FORVM » AutorInnen

Egon Hilbert

Beiträge

Egon Hilbert • Ernst Lothar

Das Sprechstück — Salzburgs Sorgenkind

Juli
1954

In den letzten Jahren hat sich das Sprechstück bei den Salzburger Festspielen nicht recht wohl gefühlt — ein Gefühl, das auf Gegenseitigkeit zu beruhen schien und das im Vorjahr mit der schwächlichen „Julius Cäsar“-Aufführung in einen akuten Krankheitszustand überging. Infolgedessen wird das Sprechstück (...)

Egon Hilbert bei Wikipedia

Egon Hilbert (* 19. Mai 1899 in Wien, Österreich-Ungarn; † 18. Jänner 1968 ebenda) war ein österreichischer Theater- und Opernintendant. In seine Amtszeit fielen unter anderem die Berufung Otto Schenks als Oberspielleiter und Rudolf Nurejews als Startänzer des Balletts sowie das Staatsoperndebüt Leonard Bernsteins.

Aufnahme aus dem Jahr 1951

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Egon Hilbert studierte Rechtswissenschaften und Philosophie an der Universität Wien, wurde 1924 zum Dr. jur. promoviert und trat als Polizeijurist in den Staatsdienst ein. Daneben absolvierte er das Studium der Musikwissenschaft, übernahm 1926 das Kulturreferat beim Bundespressedienst und wurde 1935 Presseattaché der österreichischen Botschaft in Prag, wo er vor allem mit kulturpolitischen Aufgaben betraut war.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und (mit dem sogenannten Prominententransport) in das Konzentrationslager Dachau verbracht, wo er 1945 befreit wurde.[1]

1945 war Hilbert provisorischer Direktor des Salzburger Landestheaters und als solcher um die Reorganisation der Salzburger Festspiele bemüht. Als Leiter des Österreichischen Bundestheaterverwaltung, 1946–1953, trachtete er, der Wiener Staatsoper wieder Weltgeltung zu verschaffen, und es gelang ihm trotz ungünstigster Voraussetzungen, im Theater an der Wien einen regulären Opernbetrieb und ein erstklassiges Ensemble aufzubauen.[2] Von 1954 bis 1959 war er Leiter des neugegründeten Österreichischen Kulturinstituts in Rom, von 1959 bis 1963 Intendant der Wiener Festwochen und ab 9. Juni 1963, als Nachfolger von Walter Erich Schäfer,[3] gemeinsam mit Herbert von Karajan (mit dem er am 16. Juni 1963 das erste entscheidende Arbeitsgespräch führte)[Anm. 1] Direktor der Wiener Staatsoper.[4] Als Karajan infolge der seit Herbst 1963 herrschenden Staatsopernkrise (bzw. Karajankrise) mit 11. Mai 1964 schriftlich demissionierte,[5] erschien die Position des von Karajan offen abgelehnten[6] Hilbert unsicher,[7] da der erst ins Amt gekommene Fachminister Theodor Piffl-Perčević zunächst Karajans Bedingungen für einen Weiterverbleib verhandeln wollte. Jedenfalls kündigte Piffl-Perčević an, dass das Kodirektorat Karajan–Hilbert mit Ablauf der Saison erlöschen würde.[8] – Mit 1. September 1964 wurde Hilbert alleiniger Direktor des Hauses[9] und eröffnete die Saison mit Hochzeit des Figaro.[10]

Am 18. Januar 1968 wurde nach monatelang gegen Hilbert geführten Intrigen von Bundestheaterverwaltung und Staatsoper dessen (überfälliger)[11] De-facto-Rücktritt[12] bekannt gegeben.[13] Als Hilbert am Abend desselben Tages vor seinem Haus in Wien-Penzing den Dienstwagen besteigen wollte, der ihn zur Aufführung von Don Giovanni in die Staatsoper bringen sollte,[14] brach er mit einem Herzschlag zusammen.[15] Der Vizedirektor (und spätere Nachfolger) Hilberts, Heinrich Reif-Gintl, setzte in der Pause von Don Giovanni das Publikum vom Ableben Hilberts in Kenntnis und erbat eine Trauerminute.[14] Hilbert, dessen Gesundheit seit geraumer Zeit angegriffen gewesen war, hatte im Tauziehen um seine Abberufung bzw. Nachfolge ein Übereinkommen unterzeichnet, demzufolge er bis Ablauf seines Vertrages im Jahre 1970 ab 1. Februar 1968 beurlaubt werden sollte.[4]

Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Hietzinger Friedhof (Gruppe 46, Nr. 25 C) in Wien.[16]

Der Roman Der Opernnarr des österreichischen Schriftstellers und Kabarettisten Carl Merz ist eine – kurioserweise durch Pseudonyme getarnte – Biografie Egon Hilberts.[17] Dieser trägt in Merz’ Roman den Namen „Edmund Pleinher“, aus Karl Böhm wird „Karl Schön“, und Herbert von Karajan tritt als „de Zarunian“ auf.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Wiener Staatsoper im Theater an der Wien. In: Anton Bauer: 150 Jahre Theater an der Wien. Amalthea-Verlag, Zürich/Wien (u. a.) 1952, OBV, S. 501–512.
  • An Franz Strauss. In: Franz Strauss: Festschrift Dr. Franz Strauss zum 70. Geburtstag. Schneider, Tutzing 1967, OBV, S. 35–38.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Egon Hilbert, österreichischer Theater- und Opernintendant. Pressestimmen. Tagblattarchiv (1950–1973), 17 Blatt, OBV.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wien 1959: Berichte vom Mai 1959. (…) 16.5.1959: 60. Geburtstag von Egon Hilbert. (Memento des Originals vom 8. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wien.gv.at In: wien.gv.at, abgerufen am 8. November 2013.
  2. a b Gina Galeta (Zusammenstellung): Wien 1964: Berichte vom Juli 1964. (…) 3.7.1964: Goldene Ehrenmedaille für Hilbert und Stratil-Sauer. (Memento des Originals vom 11. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wien.gv.at wien.gv.at; abgerufen am 8. November 2013.
  3. Bei Karajan-Ehrung: Hohe Opernpolitik. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 21. Juni 1963, S. 8.
  4. a b Dr. Hilbert starb an Herzschlag. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 19. Jänner 1968, S. 5, Spalte 5 Mitte.
  5. Karajan hat „Nervenkrise“ – Rücktritt. Unterrichtsminister akzeptiert Demission – Verhandlungen Karajans mit der Metropolitan dementiert. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 12. Mai 1964, S. 1.
  6. Hilbert wartet auf Piffl. Morgen Karajan in Wien. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 13. Mai 1964, S. 1. sowie Piffl über Forschungsrat: Mitsprache für die Politik. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 15. Mai 1964, S. 2, Spalte 2, unten.
  7. Läßt Dr. Piffl Hilbert fallen? Karajan seit Mittwoch in Wien. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 14. Mai 1964, S. 1.
  8. Piffl: Nach Spielzeit erlischt die Direktion Karajan–Hilbert. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 15. Mai 1964, S. 1.
  9. F(ritz) W(alden): Zum neuen Beginn: Kampf den Schatten! In: Arbeiter-Zeitung. Wien 30. August 1964, S. 8.
  10. h. (d. i. Hans Heinz Hahnl): Gelungener Auftakt der neuen Opernsaison. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 3. September 1964, S. 8.
  11. F(ritz) W(alden): Sorge um die Oper? In: Arbeiter-Zeitung. Wien 16. Jänner 1968, S. 8, oben rechts.
  12. F(ritz) W(alden): Hilberts Rücktritt. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 18. Jänner 1968, S. 1, oben rechts.
  13. Die Verhandlungen sind abgeschlossen: Direktor Dr. Hilbert beurlaubt. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 18. Jänner 1968, S. 8, oben links.
  14. a b Der plötzliche Herztod Direktor Hilberts: Bestattung am Donnerstag. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 20. Jänner 1968, S. 8, oben links.
  15. Josef Krips: Ohne Liebe kann man keine Musik machen. Erinnerungen. Hrsg. von Harrietta Krips. Böhlau, Wien 1994, ISBN 3-205-98158-8, S. 362.
  16. Hedwig Abraham: Dr. Egon Hilbert. In: viennatouristguide.at, abgerufen am 4. November 2013.
  17. DNB 575094257 – Anmerkung zum Roman „Der Opernnarr“ von Carl Merz.
  18. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
  19. F(ritz) W(alden): Der 65. Geburtstag eines Schwierigen. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 20. Mai 1964, S. 8, Spalte 1 Mitte.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Unterredung fand auf Gut Buchenhof in Mauerbach statt, einem Anwesen, das Karajan während seiner Wiener Jahre mit seiner Familie bewohnte und das er ein Jahr später bereits Monate vor Ausbruch der Opernkrise verlassen sollte. – Franz Endler: Karajan. Eine Biographie. Deutsche Ausgabe, erste Auflage. Hoffmann und Campe, Hamburg 1992, ISBN 3-455-08432-X, S. 189, sowie Georg Markus: Adressen mit Geschichte. Wo berühmte Menschen lebten. Amalthea, Wien 2005, ISBN 3-85002-542-X, S. 180.

Diese Seite weiterempfehlen

Werbung