Context XXI » Print » Jahrgang 1998 » ZOOM 2/1998
Lajos Glücksthal

Währungskolonien

Wie schon im Interview mit Walter Schicho in ZOOM 1/98 angesprochen, werden die nötigen Vorberei­tungen für die währungspo­litische Integration von fünf­zehn afrikanischen Ländern (Communaute Financiere Africaine) getroffen. Die Parität zwischen Euro und CFA- Franc werden auf dem Ver­hältnis Franc zu Euro beru­hen. 100 CFA-Franc sind ein Franc. Garantiert wird der CFA-Franc durch das fran­zösische Finanzministerium und durch ein gemeinsames Devisenkonto der fünfzehn Länder in Frankreich. Bei Überziehung steht Frankreich dafür gerade. Die Länder lie­fern 65 % ihrer Devisenre­serven an das Konto ab.

Die Folgen der Wäh­rungsintegration dieser Län­der sind einerseits freier Kapitalfluß innerhalb des Euro-Kapitalmarktes und Währungsstabilität, anderer­seits ist auf Grund der Ex­portstruktur, die auf in Dollar abgerechnete Rohstoffen wie Kaffee, Kokos, Baumwolle und Erdöl basiert, zu erwar­ten, daß sich die Terms of trade bei einem starken Euro verschlechtern, da die Hauptabnahmemärkte bis jetzt außerhalb der EU liegen. Das bedeutet, daß sie in Zu­kunft noch mehr als bisher auf die EU als Absatzmarkt verwiesen sind. Ob die EU die Ausfälle wertmäßig ersetzt oder ob diese Länder noch weiter verarmen, ist ungewiß.

Tatsache ist, daß Frank­reich diese Länder enger an die EU heranführen, dort als ihr bevollmächtigter Spre­cher auftreten und die USA aus ihnen heraushalten will. Doch in den betroffenen afrikanischen Ländern meh­ren sich die Ängste. Einer­seits nehmen sie sehr wohl wahr, daß Frankreich einen Teil seiner monetären Sou­veränität verliert. Die vom IWF gegen Frankreich durchgesetzte Abwertung des CFA-Francs 1994 läßt ähnliche Befürchtungen hin­sichtlich der Behandlung durch die EU hochkommen, noch dazu, wo die Nieder­lande und Deutschland in dieser Hinsicht schon inter­veniert haben. Daher fließt/flieht bereits Kapital nach Paris, um dort in Franc einen sicheren Schutz gegen eine mögliche Abwertung des CFA-Francs zu suchen. Andererseits fürchten die afrikanischen Staaten, Druck zu bekommen, die staatli­chen Unternehmen zu privatisieren. Hier wären fran­zösische Unternehmen als erste am Zug. All dies könn­te zu einem Zerfall der CFA-Franc-Zone, zu selbständigen Währungen und zu ei­ner Annäherung an die USA führen. Die USA sind die einzige Macht, die weltweit die ihr verbundenen Regie­rungen militärisch stützen kann — und deren Konzerne weltweit unterwegs sind, um Rohstoffressourcen aufzukaufen, von Baku am Kaspi­schen Meer bis zu den Mi­nen von Kongo-Zaire.

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Erstveröffentlichung im FORVM:
Mai
1998
, Seite 38
Autor/inn/en:

Lajos Glücksthal: Lajos Glücksthal war Redakteur des EuropaKardioGramm (EKG) sowie koordinierender Redakteur von Context XXI von 1996 bis 1999.

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