Statt eines langen Editorials unsererseits diesmal eine Kritik und ein Anfrage zweier Leser. Wir wünschen noch einen sonnigen Sommer und die nötige Ausdauer bei der Lektüre der umfangreichen Artikel.
Liebe Freundinnen,
als langjähriger EKG und jetziger ZOOM-Leser schätze ich Eure Zeitschrift sehr und hoffe, daß es Euch trotz bzw. ohne Publizistikförderung noch längere Zeit geben wird. Gerade im Bereich des Antimilitarismus habt Ihr immer eine äußerst reflektierte Haltung und viel Sachkenntnis bewiesen. Umsomehr wundert es mich, daß Ihr den Artikel von Robert Pichler über Albanien unkommentiert bringt. Also sehe ich mich gezwungen meinerseits ein paar kleine Anmerkung anzubringen.
Zunächst finde ich die historisch soziale Analyse der albanischen Gesellschaft und die Hintergründe, welche zum Volksaufstand im Frühjahr führten, sehr informativ und aufschlußreich dargestellt. Es wird klar verständlich, welche Kräfte in Europa ein Interesse an einer Stabilisierung der politischen Lage unter einem Staatschef Berisha haben, der ja alles andere als ein demokratisch legitimierter Repräsentant ist, nicht einmal in einem bürgerlich-kapitalistischen Sinn. Sehr klar wird dabei, daß es lediglich um die Inszenierung einer kapitalistischen Marktwirtschaft geht und nicht etwa um Demokratie und Pluralismus geschweige denn um das Wohl der albanischen Bevölkerung. Hier werden die Bruchlinien einer bürgerlich demokratischen Kultur sehr deutlich, gerade aber daß Profitinteressen immer noch über die Menschenrechte gehen. In unseren bürgerlichen Meden geht es ja in Bezug auf Albanien auch immer nur um die Scheingefechte und Schattenboxen zwischen der Demokratischen Partei und der sogenannten sozialistischen Opposition. In Wahrheit soll dabei nur das System stabilisiert werden. Welche Machtklüngel sich dabei am Staat bereichern dürfen, ist ja im Grunde unerheblich (man erinnere Sich an Tucholskys Aussage bezüglich eines sozialistischen Wahlsiegs in Deutschland: sie glaubten sie wären an der Macht, dabei durften sie nur regieren). Auch die sogenannten Sozialisten, die aus der stalinistischen Bürokratie hervorgingen, ebenso wie die Demokraten unter Berisha, der ja übrigens Leibarzt von Enver Hoxa war. Insofern verwundert mich der Schluß des Autors, der da meint, „daß dieses fatale Szenario eine massive Intervention des Westens erfordern wird, (...) will man Albanien nicht dem inneren Zerfall preisgeben“.
Welche Macht soll dabei stabiliert werden und in welchem Interesse? Warum wird die Tatsache verschwiegen, daß sich in weiten Teilen des Landes Bürgerkomitees gebildet haben. Warum kommt von diesen Bürgerkomitees bisher niemand zu Wort. Ist es wirklich für Journalisten so schwierig, mit ihnen Kontakt zu nehmen oder liegt dabei ein Gesamtplan zu Grunde, nämlich diese unisono als Mafiosi und kriminielle Banden zu diffamieren, um die ach so demokratische bürgerliche Ordnung und Markwirtschaft wieder herzustellen. Selbst Franz Vranitzky mußte sich dem beugen, als er wie auch immer um objektive Ausgewogenheit bemüht, ursprünglich auch mit Vertreterinnen der Bürgerkomitees im Süden des Landes sprechen wollte. Wer hat ihn dabei zurückgepfiffen? Sicher wohl nicht Berisha selber, sonst würde sich ja seine Vermittlerrolle ad absurdum führen. Eine Information am Rande, die zur Lösung des Rätsels beitragen könnte: Berisha ist mit seiner Partei Mitglied der EDU und Du-Freund Alois Mocks.
Um mich nicht falsch zu verstehen, ich finde es notwendig, daß eine linke Zeitschrift unterschiedliche Positionen und Meinungen bringen soll, ja ich glaube, dies ist eine Grunderfordernis für eine gelebte partizipative Demokratie. Diskussionen sind, auf einem logisch reflektiertem Niveau ausgetragen, immer befruchtend und ermöglichen erst die Hinterfragung eigener Positionen. In diesem Sinn sei auch meine Kritik zu verstehen.
Euer Georg Wiesinger
Liebe Freunde,
ich entdeckte als Internet-Neuling eure sympathische Adresse. Als ehemaliger Widerständler und Deserteur im 2. Weltkrieg bin ich ab und zu aktiv. Ich suche in Zusammenarbeit mit dem holländischen Journalisten Willem de Haan, Groningen, (erster Totalverweigerer der Niederlande) Kontakte bzw. Adressen von ehemaligen Deserteuren, die wie ich in schweizer Militärinterniertenlagern (Witzwil, Stalden, Murimoos) interniert waren. Könnt Ihr mir helfen?
Peter Schilling