einer anderen Technik nahe. Doch die Versuche, eine qualitativ andere Technik theoretisch zu begründen, dürften gescheitert sein. [11] Was bleibt, sind die bekannten Vokabeln: „sanft“, „klein“ und „überschaubar“. Tatsächlich haben sie keine andere Funktion, denn als soziales Erkennungsmerkmal zu fungieren, als positives Stigma, an dem Grün Grün erkennt. Als Begriffe des Maßes erfordern sie einen Maßstab, als Begriffe der Relation ein Absolutes (klein, gemessen woran usw.). Dieses Maß, so belehrt man uns, sei eben der Mensch und die Natur selbst („menschliches Ausmaß“, oder noch knapper „natürlich“). Selbstverständlich ist damit kein Problem gelöst, nur neue Fragen sind gestellt.

Kann es überhaupt eine Alternative zur Naturbeherrschung geben? Ist eine nicht-mathematische, qualitative Physik denkbar? Verbietet ein geschwisterliches Verhältnis zur Natur nicht den Verzehr von Tieren, die Züchtung von Pflanzen? Ist das planende, berechnende Verhältnis zur Natur überhaupt aufgebbar? Nein, die Differenzen zwischen den Technologien verbleiben im Quantitativen. Die grüne Bewegung hat diesem Faktum auf eine Weise Rechnung getragen, die das Ausmaß der theoretischen Hilflosigkeit anzeigt: in den Forderungen, der Natur doch ein Reservat zu gewähren, ein Stückchen Land, auf dem sie ganz sie selbst sein kann, unbehelligt vom Menschen. Damit ist eingestanden: wo der Mensch auftritt, kann Natur nicht mehr Natur sein, und wo sie es sein soll, hätte der Mensch sich fernzuhalten.

Doch überzeugt die konträre Position, den technischen Apparat als bloßes Mittel zu begreifen, das eben besser oder schlechter, nützlicher oder weniger nützlich sein kann? Kein Mittel ist bloß ein Mittel, Günther Anders schrieb das, nicht als letzter einer langen Reihe. [12] Damit betreten wir einen anderen Topos der Technikkritik. Das Mittel technologischer Apparat verselbständigt sich zum Zweck, die fortgeschrittene Industriegesellschaft subsumiert uns unter ihre Logik. [13] Das Makrosubjekt menschliche Gattung entläßt aus sich eine Struktur (den technischen Apparat), der sich verselbständigt und die Zweck-Mittel-Relation umkehrt. Dieser Topos der Entfremdung ist, und darauf soll sich jetzt die Kritik beschränken, sozialphilosophisch kaum deutbar und politisch kaum umsetzbar. Das Markrosubjekt Gattung ist als Abstraktion nicht handlungsfähig, handeln können nur konkrete Individuen, sei es auch im Namen von Institutionen und politischen Kräften. [14]

Der Topos der Entfremdung kann jedoch in eine politisch und sozial deutbare Theorie überführt werden, die den grundlegenden theoretischen Impuls bewahrt und zugleich Aporien vermeidet. [15] Rationalität, handlungstheoretisch gedeutet, läßt die Unterscheidung zwischen instrumenteller und kommunikativer Vernunft zu. Erstere ist, als erfolgsorientierte Wahl zwischen verschiedenen Mitteln im Stoffwechsel mit der Natur, ohne Alternative, zweitere entfaltet ihr Potential allein in der sprachlichen Kommunikation. Die Kritik an der instrumentellen Vernunft setzt am überschießenden historischen Erfolg dieses Rationalitätstypus an. Die neuzeitliche Naturwissenschaft und Technik entzaubert nicht nur die Natur, als erfolgreiche Praxis setzt sie die Maßstäbe der Rationalität überhaupt. Wissen, das hinter der exakten, mathematisierbaren Wissenschaft zurückbleibt, kann im empathischen Sinn Wahrheit nicht mehr für sich reklamieren. Die Rationalität der Naturwissenschaft destruiert die traditionalen Weltbilder, stets auch Legitimationen für soziale Herrschaft; auf den Tod Gottes folgen die „wissenschaftlichen Weltanschauungen“.

Technik und Wissenschaft wird jedoch in dem Maß zur Ideologie, in dem das Verhalten zur Natur auch das Verhältnis zwischen den Menschen bestimmt. „die eigentümliche Leistung dieser Ideologie ist es, das Selbstverständnis der Gesellschaft vom Bezugsrahmen des kommunikativen Handelns und von den Begriffen symbolisch vermittelter Interaktion abzuziehen und durch ein wissenschaftliches Modell zu ersetzten.“ [16] D.h. der Bereich der Intersubjektivität, der Gesellschaftlichkeit, des Sozialen wird zum technischen, quasi naturwissenschaftlichen Problemfall verdringlicht. Die neuzeitliche Wissenschaft war Bündnispartner, ja Motor der Entzauberung der traditionalen Weltbilder; mit Galilei gegen die Inquisition. (Man kann die europäische Arbeiterbewegung nicht verstehen, wenn die Innigkeit dieses Bündnisses mit der Wissenschaft nicht bedacht wird — ein Bündnis, das heute in blinde Industrieaffirmation umgeschlagen ist.)

„Entfremdung“ wird somit sozial und politisch deutbar: die instrumentelle Vernunft zehrt drohend die Rationalität sprachlicher Kommunikation auf. Dieses Vernunftpotential kann allein in Kommunikation entbunden werden, mit der Natur ist Kommunikation nicht möglich, die instrumentelle Vernunft ist in dieser Sphäre ohne rationale Alternative; umgekehrt gilt dies leider nicht, die kommunikativ strukturierten Lebensbereiche sind sehr wohl strategisch manipulierbar. Die politischen Implikationen dieses Typus von Technikkritik liegen in der Entfaltung demokratischer Verhältnisse. Die Aktualität der beschriebenen Ideologie sui generis ist täglich in der Selbstdarstellung der Regierung unserer Republik abzulesen: Vranitzky agiert als Geschäftsführer der Österreich Ges.m.b.H.

Wohin haben uns die Überlegungen geführt? Von der Kritik der Technik zur Demokratie! Damit ist der Bogen zum eingangs angemeldeten empirischen Befund geschlagen, die realpolitische Rolle der Grünen sei die einer radikaldemokratischen Partei, ein Faktum, das mit der Kritik der Technik und Wissenschaft als jene Ideologie, die, mit Ideologien alten Typs unvergleichbar, zur Sozialtechnologie mutiert und jegliche Emanzipation verunmöglicht, innertheoretisch gestützt wird. Radikaldemokratie hat in der fortgeschrittenen Industriegesellschaft die entsprachlichte Rationalität der Sozialtechnologen zum Gegner, es gilt das Soziale selbst wieder als kommunikativen Lebensbereich zu gestalten. Nicht die politische Auseinandersetzung innerhalb einer demokratischen Öffentlichkeit steht zur Aufgabe, sondern der Kampf um diese selbst. Technikkritisch ist dieses Programm insofern, als es gilt, die Rationalität der Technik als Paradigma auch des Sozialen zurückzudrängen.

IV. Methodische Prämissen der Technikkritik

Von den traditionellen Möglichkeiten, Technik zu denken, erscheint die letzte, in Anschluß an Habermas gefundene, zweifellos als die überlegenere. Und doch bleiben zu viele Fragen offen, um an dieser Stelle schon den Schlußpunkt setzen zu können. Welche Bewertungen der Technik erscheinen überhaupt als möglich?

Keinesfalls überzeugt die These, Technik sei letztlich der Motor des Fortschritts schlechthin. Darin kombiniert sich schlecht verstandener Marx mit Darwins Rede von der gesetzmäßigen Höherentwicklung der Gattungen; die Menschengattung habe sich in den technischen Apparaten ihre externen Organe geschaffen, vermittels derer sie höhere Stufen der Evolution erklimmt. Diese These hat so wenig Aktualität, daß sie nicht näher zu diskutieren war.

Es überzeugt auch nicht die Umkehrung: Technik als Übel. Die These von der systematischen Knechtung der Natur bleibt so lange folgenlos, als nicht konsequent die Technik als materieller Ausdruck dieser Unterjochung begriffen und die Alternative dazu gesucht wird. Denn auch raffiniertere Formen dieses Denkens, die „Dialektik der Aufklärung“ fungierte hier als prominentes Beispiel, müssen die Möglichkeit eines qualitativ anderen Naturbezuges (nicht eben, sondern statt des instrumentellen) postulieren, dieser ist jedoch, als rationaler, denkunmöglich.

Verbleibt die These der Neutralität der Technik, die nur insofern von Übel ist, als die ihr zugrundeliegende Haltungsrationalität das Paradigma für Vernunft überhaupt bestimmt. Es verbleibt jedoch der Einwand, daß die Macht des technologischen Apparats systematisch unterbelichtet, der Topos der Entfremdung zu rasch verabschiedet wird. Die scheinbar paradoxe Schlußfolgerung, daß Technik weder positiv noch negativ noch als neutral begrifflich zu fassen sei, führt uns zur Notwendigkeit, methodische und methodologische Überlegungen anzusetzen.

Technikbewertung, und dies sei als These postuliert, beruht auf der Annahme, die konkrete Wirklichkeit sei in technische Sachverhalte einerseits und soziale Sachverhalte andererseits begrifflich sinnvoll zu trennen. Die tiefen philosophischen Unterschiede zwischen handlungstheoretischen Ansätzen (instrumentelles vs. kommunikatives Handeln) und geschichtsphilosophisch motivierten Begriffen der Praxis der Gattung (Produktionsverhältnisse vs. Produktivkräfte) sollen damit nicht negiert werden, entscheidend ist, daß diese Ansätze alle auf der methodischen Zulässigkeit dieser Unterscheidung beruhen und daß ihr theoretisches Projekt mit unterschiedlichen Mitteln darauf abzielt, das Verhältnis zwischen diesen Sphären zu fassen. Diese scheinbare sozialphilosophische Selbstverständlichkeit ist jedoch so selbstverständlich nicht.

Gerade wenn das Kriterium der Verfügungsmacht über die Natur (das Wachstum der Produktivkräfte) etwa als „Ausdehnung der technischen Verfügungsgewalt“ [17] definiert wird, wird die Trennung zwischen den Sphären eigentümlich unscharf. Ja, mehr noch, das Soziale, in das kein Atom Naturwissenschaft eingeht, erweist sich als die erste Produktivkraft: „Die wichtigste aller Techniken ist die gesellschaftliche Organisation selbst, der mächtigste, jemals von Menschen geschaffene Apparat ist das geregelte Beziehungsnetz der gesellschaftlichen Verhältnisse.“ [18] Typus, Art und Struktur der sozialen Beziehungen sind die erste und wichtigste Macht, die bei der Umformung der Natur wirksam wird. Der Einwand, dies sei doch hinlänglich bekannt und, unter dem Begriff Arbeitsteilung, etwas durch und durch Gesellschaftliches, auch gewußt, überzeugt insofern nicht, als das eigentliche Problem dadurch unberührt bleibt: ist Technik überhaupt ohne das Soziale? Ist die Grenze angebbar, an der das Technische sich vom Sozialen scheidet und umgekehrt?

Die Technik der Schiffsbewegung vermittels Ruder (als gesellschaftlicher Transporttypus, nicht als Spiel) ist an die Sklaverei oder an eine bestimmte Form des Strafsystems gebunden. Sinnlos erscheint die Frage, ob die Sklaverei den Bau von Galeeren begünstigte oder umgekehrt die Technik der Galeere die Versklavung der Menschen begünstigte; das methodische Problem ist, ob das Transportsystem sinnvoll in die Terme „Technik der Ruder“ und „Sklavenhaltung“ zerlegbar ist, ob sie, als gesellschaftlich verfügbare Technik, nicht in einer Weise an das Soziale gebunden ist, daß jene Abstraktionen sinnzerstörend wirken müssen.

V. Der heimliche Funktionalismus der Technikkritik — die Suche nach dem entstellenden Faktor

Selbstkritisch muß die Frage gestellt werden, ob der Text nicht auf einem simplen Mißverständnis beruht. Selbstverständlich kombinieren sich im konkreten industriellen Arbeitsprozeß Wissen vom Typus exakter Naturwissenschaft und gesellschaftliche Strukturen in enger Wechselwirkung. Die Differenz in Handlungssphären sind Abstraktionen, die als solche im Konkreten nie erscheinen. Wenn z.B. Habermas dem Begriff des instrumentellen Handelns das einsame, sprachlos der Natur gegenübertretende Individuum unterstellt, so ist damit rein analytische Funktion angezeigt, und keine Aussage über den Realprozeß der Arbeit.

Die methodische Unterscheidung, so könnte man fortsetzen, hat allein kritische Absicht. Den systematischen Einfluß des Sozialen auf die konkrete Gestalt der Technik aufzuzeigen, wie umgekehrt jenen verzerrenden Faktor ausfindig zu machen, der in die konkrete Gestaltung der Technik einfließt, um dahinter die unschuldige Substanz der Technik freizulegen, ist das ausgesprochene oder unausgesprochene Telos der Technikkritik. Die Bestimmung des verzerrenden Faktors ist eben die differentia specifica der unterschiedlichen Technikkritiken.

Die wirkungsgeschichtlich bedeutsamste Kritik ist die Denunziation des Ziels der kapitalistischen Verwendung, die Verkehrung des Verhältnisses Mensch/Maschine. Nicht der Mensch gebraucht die Maschine, die Maschine gebraucht den Menschen. Diese Kritik kann erweitert oder ersetzt werden durch die „strukturelle Affinität“ [19] der Technik mit Herrschaft, der nicht aufgeklärten Aufklärung, patriachalischer Denk- und Handlungsmuster. Diese Verzerrungen der Technik können als sehr tiefgreifend und systematisch angesetzt werden, so daß bestimmte Technologien vollständig von ihnen durchdrungen sind (AKW, Kriegstechnologie, Genforschung usw.).

Nicht unbegründet erscheint die Vermutung: die Trennung in sinnvoll abstrahierbare Sphären des Stoffwechsels mit der Natur und des Sozialen korrespondiert mit der These, hinter dem verstellenden Faktor sei die unschuldige Substanz der Technik freizulegen (die als unschuldig auch fortschrittlich oder fortschrittlich nutzbar ist); diese beruhen auf heimlichem Funktionalismus der Technik und Naturalismus der Bedürfnisse. Technik wird als aufsteigende Linie von Antworten auf konstant gesetzte, natürliche Bedürfnisse nach Ortsveränderung, die mystische Erzählung, der Brief, die Zeitung, das Fernsehen, das Bedürfnis nach Information befriedigen. Funktional ıst es, Technik als Antwort auf anthropologisch konstante Grundbedürfnisse (denen man abgeleitete, „kulturelle“ Bedürfnisse folgen lassen mag) zu denken.

Die als sinnvoll postulierte Abstraktion der konkreten gesellschaftlichen Wirklichkeit in den Stoffwechsel mit der Natur und das Soziale ist Bedingung für den Topos der Janusköpfigkeit der Technik. Jene Seite, der Natur zugewandt, würde nicht in kapitalistische Verschwendung, Herrschafts- und Bemächtigungsstreben usw. restlos aufgehen, sie würde der Verflechtung mit den sozialen Verhältnissen in gewisser Weise widerstehen. Dieses resistente, wenn man will neutrale Element kann als Potenz gedacht werden, im Stoffwechsel mit der Natur Bedürfnisse zu erfüllen. Das andere Gesicht der Technik zeige die Züge des konkreten Entstehungs- und Verwendungszusammenhangs. Technikkritik beruht auf der methodischen Prämisse, daß Technik in diesem Zusammenhang nicht restlos aufgeht. Damit ist jedoch unabdingbar die These der Rückführbarkeit der Bedürfnisse auf natürliche postuliert, denn eine andere Verwendung, ein Umbau der Technik macht nur dann Sinn, wenn vorausgesetzt wird, daß diese Technik (nach Abzug des verzerrenden Faktors) Bedürfnisse des Menschen erfüllen könnte. Diese muß jedoch die Erkenntnis, daß Bedürfnisse durch und durch gesellschaftlich sind, systematisch herabsetzen und verwerfen.

Das irreduzible Heraustreten des Menschen aus der Natur, die Gesellschaftlichkeit selbst, wird zugunsten eines verschämten Naturalismus zurückgenommen. Das Bedürfnis, das Technik befriedigt, ist niemals roh natürlich, sondern mit dieser Technik gesetzt. Das Auto ist nicht ein verbessertes Pferd, sondern — unabgrenzbar — mit gesellschaftlichen Verhältnissen, Emotionen, Auswirkungen verwoben — die Antwort auf das mit ihm gesetzte Bedürfnis. Das Auto befriedigt das Bedürfnis nach Autofahren. [20] Das Fernsehen befriedigt das Bedürfnis nach Fernsehen, es ist als Element der Felder Bedürfnis — Soziales — Technik nicht einmal mit dem Kino vergleichbar.

Die gesellschaftlichen Bedürfnisse, die mit der Technik gesetzt werden (das Verhältnis Bedürfnis-Technik ist weder als kausales noch als Wechselwirkung beschreibbar, es ist „zugleich“), lehnen sich [21] jedoch an das roh Natürliche, Biologische an. Die Nahrungsmittelindustrie, die Eßkultur hat damit zu tun, daß der Organismus des Menschen Nährstoffe benötigt; „zu tun“ in einem sehr indirekten Sinn: die gesellschaftliche Institution „Nahrungsaufnahme“ ist keine Funktion biologischer Notwendigkeiten. Die Freiheit der gesellschaftlichen Institution, das zu definieren, was als „eßbar“ gilt, ist unwahrscheinlich weit, wie das Gebot, wann zu essen und wann zu fasten sei.

Die natürlichen, aus der Leiblichkeit des Menschen resultierenden Bedürfnisse sind nicht das Zentrum, um das sich die kulturellen Überformungen gruppieren, sondern sie stellen die äußerste Grenze der kulturellen Schöpfungen dar, die sich nicht völlig von ihnen emanzipieren können. Die Technik transzendiert nicht mit einem Gesicht das Soziale auf die Fähigkeit hin, natürliche Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen. Sie kann auf nichts außerhalb der konkreten gesellschaftlichen Wirklichkeit bezogen werden, sie kann auch an nichts außerhalb dieser Wirklichkeit gemessen werden.

Es ist Kinderei, die Technik aus der konkreten Gesellschaftlichkeit heraustreten zu lassen, auf jenes außergesellschaftliche Feld, auf dem sie, mit anderen Techniken, darum konkurriert, besser Bedürfnisse des ebenso ent-gesellschaftlichten Menschen, eines bloßen Phantoms, befriedigen zu können. Die real institutionalisierte Technik kann nur um den Preis der Reduktion des Gesellschaftswesens auf ein komplexes Bedürfnistier auf die in der Technik schlummernden Möglichkeiten hin transzendiert werden.

Die grüne, noch mehr die alternative Bewegung trägt sicher den Gedanken mit sich, die Kritik an den prekären Folgekosten zur Frage nach der Sinnhaftigkeit des Industriesystems selbst auszuweiten. Dieser berechtigte Ansatz könnte perspektivisch den tatsächlich fruchtbaren Weg der Technikkritik (die tatsächlich Kritik des Sinns des fortgeschrittenen Industriesystems wäre) aufzeigen — könnte; doch da sie im Namen der einfachen Natürlichkeit des Menschen erhoben wird, verdunkelt sie gerade dadurch den gesellschaftlichen Charakter (das gesellschaftliche Sein) der Technik, statt ihn aufzuhellen. Die Systematik dieser Kritik klagt die einfache, „natürliche“, de facto zumeist vorindustrielle Technik gegen die hochindustrielle ein, die, so lautet der Trugschluß, das selbe Bedürfnis schlußendlich besser, günstiger und mit weniger schädlichen Folgen für die Umwelt befriedigen könnte. Umgewertet wird die aufsteigende Linie der technischen Erfindungen als Antwort auf konstante Bedürfnisse, das Pferd sei letztlich doch das bessere Auto.

Kritik an den Implikationen und Prämissen des Industriesystems als bestimmte gesellschaftliche Institutionen ersetzt sich illusionär durch den Rekurs auf die phantasmagorische Natürlichkeit des Menschen. Doch jene Rekursinstanz „Natur“ ist nicht minder gesellschaftlich, sie dient in politisch gefährlicher und allzubekannter Weise zur Maskierung politischer und sozialer Entscheidungen als „natürlich“, sie damit jeder Kritik und Diskussion entziehend: Damit ist die radikaldemokratische Funktion der grünen Bewegung gefährdet, zu einem Fundamentalismus zu regredieren, der sich darin erschöpft, die vergeblichen Selbstverständlichkeiten der Natur zu buchstabieren.

[1Ich paraphrasiere die übliche grüne Theologie. Dazu u.a.: „Neue soziale Bewegungen: Konservativer Aufbruch im bunten Gewand?“ Wolf Schäfer (Hg.), FfM 1983.

[2Mit dem Terminus „Lebensphilosophie“ ist in diesem Zusammenhang nicht die akademische Philosophie etwa Diltheys gemeint, sondern die antirationalistische Strömung um die Jahrhundertwende.

[3Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, „Dialektik der Aufklärung“ FfM 1971, S. 15.

[4Lukács’ Werk stellt den wirkungsgeschichtlich wohl bedeutsamsten Versuch dar, ausgehend von der Fiktion des ungetrübten historischen Fortschritts als Realgeschichte der europäischen Gesellschaft, die Kritiker ohne jede Einschränkung als reaktionär abtun zu können. Dieses Werk zeugte ungezählte Kinder und Kindeskinder.

[5a.a.O. S. 53.

[6Die Umwertung der Produktivkräfte in Destruktivkräfte läßt sich auch an diesem Topos belegen. Marx setzt die Entfaltung der List nicht an den Beginn, sondern an das Ende der Vorgeschichte der Menschheit — als ein Moment, das das Kapitalverhältnis sprengen könnte. „Es ist nicht mehr der Arbeiter, der modifizierten Naturgegenstand als Mittelglied zwischen das Objekt und sich schiebt, sondern den Naturprozeß, den er in einen industriellen umwandelt, schiebt er als Mittel zwischen sich und die unorganische Natur, deren er sich bemeistert.“ Grundrisse, S. 592 f.

[7Die detaillierte Aufhellung dessen, was Mathematisierung der Natur bedeuten könnte, findet sich nicht bei Adorno/Horkheimer selbst, sondern bei Husser. Vergl. „Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie“ insbesondere § 9, „Die Mathematisierung der Natur. Galileis Konzeption der Natur als einer in sich geschlossenen Körperwelt.“

[8a.a.O. S. 51.

[9„Das autonome Ich (Adornos, K. R.) ist daher nur das Korrelat einer in ihrer Eigenart anerkannten Natur; es gewinnt in dem Grade an Freiheit, in dem es sein inneres Gestaltungsvermögen der sinnlichen Vielfalt der von Natur empfangenen Eindrücke zwanglos überläßt.“ Axel Honneth, „Kritik der Macht“ FfM 1985, S. 56.

[10„Dialektik der Aufklärung“, S. 7.

[11Etwa Otto Ullrichs „Technik und Herrschaft“. Sein Versuch „Zum Topos einer anderen Technik“ Systematisches zu sagen, verliert sich zwischen Blochzitaten und der These, Technik müsse der Herrschaft der Experten und dem Kapitalverhältnis entwunden werden.

[12Vergl. „Die Antiquiertheit des Menschen“, insbesondere den Abschnitt „Die Welt als Phantom und Matrize“.

[13Eines der wichtigsten Werke dazu ist immer noch „Der eindimensionale Mensch“ Herbert Marcuses; er verbindet das Motiv der Entfremdung mit der Kritik an der Neutralisierung der Qualitäten der Natur in der mathematisierten Naturwissenschaft in Anschluß an Husserl. Daß Technik neutral ist, ist „ein positives Merkmal“ (S. 171), d.h. die aller Subjektivität entkleidete Technik und Naturwissenschaft ist den Zwecken der Herrschaft nicht widerständig. Technik und Wissenschaft erscheint als die Negation der Subjektivität, als das Objektive schlechthin. Doch diese „reine Objektivität offenbart sich als Objekt für eine Subjektivität [Marcuse meint die verstellte Subjektivität der Herrschaft, die als scheinbare Nicht-Subjektivität erscheint, als Subjektivität, die sich selbst fremd ist], die das Telos, die Zwecke bereitstellt.“ S. 182.

[14Was manche freilich nicht hindert, im Namen des Sinnes der Gattungsgeschichte zu sprechen.

[15Gemeint ist das Projekt von Jürgen Habermas.

[16Jürgen Habermas „Technik und Wissenschaft als Ideologie“ FfM 1969, S. 81.

[17a.a.O. S. 64.

[18Cornelius Castoriadis, „Durchs Labyrinth“ FfM 1983, S. 205 f.

[19Terminus Ullrichs, der die Ähnlichkeit zwischen Kapitalverhältnis, Expertenkultur und Technik beschreiben soll.

[20Die Werbung, deren Annahmen sich auf dem Markt bewähren müssen, weiß das längst.

[21Mit dem Terminus „Anlehnung“ versucht Castoriadis das Faktum begrifflich zu fassen, daß die institutionalisierten Institutionen auch auf das Nicht-Gesellschaftliche verwiesen sind. Vergl. dazu: „Gesellschaft als imaginäre Institution“, Kapitel V.

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Erstveröffentlichung im FORVM:
Mai
1988
, Seite 20
Autor/inn/en:

Karl Reitter:

Marxistischer Autor in Wien und Mitglied der grundrisse, Redaktionsmitglied von Context XXI von Dezember 2000 bis November 2001.

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