FORVM » Print-Ausgabe » Jahrgänge 1982 - 1995 » Jahrgang 1984 » No. 361/363
Reuwen Kalisch

Kriemhilds herrlicher Jude

Eine andere Maisse

Die germanischen Recken waren zweifellos gewaltige Recken, aber schreiben konnte nicht einmal richtig Karl der Große. Und doch gab es eine Menge von Heldenepossen. Unter den Germanen und zwischen ihnen gab es nun ein sehr literarisches Volk. Seine Leute waren zum Beispiel die Verfasser des immergrünen Bestsellers „Die Bibel“.

Unsere Freunde

Und nun kommt eine merkwürdige Geschichte. Der Sohn Karls des Großen war bekanntlich Ludwig der Fromme, der unter anderem das gesamte altgermanische Schrifttum, angestiftet von der katholischen Kirche, vernichten ließ. Weniger bekannt ist die Art der Frömmigkeit dieses Kaisers. Aber bei Heinrich Grätz, dem großen, wahrscheinlich größten deutsch-jüdischen Geschichtsschreiber (1817-1891) kann man Genaueres darüber finden. Ludwig neigte zum Judentum. Das war etwas Schreckliches für die Kirche. Alle Kräfte wurden mobilisiert und schließlich gelang es doch, den Kaiser zu einem koscheren Katholiken zu machen und er verbrannte die Bücher. Natürlich blieb aber doch etwas erhalten, allerdings sehr, sehr wenig, denn die Kirche arbeitete sehr genau.

Unsere Lieder

Man fand also nach vielen hunderten von Jahren das Gudrun- und das Dietrichlied in hebräischen Lettern. Das war ein Glück, sonst hätten wir es heute nicht mehr. Es kann nun sein, daß man diese Eposse schnell hebräisch niederschrieb, um sie, als Gebetbücher getarnt, zu retten. Aber es gibt auch eine ganz andere Erklärung. Theoderich der Große = Dietrich von Bern war ein großer Judenfreund. Daher liegt es nahe, daß ein Jude das Dietrichlied geschrieben hat. Aber nicht nur dieses Lied.

Es gibt ein sehr merkwürdiges ’deutsches’ Heldenepos mit Namen „Die Nibelungen“. Viel wurde geschrieben und gedeutet, warum die deutschen Könige und Recken dort so schlecht wegkommen. Aber auch für dieses Rätsel der deutschen Mythologie gibt es eine plausible Erklärung. Henry Pirenne war ein großer Wirtschaftshistoriker. Seine Bücher sind recht lesenswert. Aber wenn ein großer Gelehrter Antisemit ist, kann er sehr gut in Fußangeln fallen und sich sogar stellenweise lächerlich machen. Pirenne will immer wieder beweisen, daß die Juden in der Wirtschaftsgeschichte Europas lange nicht die große Rolle gespielt haben, wie man allgemein glaubt. Das entscheidende wirtschaftliche Ferment waren Pirennes Belgier. Pirenne hat scheinbar nie ernstlich hebräisch gelernt, obwohl sein geographischer Nachbar Heinrich Heine das so dringend empfiehlt.

E.M. Lilien

Pirenne weiß natürlich, daß die Deltas und Unterläufe der großen nordeuropäischen Flüsse von Phöniziern besetzt waren. Die Sprache der Phönizier aber war hebräisch und so manche Phönizier waren eigentlich Juden. Pirenne spricht an einer Stelle von den Überresten einer Kultstelle der keltischen Flußgöttin Nachlah am Rhein. Dieses angeblich keltische Wort ist rein hebräisch und heißt auf deutsch ungefähr Flussin = Flußgöttin.

Unser Stahl

Die Germanen hielten sehr viel von Schwertern erster Güte. Sie waren für sie von höchstem Wert, aus dem einfachen Grund, weil sie sich nämlich auf die Schmiedekunst selbst nicht verstanden. Wer das sehr wohl verstand‚ waren die Phönizier und die ihnen angeschlossenen Juden.

Eine ausgezeichnete Schmiedewerkstatt befand sich anscheinend in Xanten am Rhein. Der Oberschmied war ein gewisser Sigmund, vielleicht nicht zufällig um die Jahrhundertwende ein sehr jüdischer Name, und in der Werkstatt arbeitete sein Sohn Siegfried alias Schalom. Mein Vater hatte auch diese beiden Namen.

Im Laufe der Völkerwanderung mußten die Phönizier zusammen mit den Römern ihre Plätze räumen. Aber sie verschwanden sicher nicht bis auf den letzten Mann.

Die wilden Burgunder saßen in Worms und Jung-Siegfried begab sich in ihren Dienst. Das war natürlich kein Vergnügen und er mußte einige sehr bedenkliche Dinge für den miesen König Gunther tun. Immerhin bekam er als Trostpreis die Schwester des Königs. Die burgundischen Könige waren Christen und Siegfried wurde es auch mehr oder weniger. Aber das sollte ihm nicht gut bekommen.

Unser Heil

Der Streit zwischen Kriemhild und Brunhild, der ihn letzten Endes das Leben kosten sollte‚ brach vor der Kirche aus. Hätte er doch die Assimilation nicht so weit getrieben! Von da an wurde die Situation brenzlich. Als Kriemhild ihrem bedauernswerten Mann aber ein Kreuz auf die verwundbare Stelle nähte, glaubte sie zwar, daß ihn das retten werde, aber in Wirklichkeit besiegelt dieses Kreuz sein Schicksal. Kriemhild aber war ihrem herrlichen Juden treu und sann auf Rache. Siegfried starb, weil er von seinem Glauben abgefallen war und die miesen Könige samt Hagen und Kompanie wurden alle von der Gottesgeissel, dem Heiden Attila, erledigt. Dieses berühmte kontroverse deutsche Heldenepos ist also eine eminent jüdische Geschichte, geschrieben gegen die germanischen Christen des frühen Mittelalters. Wenn man es so versteht, verschwindet seine Problematik. Gunther und seine zwei Brüder werden als feige Schufte dargestellt. Jeder kriegt sein Teil. Heil! In Wirklichkeit war es zwar anders, aber Juden, die die Sache lasen und verstanden, hatten ihre Freude an diesem Epos.

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Erstveröffentlichung im FORVM:
März
1984
, Seite 32
Autor/inn/en:

Reuwen Kalisch:

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