Historische Ereignisse von so weittragender Bedeutung wie das Attentat, dem vor fünfzig Jahren, am 28. Juni 1914, das Thronfolger-Ehepaar der österreichisch-ungarischen Monarchie zum Opfer fiel, werden ganz mit Recht zum Gegenstand vielfältigster und divergentester Forschungen, Veröffentlichungen und Deutungen. Die einzige Möglichkeit, ihnen neue Aspekte abzugewinnen, kann — wenn man nicht noch ein weiteres umfangreiches Werk veröffentlichen will — wohl nur darin bestehen, daß sich zu einem solchen Thema neue Persönlichkeiten äußern, womöglich solche, die auf besondere Art mit ihm verbunden sind. Wir glauben, daß es uns geglückt ist, zwei solche Persönlichkeiten zu finden, und freuen uns, unseren Lesern die beiden nachstehenden Beiträge präsentieren zu können. Der eine stammt von Dr. Georg Hohenberg, dem 1929 geborenen Enkel Franz Ferdinands, der andre stammt von Vladimir Dedijer, einem engeren Landsmann des Mörders und im gleichen Jahr geboren, in dem der Mord geschah. Dr. Hohenberg steht heute im diplomatischen Dienst der Republik Österreich. Dedijer braucht unseren Lesern weder als politische Figur noch als Mitarbeiter des FORVM vorgestellt zu werden (siehe seinen Beitrag über Chruschtschew und Mao in Heft X/109). Er ist derzeit mit einem Lehrauftrag an der University of Harvard betraut und arbeitet an einem Buch über das Attentat von Sarajevo. Die dokumentarischen Unterlagen wurden ihm von Dr. Max Hohenberg, dem 1963 verstorbenen Vater unseres Autors und Sohn des Thronfolgers, aus dessen Nachlaß zur Verfügung gestellt.