Streifzüge » Print-Ausgaben » Jahrgänge 2001 - 2010 » Jahrgang 2006 » Heft 36
Franz Schandl
2000 Zeichen abwärts

Falls nicht korrekt

Manchmal erlebt man durchaus seine monetären Wunder. So etwa auf den Streifzüge-Konten. Da ist es im letzten Jahr einige Male vorgekommen, dass einfach abgebucht wurde, ohne dass wir eine Einzugsermächtigung erteilt hätten. Auf dem Auszug steht geschrieben: „Für das Konto wurde Erlaubnis um Lastschrift-Einzug erteilt von Franz Diekmann, falls nicht korrekt bitte (es folgt eine Telefonnummer) anrufen.“ Den Namensvetter kenne ich natürlich nicht, aber er kennt unser Konto. Nachdem es Franz Diekmann nicht gelungen ist, versuchte es Valentin Fritzmann. Und nachdem es am deutschen Konto nicht klappte, probierte man es noch auf dem Wiener. Die Spesen pro Buchungszeile verbleiben natürlich bei uns. Derlei bestimmt die asymmetrische Ontologie der Banken.

So sitzt man verärgert zu Hause, telefoniert rum, schreibt Faxe und ersucht die Bank, das Gerstl gefälligst retour zu holen. Wird illegal entwendet, hat man ja sechs Wochen Zeit, das Geld zurückzuerobern. Dann ist es allerdings futsch. Es fragt sich, wie oft so etwas unbemerkt über die Bühne geht. Verfolgt werden diese kleinen Internet-Banditen nicht, zumindest nicht von den Finanzinstituten. Die haben auch keine Verluste, sind an einem problemlosen Geldfluss interessiert und vor allen daran, dass sie auf ihre Kosten kommen. Berechtigungen zu überprüfen, das ist viel zu kompliziert, ein bürokratischer Aufwand sondergleichen, völlig weltfremd, Schnee von gestern.

Prinzipiell ist gegen solche Machinationen nichts machbar. Die Bank ist ein neutrales Medium, sie wird auch nicht bestohlen, sie wickelt den Diebstahl nur ab. „Falls nicht korrekt“, könnte eins selbst Anzeige erstatten. Das rät man mir. Nur, wer läuft wegen dieser Bagatellbeträge zur Polizei? Noch dazu ist das Geld ja sowieso wieder eingegangen. Na eben. Außerdem, so sagte mir eine Bankangestellte am Telefon: „Warum geben Sie auch ihre Kontonummer öffentlich bekannt?“

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Erstveröffentlichung im FORVM:
März
2006
, Seite 5
Autor/inn/en:

Franz Schandl:

Geboren 1960 in Eberweis/Niederösterreich. Studium der Geschichte und Politikwissenschaft in Wien. Lebt dortselbst als Historiker und Publizist und verdient seine Brötchen als Journalist wider Willen. Redakteur der Zeitschrift Streifzüge. Diverse Veröffentlichungen, gem. mit Gerhard Schattauer Verfasser der Studie „Die Grünen in Österreich. Entwicklung und Konsolidierung einer politischen Kraft“, Wien 1996. Aktuell: Nikolaus Dimmel/Karl A. Immervoll/Franz Schandl (Hg.), „Sinnvoll tätig sein, Wirkungen eines Grundeinkommens“, Wien 2019.

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