Die NATO bombt sich in Jugoslawien gerade den Weg frei in eine neue Weltordnung. Dabei spielen die Medien, wie schon bei den vergangenen „friedenschaffenden“ Einsätzen eine bedeutende, den Krieg unterstützende Rolle. Die Bombardierung eines Flüchtlingstrecks durch die NATO wurde bis heute noch nicht vollständig zugegeben und zumindest in Österreich wurde auch nicht allzu intensiv nachgefragt. Die Opfer unter der serbischen Bevölkerung werden, wo sie so offensichtlich werden, daß sie nicht einfach unerwähnt bleiben können, mit dem zynischen Verweis gerechtfertigt, daß ein Krieg eben Opfer bringe und außerdem die „Serben“ noch größere Greueltaten begehen.
Es ist erschreckend, wie viele Intellektuelle sich in die Kriegslogik hineinziehen lassen und mit zumindest schwammigen, als Duldung der NATO-Angriffe interpretierbaren Stellungnahmen in der Öffentlichkeit auftreten. Wir wollen in dieser Nummer als Schwerpunkt die in den Berichten zu kurz gekommene Seite des Krieges beleuchten. Michael Geistlinger geht in seinem Artikel auf die Vorgeschichte und die Ziele dieses Krieges ein und zeigt deutlich den Völkerrechtsbruch auf, den diese Aktion der NATO darstellt. In der Folge bringen wir einige Briefe und Stellungnahmen, die uns aus Jugoslawien, bzw. von geflohenen Serben aus Ungarn erreichten, sowie Kommentare von Noam Chomsky und Jan Myrdal.
Der zweite Teil dieses Heftes ist dem Konflikt in Kurdistan gewidmet. Die Kurdinnen werden vom NATO-Mitglied Türkei schon seit Jahrzehnten in einer Weise verfolgt, die der Verfolgung der Kosov@-AlbanerInnen in keiner Weise nachsteht, was nochmals ein kritisches Licht auf die behauptete Kriegsnotwendigkeit im Kosovo wirft. Kayoumars Shahasvary gibt einen historischen Überblick über die Entwicklung des kurdischen Volkes. In der nächsten Nummer folgt ein Artikel über die heutige Situation. Mehr theoretisch nähert sich Stephan Grigat anhand der Frage, ob eine Solidarität mit Abdulla Öcalan möglich ist, dem Spannungsverhältnis zwischen Nationalismus und Emazipation.
Wie eine Gesellschaft, die an die Grenzen ihrer Entwicklung stößt, mit oder ohne Bomben ihre zerstörerische Energie freisetzt, ist das Thema des letzten, von Franz Schandl verfaßten Beitrags.
Abschließend noch der Hinweis auf den beiliegenden Aufruf und die verschiedenen, auch von der Arge WDV mitorganisiserten Antikriegsaktivitäten (siehe nächste Seite).
Alle Fotos in dieser Ausgabe stammen aus der Serie NOTO KOSOWAR von Christian Helbock. Bisher liegen zwei Filme vor — die Numerierung der Bilder bezeichnet Film und Nummer des Negativs. Die Arbeit untersucht Bilder des Krieges, wie sie in deutschsprachigen Printmedien gezeigt werden.