FORVM » Print-Ausgabe » Jahrgänge 1982 - 1995 » Jahrgang 1989 » No. 432
Hedwig Lachmann

Marcia funebre

Begrabt die Männer, dass nicht das Getöse
Des Schlachtgemenges länger sie umschallt,
Und dass vom Todeskrampf, der sie umkrallt,
Die Erde ihre starren Glieder löse.
 
O traure, traure, Herz, an den Gebeinen
Der Mannheit, die dem rohen Schwert erlag,
Zehntausend starben dir an einem Tag,
Beweine sie, als weintest du um einen !
 
Auf fahlen Äckern stockt in breiten Spuren
Das frisch vergossene, noch warme Blut;
Vergeudet, wie ein allzu feiles Gut,
Verwest die Frucht der Mütter auf den Fluren.
 
Mit Dunkel überziehend ihre Namen,
Sprengt über sie der erzbeschlagne Tross,
Dicht Mann bei Mann, erlöschen Stamm und Spross
Und auf verheertem Grund verfallt ihr Samen.
 
Begrabt die Männer, dass nicht das Getöse
Des Schlachtgemenges länger sie umschallt,
Und dass vom Todeskrampf, der sie umkrallı,
Die Erde ihre starren Glieder löse.

Hedwig Lachmanns Gedichte — Aus: Der Sozialist. Organ des Sozialistischen Bundes (Berlin), Nr. 4 vom 1.3.1915 (Melancholia) und Nr. 19 v. 1.12.1914 (Marcia funebre)

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Erstveröffentlichung im FORVM:
Dezember
1989
, Seite 92
Autor/inn/en:

Hedwig Lachmann:

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