FORVM » Print-Ausgabe » Jahrgänge 1968 - 1981 » Jahrgang 1976 » No. 273/274
Vitalij Wassin

Mehr Wahrhaftigkeit, Herr Nenning!

Ein Russe antwortet dem FORVM-Herausgeber

Ich bekam Antwort auf meinen Brief an sowjetische Freunde, der im NEUEN FORVM im Oktoberheft 1975 unter dem Titel „Mehr Demokratie, liebe Russen!“ abgedruckt wurde: „Mehr Wahrhaftigkeit, Herr Nenning!“ — nicht sehr freundlich‚ aber immerhin sehr aufschlußreich. Vitalij Wassin ist einer der sowjetischen Theoretiker, mit denen ich in Moskau im Frühjahr 1975 diskutierte, „Kandidat der Geschichtswissenschaften“ und „Abteilungsleiter am Institut für internationale Arbeiterbewegung an der Akademie der Wissenschaften der UdSSR“. Auf deutsch gibt es von Wassin bisher: „Die Sozialdemokratie und die Wurzeln ihres Masseneinflusses“, in: „Die gegenwärtige Sozialdemokratie. Neue sowjetische Analysen“, Köln 1973. — Hervorhebungen und Zwischentitel stammen, wie immer, von der Redaktion. G. N.

Wassin sticht Nenning

Sehr geehrter Herr Nenning!

Seit unserem Gespräch in Moskau am Institut für internationale Arbeiterbewegung ist gar nicht so viel Zeit vergangen. Wir erörterten damals zahlreiche Fragen, stritten, führten Beweise an, äußerten entgegengesetzte Meinungen. Nun, das ist eine normale Erscheinung, gerade dafür treten wir auch ein, wenn wir vorschlagen, Ideen und Informationen intensiver auszutauschen. Ein Beweis dafür ist die Ihnen erwiesene Hilfe, als Sie den Wunsch geäußert haben, sich mit einem möglichst breiten Kreis der Sowjetmenschen zu treffen, darunter auch mit den Bauern des sibirischen Kolchos „Bolschewik“.

Großherzige Sibirier, haltloser Nenning

Ich habe lange in Nowosibirsk gelebt, Herr Nenning, und kenne gut die Sibirier: ihre Großherzigkeit, ihren Mut, ihre Aufrichtigkeit, ihre herzliche Gastfreundschaft, Ehrlichkeit und größte Geduld.

Wenn während der Diskussion im Kolchos „Bolschewik“, wie Sie schreiben, Ihnen schien, daß man Sie „hinausschmeißen“ könnte, kann man dafür nur folgende Erklärung finden: Sie haben wohl Ihre Gastgeber tief kränken können. Und das ist sehr schlimm, denn die Begegnungen müssen einer besseren gegenseitigen Verständigung zwischen den Völkern dienen.

Ganz anders ist Ihr Artikel, der durch und durch propagandistisch ist. Der Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, der ständig spürbar bleibt, ist leider haltlos. Sie haben gut ein Dutzend wichtigster Probleme angeschnitten, noch mehr Fragen aufgeworfen, konnten jedoch keine von ihnen irgendwie haltbar begründen. Deshalb fällt es schwer, mit Ihnen theoretisch zu diskutieren. Dazu reservieren Sie sich noch von vornherein das Recht auf die „endgültige Wahrheit“ und erklären, daß sie die Beweise in marxistischer Sicht ablehnen.

Auch behaupten Sie: „Für euch ist Marx tot, und Lenin auch.“ Abgesehen von der Form dieser Schlußfolgerung, ist sie ihrem Wesen nach falsch. Für uns sind Marx, Engels und Lenin sowie ihre Lehre lebendig. Unzählige Male versuchte und versucht man, diese Lehre zu „töten“. Die Methoden waren unterschiedlich: die einen benutzten Kriege, Verfolgungen und physische Vernichtung der Anhänger des Marxismus und verbrannten zugleich mißliebige Bücher; die anderen bedienten sich „feinerer“ Methoden, nämlich der Fälschungen.

Wovon zeugt Ihre Rückversicherung? Wohl nicht von der Stärke, sondern von der Schwäche Ihres Standpunktes, Herr Nenning.

Tatsächlich: hundertmal gebrauchen Sie das Wort „Demokratie“, ohne sich Mühe zu geben, Ihren Begriff der Demokratie darzulegen. Dabei wünschen Sie (aufrichtig?) uns „mehr Demokratie“. Welche Demokratie? Etwa die bürgerliche „formelle“ Demokratie, von der, wie Sie selbst zugeben, „für die Massen der Arbeiter wenig übrigbleibt“? Allerdings muß festgestellt werden, daß wir Marxisten-Leninisten die Errungenschaften der Arbeiterklasse auf dem Boden der bürgerlichen Demokratie hoch bewerten. Wir wissen, daß nur im Kampf für die Festigung und Erweiterung ihrer Rechte und Freiheiten die Arbeiterklasse ihre Reihen zusammenschließen und gemeinsam mit ihren Verbündeten die Herrschaft der monopolistischen Bourgeoisie beseitigen kann.

Wiederholt erwähnen Sie eine gewisse „spontane“ Arbeiter- und Bauerndemokratie, irgendwelche „selbstverwaltete“ Betriebe, „freie Betriebsräte“ und sogar „Selbstregierung der Arbeiter“, wie sie angeblich in Rußland vom Februar bis zum Oktober 1917 existierten.

Keine Arbeiterselbstverwaltung in der Sowjetunion

Ich gestatte mir, Ihre Kenntnisse der Geschichte unseres Landes, insbesondere unserer Revolution, in Zweifel zu ziehen.

Niemals hat es in unserem Land irgendwelche „selbstverwaltete“ Betriebe gegeben. Es gab Arbeiterkontrolle in Fabriken und Werken. Diese Arbeiterkontrolle wurde dabei von der Sowijetregierung am 14. (27.) November 1917 überall eingeführt (merken Sie das!) und war ein wichtiger Schritt bei der Vorbereitung der Nationalisierung der Industrie. Heute haben wir eine Volkskontrolle, die alle staatlichen Betriebe und Einrichtungen sowie Kolchosen erfaßt. Auf Vollversammlungen wählen die Arbeiter, Angestellten und Kolchosbauern aus ihrer Mitte Mitglieder der Komitees der Volkskontrolle. Solchen Komitees gehören Millionen Werktätige an. Das ist eine selbsttätige Organisation — die sozialistische Demokratie in Aktion.

Nun zur „Selbstregierung“. Die revolutionäre Initiative der Arbeiterklasse fand ihren Ausdruck in der Schaffung von Räten (Sowjets). Im Mai 1905 entstand in Iwanowo-Wosnessensk der erste Sowjet der Arbeiterdeputierten unseres Landes, ein Prototyp der künftigen Sowjets — der Organe der proletarischen Diktatur. In der Revolution 1905 verwandelte sich dieser Sowjet (wie auch andere, die später in Rußland entstanden) in Organe des Aufstandes.

Im Sommer 1917 veranstalteten die „selbstregierten“ Sowjets ihren I. Allrussischen Kongreß, der das Allrussische Zentrale Exekutivkomitee wählte, d.h. eine zentralisierte Organisation der Sowjets schuf. Auf diesem Kongreß plädierte W. I. Lenin für die Übergabe der ganzen Macht in die Hände der Sowjets, deren Mehrheit damals (merken Sie das!) aus Menschewiki und Sozialrevolutionären bestand. Die letzteren lehnten das ab, die Chance für den friedlichen Entwicklungsweg der Revolution ging verloren. Der II. Sowjetkongreß im Oktober 1917 kennzeichnete den Sieg der Sozialistischen Revolution und wählte die erste Sowjetregierung mit W. I. Lenin an der Spitze.

Am 11. Juni 1918 wurde das Dekret über die Gründung der Komitees der Dorfarmut — der Stütze der proletarischen Diktatur auf dem Lande — verabschiedet.

So verhielt es sich, Herr Nenning, mit der „spontanen“ Arbeiter- und Bauerndemokratie. Sie lassen aber, milde gesagt, Ihrer Phantasie einen allzu freien Lauf, wenn Sie schreiben, Lenin habe die Demokratie „liquidiert“.

Die Binsenweisheit von der Unterordnung

Wie kann Ihre Methode, W. I. Lenin, insbesondere seine Arbeit „Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht“, zu zitieren, genannt werden? Willkürlich? Zu milde gesagt! Sie nehmen den Anfang des Satzes und fügen das Ende, unvollständig, hinzu. So schreibt Lenin z.B. über die Aufgabe der Partei, die Massen „auf den richtigen Weg zu führen“, den Weg „der Koordinierung der Aufgabe, Versammlungen über die Arbeitsbedingungen abzuhalten, mit der Aufgabe unbedingter Unterordnung unter den Willen des sowjetischen Leiters, des Diktators, während der Arbeit“ (Lenin, Werke, Dietz-Verlag, Bd. 27, S. 261).

Nicht zufällig lassen Sie den ersten Teil dieses Zitats aus. Denn Sie wollen die Sache so darstellen, als ob Lenin kein Demokrat, sondern ein Diktator wäre! Vom ganzen Zitat bleiben bei Ihnen nur die Worte „des sowjetischen Leiters, des Diktators“. Lenin erläutert jedoch nachstehend: „Das Abhalten von Versammlungen ist eben echter Demokratismus der Werktätigen, ihr Sichaufrichten, ihr Erwachen zum neuen Leben, es sind ihre ersten Schritte auf dem Felde, das sie selbst von dem Geschmeiß (Ausbeutern, Imperialisten, Gutsbesitzern, Kapitalisten) gesäubert haben und das sie selbst auf ihre Art, für sich, nach den Grundsätzen ihres Staates, der Sowjetmacht, nicht aber der fremden, der gutsherrlichen, der bürgerlichen Macht, einrichten lernen wollen“ (Lenin, Werke, Bd. 27, S. 261).

Nicht besser ergeht es bei Ihnen auch einem anderen Leninschen Zitat, das in Ihrem Artikel mit den Worten „die unbedingte Unterordnung der Massen“ (wieder einmal, um Lenin als einen „Diktator“ hinzustellen) abrupt beendet wird, während Lenin fortsetzt: „unter den einheitlichen Willen der Leiter des Arbeitsprozesses“ (ebenda, S. 260).

Da es bei Lenin überall um die Unterordnung der Massen gegenüber einem Leiter während des Produktionsprozesses geht, wird Ihr Leser darin nichts Ungebührendes finden. Er weiß ja allzu gut, daß es notwendig ist. In keinem Großbetrieb kann man ohne so was auskommen. Das ist eine Binsenwahrheit.

Sie brauchen aber eine völlig andere Reaktion des Lesers, nicht wahr, Herr Nenning? Sie wollen den Leser glauben machen, daß angeblich „die sowjetische Gesellschaft immer noch viel erfolgreicher in der Industrialisierung und Bürokratisierung als in der Demokratisierung“ sei. Und da ist Ihnen jedes Mittel recht.

Noch viele Aufgaben bei der sozialistischen Demokratie

Wenn Sie uns das Fehlen demokratischer Institute vorwerfen, enthalten Sie dem Leser die Wahrheit vor. Denn, wenn Sie auch nur eine Spur objektiv gewesen wären, hätten Sie auch über unsere Gewerkschaften, unsere Sowjets, viele andere demokratische Organisationen ausführlich berichten müssen. Sie behaupten aber: „Euer Kommunismus ist Industrie plus Bürokratie.“ Während nach Marx Kommunismus „die freie Entwicklung eines jeden“ und „die freie Entwicklung aller“ sein soll.

Wollen Sie vielleicht Marx in einen Anarchisten verwandeln? Das wäre ein neues Wort in der bürgerlichen Marxologie. Denn, um Bedingungen für die freie Entwicklung der Mitglieder der Gesellschaft zu schaffen, braucht man vor allem die entsprechende materielle Basis. Auch hier haben Sie aber eine fertige Antwort: „Industrie ohne Demokratie ergibt keinen Kommunismus.“ Ja, das stimmt. Warum aber „ohne Demokratie?“ möchten wir fragen. „Ihr habt sie nicht“, antworten Sie.

Bis zum Kommunismus müssen wir noch einen langen Weg zurücklegen, Herr Nenning: Wir werden auch auf dem Gebiet der Wirtschaft, auch auf dem Gebiet der Vervollkommnung der Produktionsverhältnisse, auch auf dem Gebiet der Herausbildung eines neuen Menschen viele Aufgaben lösen müssen. Wir haben viele Aufgaben auch auf dem Gebiet (beachten Sie!) der weiteren Entfaltung der sozialistischen Demokratie, der breiteren und aktiveren Heranführung der Massen an die Lenkung des Staates, ihrer effektiveren Teilnahme an dieser Lenkung zu lösen. Im gleichen Maße gilt das auch für andere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.

Diese Aufgaben werden ganz anders gelöst, als es Ihnen die Phantasie suggestiert, obwohl Sie sich auch diesmal F. Engels zu Hilfe rufen.

„Bei unS gibt es solche kämpfenden Klassen bereits seit langem nicht mehr“
Arbeiter und Kolchosbäuerin von V. I. Muchina, 1937 (links [hier:oben]), versteinerter Lenin von A. A. Mylnikov, 1964 (unten)

Arbeiter & Bauern — zwei befreundete Klassen — vergessen

Freilich zitieren Sie Engels genauer als W. I. Lenin. Aber gerade das „tötet“ Ihr Schema des „Klassengleichgewichts“, der „Herrschaft der Parteibürokratie“ und des zukünftigen „Kampfes für Demokratie“ bei uns zwischen zwei Gruppen: den „Bürokraten in Partei, Staat, Polizei, Militär“ einerseits und den „Spezialisten in Produktion, Technik, Wissenschaft und Kultur“ anderseits.

„Geschickt“ haben Sie aus Ihrem „Kampffeld“, dem Feld des Kampfes für Demokratisierung, zwei unserer Klassen (81 Prozent der ganzen Bevölkerung), nämlich die Arbeiter und die Kolchosbauernschaft, entfernt, wohlbemerkt zwei befreundete Klassen.

Also machten Sie, Herr Nenning, eindeutig einen Fehler, als Sie F. Engels genau zitierten. Hier ist dieses Zitat: „Ausnahmsweise indes kommen Perioden vor, wo die kämpfenden Klassen einander so nahe das Gleichgewicht halten, daß die Staatsgewalt als scheinbare Vermittlerin momentan eine gewisse Selbständigkeit gegenüber beiden erhält“ (F. Engels: „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“, in: „Karl Marx/Friedrich Engels: Werke“, Dietz-Verlag, Bd. 21, S. 167).

Wie Sie sehen, spricht Engels von antagonistischen Klassen, zwischen denen die Staatsmacht als scheinbare Vermittlerin auftritt. Engels illustriert auch diesen Leitsatz mit dem Hinweis auf die Monarchie des XVII. und XVIII. Jahrhunderts, die „Adel und Bürgertum gegeneinander balançiert“, auf den Bonapartismus, der „die Bourgeoisie gegen das Proletariat ausspielte“ (und umgekehrt).

Bei uns gibt es solche kämpfenden Klassen — ich wiederhole das wieder einmal — bereits seit langem nicht mehr. Ihr Versuch (in den Anmerkungen), die Arbeiterklasse und die Kolchosbauernschaft als Klassen völlig zu eliminieren und die „Parteibürokratie“ als eine Klasse hinzustellen, der die Produktionsmittel gehören, wird — glauben Sie mir — ernste bürgerliche Wirtschaftswissenschaftler, Soziologen und Politologen zum Lachen bringen.

Was den IV. Abschnitt Ihrer Reportage, nämlich „Sowjetstaat, Weltrevolution, Partner“ anbetrifft, so enthält er überhaupt sehr wenig Neues.

Zwischen der Politik der friedlichen Koexistenz von Staaten mit entgegengesetzten gesellschaftspolitischen Systemen einerseits und der Politik der „sozialen Partnerschaft“, die von den rechten Sozialdemokratien in kapitalistischen Industrieländern betrieben wird, anderseits ein Gleichheitszeichen zu setzen, bedeutet, den Sachverhalt bewußt zu entstellen. Auf allen internationalen Foren der Kommunisten, in den Erklärungen der kommunistischen Parteien wird die internationale Entspannung als eine günstige Bedingung für die Entwicklung des revolutionären Weltprozesses, als eine günstige Möglichkeit für das Vorankommen der revolutionären und aller demokratischen Kräfte in kapitalistischen Industriestaaten betrachtet. Und sie wird realisiert! Das ist erstens.

Zweitens betreibt keine kommunistische Partei, betreiben bei weitem nicht alle sozialistischen Parteien und keineswegs alle Sozialdemokraten und Sozialisten (lediglich ihr rechter Flügel), ganz zu schweigen von allen Gewerkschaften der kapitalistischen Länder, die Politik der „sozialen Partnerschaft“.

Maoist Nenning, Demokrat Berlinguer

Ihr Standpunkt zu diesen (aber auch zu vielen anderen) Problemen, Herr Nenning, ist überraschenderweise (?) mit dem Standpunkt der Linksextremisten (Gruppen der Maoisten, Trotzkisten u.ä.) identisch.

Ein konkretes Beispiel. Solche Gruppen in Italien nehmen fast den gleichen Standpunkt wie Sie gegenüber der Formel des „historischen Kompromisses“ der Italienischen Kommunistischen Partei ein.

Den Generalsekretär der IKP, E. Berlinguer, zitieren Sie wie üblich auszugsweise zusammenhanglos, um Ihren Standpunkt zu begründen: die IKP strebe das Bündnis mit dem Großkapital an. In Wirklichkeit aber bedeutet die Formel des „historischen Kompromisses“ etwas diametral Entgegengesetztes, nämlich den Zusammenschluß der überwiegenden Mehrheit des Volkes gegen die Herrschaft der Monopole, für den Sturz dieser Herrschaft. Den Kern dieses Bündnisses bildet dabei die Zusammenarbeit der Kommunisten und der Sozialisten. Auf der Grundlage dieser Zusammenarbeit und gleichzeitig mit ihr kämpft die IKP für ein Bündnis mit den werktätigen Christen, mit dem demokratischen Flügel der Christdemokraten, nicht aber „mit der gesamten Democrazia Christiana“, wie Sie behaupten.

Die Formel des „historischen Kompromisses“ der IKP, des Organisators und Inspirators des Massenkampfes der Werktätigen, hat also mit der Formel der „Großen Koalition“ der rechten Sozialdemokratie nichts zu tun.

Starkes Interesse an Sozialdemokraten und Christen

Wohl eine einzige Feststellung stößt bei mir auf keine Widerrede. Ja, wir haben „ein starkes, wachsendes Interesse an Sozialdemokraten und Christen als möglichen Bündnispartnern“. Obwohl auch hier eine „kleine“ Präzisierung am Platze wäre: in vielen kapitalistischen Ländern sind Sozialdemokraten, Kommunisten und Christdemokraten bereits reale Verbündete im alltäglichen Kampf gegen die Herrschaft der Monopole, für Demokratie und sozialen Fortschritt.

Es erstarkt die Zusammenarbeit, vor allem im Kampf um den Frieden, zwischen den kommunistischen Parteien sozialistischer Länder einerseits und sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien anderseits. Intensiver sind unter anderem die Kontakte und Verbindungen der KPdSU einerseits und der sozialistischen Partei Japans, der Belgischen Sozialistischen Partei, der sozialdemokratischen Partei Finnlands, der Labour-Party Großbritanniens, der SPD, der sozialistischen Partei Frankreichs usw. anderseits.

Auf dem Gebiet der Zusammenarbeit zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten sind nur die ersten Schritte getan worden. Die Kommunisten verhalten sich sehr ernst zu diesem wichtigen Problem, dessen Lösung nicht leicht ist. Sie betrachten die Sozialdemokraten als erwünschte und gleiche Partner im gemeinsamen Kampf auf der Erde für einen dauerhaften Frieden, für den Triumph der Sache der Demokratie und des Sozialismus.

Dieses Thema verdient eine besondere und ausführliche Erörterung. Im vornherein muß ich aber, Herr Nenning, sagen, daß man den Kommunisten nicht Ansichten zuschreiben soll, die sie nicht haben. Sozialdemokraten seien „Schuhfetzen“, Christen „arme Idioten“: Das sind Ihre Feststellungen. Sollen sie auf Ihrem Gewissen bleiben.

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Erstveröffentlichung im FORVM:
September
1976
, Seite 15
Autor/inn/en:

Vitalij Wassin:

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