Context XXI » Print » Jahrgang 1999 » ZOOM 1/1999
Manfred Gmeiner (Übersetzung) • William Grigsby Vado
Mitch gab den letzten Anstoß

Der Staat zerfällt

Die durch den Hurrikan Mitch hervorgerufenen Überschwemmungen hätten nicht die Katastrophe verursachen müssen, die sie erzeugten, aber laut dem Soziologen Orlando Nuñez fiel der Regen auf eine kranke Gesellschaft. Dazu das folgende Interview , das der Journalist William Grigsby Vado in seinem Programm Sin Fronteras im Sender La Primerísima führte. Wir übernehmen eine Zusammenfassung.

William Grigsby Vado: Du sagst, daß diese Katastrophe apokalyptisch war, was sind deine Gründe?

Orlando Nuñez: Zum einen, weil sie eine nationale Bedeutung hat; weil die Zerstörung der landwirtschaftlichen Produktion, die die Produktion der Nahrungsmittel und der Devisen des Landes darstellt, eine strategische, und in einigen Fällen eine nicht mehr rückgängig zu machende ist. Zum anderen, weil ihre Auswirkungen noch nicht vorbei sind, sondern bestehen bleiben, als ob sie ein lebender Organismus wären, als ob der Hurrikan im Land geblieben wäre, wie wenn er eine Pest wäre, der seine zerstörerischen Auswirkungen weiter ausbreitet.

Darum behaupte ich, daß wir vor der nächsten Station dieses Kreuzweges stehen, die in Krankheiten und Plagen bestehen wird, weil die Leute keine unmittelbaren Alternativen haben. Die möglichen Auswege werden durch eine internationale Wirtschaftsordnung und von der Regierung versperrt, die nicht die nötige Sensibilität, das nötige Bewußtsein und den Mut hatte, die Ökonomie von Grund auf zu ändern, ebenso wie die soziale, ökonomische und politische Einstellung in Nicaragua.

So hat in der Realität diese Katastrophe, ihr Weiterbestand und ihre Fortsetzung, nicht nur strukturelle Konsequenzen, indem sie die Fundamente der nationalen Ökonomie betrifft, sondern auch historische, weil sie etwas mit der Lebensfähigkeit der Nation zu tun hat. Von der gefährdeten Lebensfähigkeit der Nation zu sprechen, heißt, ein apokalyptisches Phänomen aufzeigen, weil diese Nation sich tatsächlich zerstört. Der Staat zerstört sich, die Bevölkerung flieht aus Nicaragua, das Projekt Staat–Nation geht zu Ende, und wir sehen im Moment keine möglichen Alternativen. Und das schlimmste ist, daß man keinen Willen, weder der Regierung noch der Opposition, erkennen kann, das Problem zu lösen. Wenn wir daher über das Aussterben der Nation diskutieren, über die Zerstörung des Nationalstaates, können wir mit vollem Grund von einer apokalyptischen Situation sprechen.

Du behauptest, daß der Hurrikan Tausende Hektar Land zerstörte, Grenzen auslöschte und Zäune zerstörte.

Ich sagte, daß die Rechnung, die wir überschlagsmäßig anstellten, zeigt, daß leicht vierzigtausend Hektar der landwirtschaftlichen Flächen verloren sind, das heißt, daß die Wasserströme schon aufzutrocknen beginnen, nachdem sie die fruchtbare Schicht weggerissen und diese Flächen in Gräben verwandelt haben. (Die Wasserströme sind keine Flüsse, weil ein Fluß ist ein Strom, der bleibt. Diese Wasserströme werden, nachdem sie abgezogen sind, nicht mehr gespeist). Wir haben Berichte von Kooperativen mit sieben Hektar, denen nur ein Hektar brauchbare Fläche geblieben ist.

Zum Beispiel eine Versuchsfläche von CIPRES in Pueblo Nuevo, Estelí, auf der sechs Hektar bebaut wurden, hat jetzt nur mehr zwei, der Rest ist unbrauchbar, ein Graben; und wenn wir das auf die Wasserabzugsgräben der Flüsse umlegen, dann ist es klar, daß fast 50.000 Hektar verloren gingen, Land der Bauern, die vorher aus den Ebenen vertrieben wurden und deshalb an der Grenze zu den Gräben und Flüssen lebten.

Man muß bedenken, daß es außerdem einen Vorschlag der Oligarchie gab, diese Länder wiederzugewinnen, aber jetzt ist ihnen die Natur zuvorgekommen und hat den Bauern die Flächen geraubt. Es gibt viele Leute, die glauben, daß jetzt die Gelegenheit sei zu säen. Aber wer soll säen, wenn die Landwirte in die Städte emigrieren, weil sie am Land strukturell keine ökonomische Lebensfähigkeit haben?

Es ist äußerst schwierig, daß der Bauer es schafft, an den Orten, von denen er von der Natur vertrieben wurde, mit den Erträgen, die zu erzielen sind, und ohne Dünger zu überleben.

Es ist eine apokalyptische Armut, weil schon die Verhältnisse gegeben sind, damit diese Menschen, die Bauern, verschwinden, wie es auch tatsächlich geschieht. Der Bauer geht nach Costa Rica, in die Stadt oder er stirbt. Diese Leute kommen jetzt in die Stadt mit dem Tod im Rücken, mit Durchfall, Pilzerkrankungen, Atemwegserkrankungen, Denguefieber und Cholera.

Der bäuerliche Verdienst, der diese Familien ernährte, ist praktisch schon gestorben, weil wenn die Enten, die Schweine, die Rinder und die Hühner sterben, beginnen auch die Leute zu sterben, da diese ja deren Ersparnisse sind, deren Überlebenskapital. Und wenn dieses Überlebenskapital total dezimiert wird, wie es in Somozillo, Villanueva oder El Jicote geschah, um einige Fälle zu erwähnen, heißt das, daß auch die Überlebensmöglichkeit für die Zukunft dezimiert wird.

Der Hurrikan verschlang das Überlebenskapital. Wir können daher sagen, daß es in den nächsten acht Monaten, bis Juli, keine lebensfähige Landwirtschaft geben wird. Aber inzwischen, wer gibt ihnen inzwischen zu essen, wenn sie schon ihre Nahrung, ihre Länder, ihre Haustiere, ihre Werkzeuge, ihr Arbeitskapital, ihr erspartes Kapital und sogar ihre Familien, die im Fall der Bauern Gratisarbeitskräfte, Kapital und außerdem Hoffnung bedeuten, verloren haben.

Wir haben Gemeinden besucht, denen wir Düngepflanzen anboten, das einzige, was sie wegen der Feuchtigkeit in diesem Monat produzieren könnten, und die einzig geeigneten für diese Zone im Westen, die am stärksten getroffene. Zum ersten Mal in unserer Erfahrung am Land, als CIPRES, fragen uns die Bauern, wozu? Und wie soll ich anbauen, wenn ich meine Verwandten verloren habe, meine Brüder, meine Eltern?

Viele Bauern, die den Verlust ihrer Familien, von materiellen Gütern, der Arbeit oder von Kapital erlitten, sind traumatisiert und haben uns gesagt, daß sie nicht an ihre Herkunftsorte zurückkehren wollen. Eine Frau aus El Jicote, die vier Tage und vier Nächte in einer Baumkrone verbrachte, sagte uns, sie ziehe es vor, in die Hölle zu kommen, als an diesen Platz zurückzukehren. Das erste Mal zeigen die Leute offen ihre Hoffnungslosigkeit.

Wir wissen aus Erfahrung, daß die Hilfe auch in den schlimmsten Katastrophen nicht länger andauern als einen Monat, und schon verschwindet Zentralamerika nach dem Hurrican wieder aus den Nachrichten, und die ausländischen Journalisten ziehen wieder ab, die aus USA, Frankreich, Deutschland geschickten Fernsehteams gehen. Schon nach einem Monat wird es keine Nachrichten mehr über das Geschehene geben, und wenn einer nicht mehr in den Nachrichten ist, existiert er nicht.

Ich rechne, daß – sogar wenn wir 100 Millionen US-$ in Lebensmittelhilfe erhielten, aber wir werden sie nicht erhalten, weil mit Kosten erreichen wir 40 Millionen – mit dieser Million Flüchtlinge, die wir haben, und mit den Quoten, die sie an Lebensmittel, Kleidung und Medizin austeilen, wir kaum bis Dezember durchkommen könnten, aber was dann? Die Situation ist so dramatisch, daß wir uns auf eine Situation des Hungers, der Verstädterung ohne Arbeit und ohne Industrie vorbereiten müssen.

Hinzu kommt, daß das Gesundheitssystem nicht darauf vorbereitet ist, diese hilflose Bevölkerung, die in die Städte kommt, zu betreuen. Der Staat als solcher existiert nicht mehr in Nicaragua, es existiert nur eine Regierung, die ein Knecht internationaler Organisationen und transnationaler Firmen ist, aber der Staat, verstanden als Verpflichtung der von einer Gesellschaft gewählten Autoritäten, soziale Dienste zu leisten, existiert nicht mehr, weder für Gesundheit, Bildung, Transport, weniger noch um Lebensmittel zu beschaffen oder um Notsituationen wie die aktuelle zu meistern.

Eine Anekdote erzählt, daß in der Nähe von Tipitapa eine Schule unter der Erde begraben wurde, aber die Leute organisierten sich nicht, um sie auszugraben, weil sie sagten: „Wer wird uns die Ausrüstung und das Werkzeug leihen, wenn die Straßenbauorganisation (früher staatlich) privat ist?“ Und tatsächlich, da man den Bereich der staatlichen Bauwirtschaft privatisiert hat, kann man sich nicht mehr an den Staat wenden, alles ist privatisiert. Der Bürger kann sterben und niemand kümmert sich um ihn, es gibt keine Verpflichtung.

In Nicaragua existiert der soziale Pakt nicht mehr. Hier herrscht das „Rette sich wer kann“, der Krieg aller gegen alle. Es ist eine ähnliche Situation wie vor 400 Jahren, als der Staat entstand.

Deine Vision ist zutiefst pessimistisch. Gibt es einen Ausweg?

Ich frage dich lieber: Gab es einen Ausweg für die Million Nicaraguaner, die innerhalb der letzten Jahre emigrierten? Nein, es gab keinen Ausweg. Gibt es einen Ausweg für diese Million Verdammte durch die internationale Hilfe? Es gibt keinen Ausweg. Gibt es einen Ausweg für die Holzschlägerei, die Entwaldung, die landwirtschaftlichen Brände, die Migration zu den landwirtschaftlichen Grenzen, die schon an die Flüsse, ans Meer, an die Abhänge und an die Berge stößt?

Es gibt auch keinen Ausweg für einen Bauern, der keinen Kredit bekommt, weil die Nationalbank zusperrte und er in den Händen der Wucherer bleibt. Außerdem, erinnern wir uns, der Hurrikan zerstörte nicht nur die Ernte, sondern 40 % des produktiven Apparats, oder sagen wir der Landwirtschaft, die die materielle und humane produktive Kraft der nicaraguanischen Gesellschaft ist.

Das erste Mal werden die Leute merken, daß es hier die Bauern sind, die den Reichtum produzieren; nahezu 70 % der Lebensmittel und der Devisen werden durch die Landwirtschaft hervorgebracht, die von der Regierung und von den Ökonomen abgewertet werden, weil diese glauben, daß der private Sektor nur durch die großen Produzenten gebildet wird.

Aber gibt es auch einen Ausweg für einen großen Produzenten, der keine Rentabilität erzielt, der pro Hektar 100 US-$ investiert und 40 US-$ herausbekommt, wie etwa bei der Gruppe „Pellas“ (ein mächtiges privates Konsortium), den neuen ökonomischen Gruppen und den Besitzern anderer Zuckerrohrfabriken? Sie verkaufen uns den Zucker um 250 Córdobas (25 US-$) pro Quintal, wo doch am Weltmarkt der reale Preis bei 80 und bis zu 60 Córdobas liegt. Für diese Produzenten gibt es keinen Ausweg, es sei denn, die Regierung oder das Volk unterstützt sie.

Aber kann das nicaraguanische Volk weiterhin diese Zuckerfabriken unterstützen, die bis zu drei Mal so teuer produzieren als der internationale Markt? Es gibt keinen Ausweg für diese Produktionsbetriebe, nicht einmal für die großen Produzenten.

Und was bleibt uns? Uns umzubringen?

Staaten gehen nicht in Konkurs wie Firmen, aber die Menschen sterben, und das ist es, was gerade passiert. Die Leute sterben. Die Kindersterblichkeit in Nicaragua ist sehr hoch, und jede Katastrophe wie diese hinterläßt große Wunden an menschlichem Leben und materielle Verluste. In einem beliebigen Land muß ein Regen von 800 Millimeter während 15 Tagen keine Katastrophe hervorrufen, und deswegen behaupte ich, diese Katastrophe ist in Wirklichkeit halb natürlich und halb sozial. Halb strukturell und halb historisch. Sie reißt uns mit, weil sie zutiefst verwachsen ist in die sozialen Strukturen in Nicaragua.

Ich denke, daß die Gesellschaften immer durch Solidarität überlebt haben, durch den sogenannten „Sozialpakt“, durch eine Übereinkunft. Aber hier ist diese zerbrochen, der Staat begann zu verschwinden, und es sind die Werte der Konkurrenz, das heißt, die Werte des Krieges, die eingepflanzt wurden, und alle Welt applaudiert, alle Welt ist besessen von diesen Werten. Daher sehen wir eine totale Trennung zwischen der zivilen Gesellschaft und der Regierung, und wenn es diese Art Trennung gibt, beginnt der Staat zu verschwinden und es bleibt nur noch eine Regierung.

Dann ist unser Schicksal also, daß hier ein grauenhaftes Massensterben beginnt, bedingt durch die Krankheiten, die sich einnisten?

Das Massensterben hat schon begonnen. Hier hatten wir 4000 Opfer durch einen kleinen Hurrikan, während Miami drei oder viermal durch den selben Typ von Hurrikan heimgesucht wird, und die Zahl der Toten dort ist nicht so hoch wie bei uns.

Honduras und Nicaragua verlieren ökonomische und soziale Lebensfähigkeit, es ist so, daß unsere Kultur eine Kultur der Elite ist, der Enklave, und das bewirkt, daß wir das Universum als Universum der Metropolen sehen und nicht das reale. Die Ökonomen hier zum Beispiel – die ein bißchen ökonomische Kultur haben – erkennen nicht an, daß der private Sektor die Landwirtschaft ist; für sie besteht der private Sektor in den großen Unternehmern, die Fernsehsendungen organisieren, 100.000 Córdobas oder mehr sammeln und sagen: „Hier ist der private Sektor.“ Das ist eine Farce für die Nichtwissenden und Zynismus für die Wissenden. Die Ökonomen sind entweder Schwindler, Ignoranten oder Zyniker. Der private Sektor ist in Nicaragua schon verschwunden, weil er nicht produziert, sondern nur konsumiert, er ist ein Plünderer.

Noch einmal: Die Botschaft ist, erwarten wir mit verschränkten Händen das Schlimmste?

Das ist eine Möglichkeit. Die andere ist zu beginnen, eine radikal andere Gesellschaft aufzubauen, das heißt, wir müßten Feuer legen an den ökonomischen und sozialen Strukturen dieses Landes, weil sie parasitär, plünderisch und völkermordend sind.

Aber die Leute sehen das nicht so. Ich sehe die Situation negativ, weil das Bewußtsein sehr weit von der Realität entfernt ist. Teil des ersten Auswegs ist, daß die seelische, psychisch-mentale Reaktion des gewöhnlichen Bürgers nicht die ist, Hilfe auf der Erde zu suchen, sondern im Himmel. Hier wurde eine tiefe Religiosität entfesselt, und in den letzten Jahren sahen wir einen unglaublichen Zuwachs an religiösen Sekten. Wir sprechen von 3000 oder mehr, eine gewaltige Zahl.

Die Armut ist extrem und galoppierend. Die Armut hat Religiosität hervorgebracht und die sozialen und politischen Konditionen, um das Niveau des Bewußtseins zu heben, sind jetzt nicht vielversprechend. Wir haben eine sich vollkommen im Ruhestand befindende, aktivitätslose Opposition, eine Opposition, die praktisch nicht existiert, und die einzige soziale Organisation, die halbwegs lebt, sind die NGO’s, die, das sei nebenbei bemerkt, von internationalen Institutionen gezahlt werden und nicht von der nicaraguanischen Gesellschaft.

Nicaragua erbittet gerade die Tilgung der Außenschulden. Und ich frage: Ist es moralisch zu rechtfertigen, den Schuldenerlaß zu erbitten, indem man Leichen von Bauern vorzeigt und nachher die Bauern weiterzahlen läßt? Absurd.

Die nationalen Organe, die Ministerien und sogar die Opposition sind verzweifelt bemüht, Leichen über Leichen zu zeigen, um den Schuldennachlaß zu erreichen. Und es ist gut, diesen zu erbitten, aber können die Bauern, diese Leichen, diese Schuld bezahlen, die erlassen wird? Warum hat man nicht den Schuldennachlaß der internen Schulden verkündet? Die Bauern werden ihre Schulden aus der Landwirtschaft den privaten Banken zahlen müssen, das heißt, sie sind bei den Wucherern, bei den Händlern und auch bei den NGO’s verschuldet.

Jetzt werden wir dieses kritische Bewußtsein sehen und überprüfen. Mal sehen, ob die Schulden der Bauern bei den NGO’s erlassen werden, die, soweit ich weiß, an die 30 Millionen US-$ gehen. In den letzten Monaten haben wir die NGO’s die Bauern enteignen, ihnen ihr Land, ihre Nähmaschinen und Getreidemühlen wegnehmen gesehen, weil sie eine Schuldenrate nicht beglichen haben. Wir haben die einzige soziale Organisation, die noch existiert, inhuman handeln gesehen wie irgendeine private Bank.

Theoretisch könnte ich sagen: Der Staat existiert nicht, wir müssen ihn aufbauen, die Regierung ist nicht unsere, sondern die der Transnationalen und internationalen Organe; gehen wir daher zur Selbstregierung über, bringen wir die Mehrzahl der bäuerlichen Produzenten auf den besten Feldern unter, in den fruchtbaren Ebenen von León und Chinandega, wo die Zuckerrohrfelder der Reichen sind, statt daß sie auf den Hügeln und in den Steppen sind, plündernd, weil sie kein Holz zum Kochen haben und kein Geld, um Gas zu kaufen. Und statt daß die Reichen Zucker dreimal so teuer als auf dem Weltmarkt produzieren, sollten die Bauern auf diese Felder ziehen, um weiter Reichtümer zu produzieren. Das ist es, was den Städten zu essen gibt.

Die Maßnahmen der Regierung verbieten den Export von Reis und begünstigen den Import, um die Globalisierung voranzubringen, die Zerstörung der Handelsgrenzen und der nationalen Produktion. Sie werden die letzten Reisbauern zugrunde richten, wie sie es mit anderen Produzenten getan haben. Jetzt bleiben nur mehr die Zuckerbauern, die einzigen, die geschützt bleiben, obwohl sie vom freien Markt sprechen, einem System, das sie zunichte machen wird.

Die Regierung hat den Geschädigten schon die Besetzung von Land verboten. In Matagalpa hat der Bürgermeister verboten, irgendeine Art von Land zu besetzen, und hat angekündigt, die Betroffenen in Armenviertel anzusiedeln, dasselbe was Somoza nach dem Erdbeben 1972 machte.

Der Ausweg ist, daß der Bauer als Produzent von Reichtümern die besten Felder auf Kredit bekommt. Wenn die Landwirtschaft der eigentliche private Sektor ist, muß man dort die ökonomischen und sozialen Investitionen tätigen.

Theoretische Auswege existieren, aber wo ist die Stimme der Opposition, wo ist das kritische Bewußtsein in Nicaragua, das diese plant. Was wir die Regierenden und die Opposition sagen hören, was wir in den Zeitungen lesen, ist genau das Gegenteil. Es ist die totale Abschätzigkeit den Bauern gegenüber, sie sehen sie nicht als wahre Produzenten von Reichtum, sie glauben, die Produzenten seien die großen Firmen, und das glaubt die Regierung genauso wie die Sandinisten.

Was ist deine Schlußbotschaft?

Wie der Ökonom und Ex-Präsident der Zentralbank Nicaraguas, Francisco Láinez, neulich sagte, das Herz der nationalen Ökonomie ist getroffen worden, und die einzigen, die es wieder zum Schlagen bringen können, sind die Bauern, es gibt keinen anderen Ausweg. Wenn Nicaragua das versteht, wenn den Leuten in der Stadt, die jetzt die hohen Preise erleiden und den Hunger spüren werden, das bewußt ist und wir uns in diesem Sinn organisieren, gibt es einen Ausweg für Nicaragua. Wenn nicht, werden wir weitermachen mit diesem Regen von Feuer, Hunger, Krankheiten und Ungerechtigkeiten.

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Erstveröffentlichung im FORVM:
Januar
1999
, Seite 17
Autor/inn/en:

Manfred Gmeiner:

Geboren 1964. War von 1996 bis 2020 gemeinsam mit Amalia Hernández Páez aus Motril in der Provinz Granada in Andalusien Buchhändler in Wien (La Librería) und nachweislich treuestes Redaktionsmitglied von Context XXI (von Anbeginn bis 2006). Er widmet sich jetzt ganz der Übersetzung spanischsprachiger Literatur.

William Grigsby Vado:

Direktor des Radios La Primerísima, Managua.

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