Wurzelwerk » Jahrgang 1983 » Wurzelwerk 24

Sinnesverwirrung?

Treibstoff aus Getreide

Es wird ernst: Nach dem Willen der Biosprit-Produzenten soll in Bälde im oberösterreichischen Aschach wertvolles Getreide zu Motorentreibstoff vergärt werden.

Der Hintergrund: Mittels Zerstörung weiter Naturflächen und Gifteinsatz produziert die österreichische Landwirtschaft, speziell die Großbauern des Alpenvorlandes, mehr Getreide, als wir in der Lage sind, zu verbrauchen. Der Überschuß muß auf den Weltmarktpreis heruntersubventioniert werden, um verkauft werden zu können. Bringen tut dies wenig. Was wir nämlich an Devisen auf diesem Wege einnehmen, geben wir für die Energieimporte, die die Überschußproduktion erst möglich machen, zum Gutteil wieder aus.

Daher verfielen die Agrarplaner auf die Idee, das Nahrungsmittel Getreide zum Energieträger Alkohol zu zersetzen — ein Gedanke, der vor wenigen Jahrzehnten noch zu unverständigem Kopfschütteln geführt hätte. Heutzutage jedoch wollen uns die Technokraten weismachen, dies sei ganz normal.

Da die Herstellung des Getreide-Alkohols aber mehr Energie verschlingt, als überhaupt in ihm drinnen steckt, mußte eine bil!ige Wärmequelle für die Destillation her. Diese wurde in Form von Müllverbrennung gefunden.

Diese Rechnung geht trotzdem nicht auf: Denn die brennbaren Anteile des Hausmülls ließen sich in Biogasanlagen größtenteils zu Methan vergären — womit tatsächlich Erdgasimporte ersetzt werden könnten. Übrig bliebe bei diesem Verfahren, vorausgesetzt, alle giftigen Substanzen werden rechtzeitig entfernt, hochwertiger Naturdünger.

Statt dessen soll der Müll sinnlos verbrannt, die Luft verpestet und die übrig bleibenden Schlacken und Aschen erst recht wieder in einer Mülldeponie abgelagert werden.

Viel sinnvoller wäre es — wie gesagt — keine landwirtschaftlichen Überschüsse zu produzieren, dadurch die Natur zu schonen, den Verbrauch an Kunstdüngern und Giften einzuschränken, Getreidesorten mit etwas weniger Ertrag, dafür festeren Stengeln zu verwenden, die nicht gleich bei jedem Unwetter niedergehauen werden, und dafür das Stroh nicht auf den Feldern zu verbrennen, sondern zur Bioenergieproduktion zu verwenden.

Solches hatte die Alternative Liste im Sinn, als sie die Biosprit-Anlage in Aschach in einer Presseaussendung kritisierte. Die „Oberösterreichischen Nachrichten“ freilich hatten nichts besseres zu tun als wieder mal zu lamentieren, daß die AL destruktiv sei. Als die Grundlagen für die jetzige Presseaussendung bei mehreren Fachkongressen der ALÖ (Energie, Landwirtschaft, Umwelt) ausgearbeitet wurden, fand die „Zeitung der Oberösterreicher“ dies aber nicht der Erwähnung wert.

Ergo: Billige, antigrüne Hetze.

aus: „ÖKO-Initiative“ 10/83

FORVM des FORVMs

Vorgeschaltete Moderation

Dieses Forum ist moderiert. Ihr Beitrag erscheint erst nach Freischaltung durch einen Administrator der Website.

Wer sind Sie?
Ihr Beitrag

Um einen Absatz einzufügen, lassen Sie einfach eine Zeile frei.

Hyperlink

(Wenn sich Ihr Beitrag auf einen Artikel im Internet oder auf eine Seite mit Zusatzinformationen bezieht, geben Sie hier bitte den Titel der Seite und ihre Adresse bzw. URL an.)

Werbung

Erstveröffentlichung im FORVM:
Oktober
1983
, Seite 25
Lizenz dieses Beitrags:
CC0
Diese Seite weiterempfehlen

Themen dieses Beitrags

Begriffsinventar