radiX » Texte
Thomas Schmidinger

Islamischer Integralismus in Ägypten

1. Vorbemerkung zur Transkription arabischer Namen und Begriffe:

Da es noch keine international verbindliche Transkriptionsregeln für die Übertragung arabischer Schrift in das lateinische Alphabet gibt, transkribiert jeder Autor arabische Begriffe und Namen in anderer Weise. Diese Transkription verändert sich auch stark je nach Sprache die der Autor selbst verwendet. So sind die in der deutschsprachigen Arabistik üblichen Transkriptionsregeln andere als jene in der Englischen oder Französischen Sprache. Bei Übersetzungen aus dem Englischen oder Französischen werden teilweise trotzdem die dortigen Transkriptionen beibehalten.

Der Autor hat in seinem Text — mit der Ausnahme von Sonderzeichen die am Computer nicht zu finden sind wie das Transkriptionszeichen für das ayn — die in der deutschsprachigen Arabistik üblichen Transkriptionen verwendet. Um Zitate korrekt wiederzugeben wurden in diesen aber die originalen Umschriften beibehalten. Dies mag für die/den LeserIn am Anfang verwirrend wirken, allerdings sind die Begriffe aufgrund ihrer Ähnlichkeit sicher schnell zuordenbar.

2. Einleitung

Seit zwei Jahrzehnten schon sind die politischen und sozialen Verhältnisse im bevölkerungsreichsten arabischen Land am Nil so eskaliert, daß es ständig zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen militanten und militärisch organisierten islamischen Integralisten und der Staatsmacht kommt.

Diese Auseinandersetzungen haben allerdings eine noch viel weiter zurückreichende Geschichte. In Ägypten wurde in den Zwanzigerjahren dieses Jahrunderts eine der bedeutendsten heute in 70 Staaten aktive integralistische Organisation gegründet: die Muslim Bruderschaft.

Die politischen und sozialen Entwicklungen seither führten schließlich zu dem Ergebnis, daß Teile der aus diesem integralistischen Pool hervorgegangenen Gruppen in den Achziger und Neunzigerjahren zu militärischer Gewalt gegen Personen griffen, während gleichzeitig die Regierung mit mehreren brutalen Repressionswellen — auch gegen Zivilbevölkerung — vorging.

Nur ein Blick in die Geschichte dieses Konflikten und auf die sozialen und politischen Rahmenbedingungen in denen er sich abspielt kann helfen die gegenwärtige Situation zu verstehen. Dies ist das Ziel dieser Arbeit.

Dabei soll der Versuch unternommen werden über politische Bewegungen zu berichten die in Europa fast ausschließlich durch den Zerrspiegel der Europäischen Wahrnehmungen „des Orient“ gesehen werden und zwischenzeitlich das gesamte Bild „des Islam“ und „der Araber“ in der Öffentlichkeit prägen.

Schließlich stimmt im Jahre 1999 die Analyse Edward Saids aus dem Jahre 1978 noch viel mehr als damals:

Books and articles are regularly published on Islam and the Arabs that represent absolutely no change over the virulent anti-Islamic polemics of the Middle Ages and the Renaissance. For no other ethnic or religious group is it true that virtually anything can be written or said about ist, without challenge or demurral. [1]

Diesen „anti-Islamic polemics of the Middle Ages“ etwas entgegenzuhalten ist eines der Ziele dieser Arbeit, denn ich gestehe nichts vom scheinobjektiven Habitus bürgerlicher SozialwissenschafterInnen zu halten.

„Objektivität“ gibt es nicht und jedeR die behauptet dies zu sein kaschiert damit nur seine/ihre eigenen Positionen um ihnen durch eine vermeintlichen „Objektivität“ und „Wertfreiheit“ mehr Durchschlagskraft zu verleihen.

Gleichzeitig handelt es sich bei den Gruppen die in dieser Arbeit beschrieben werden sollen, natürlich keineswegs um „sympathische“ politische Akteure. Es handelt sich bei Gihad oder Gamaa Islamiya nicht um die ZapatistInnen oder sonst eine Befreiungsbewegung Lateinamerikas. Wenn die Unzufriedenheit in den Armenvierteln Kairos auch ähnliche Ursachen hat wie die Unzufriedenheit linker Guerilleros und Guerilleras in Lateinamerika, so ist die Wirkung dieser durch die Ausschaltung der Linken und die Instrumentalisierung des Protestes durch islamisch-integralistische Gruppierungen eine ganz andere.

Eine Darstellung der eigenen Positionen dieser Gruppen und die historische Schilderung der Entwicklung des Konfliktes soll also nicht zu einer Verharmlosung oder Rechtfertigung autoritärer, integralistischer Konzepte oder gar von Gewalt gegen politische GegnerInnen der IntegralistInnen führen, sondern ermöglichen ein differenzierteres Bild der politischen Entwicklung Ägyptens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu zeichnen sowie nach Gründen für diese politische Entwicklung zu fragen und nicht nur nach Urteilen und plakativen Bildern.

Eine solch differenziertere Sichtweise scheint in Zeiten in denen nicht nur Samuel Huntington den „Clash of Civilisations“ herbeizuschreiben versucht, sondern die ganze außenpolitische Strategie EUropas und der USA darauf ausgerichtet ist die arabisch-islamische Welt als neues, altes Feindbild zu konstruieren ein Gebot der Stunde zu sein. Dem Zementieren von Stereotypen und verallgemeinernden Werturteilen soll die Beschäftigung mit islamischem Integralismus und den Konflikten dieser Gruppen mit dem Staat nicht dienen können, denn „the worst aspect of it is the possibility of becoming a self-fulfilling prophecy, so that a group perceived in a stereotypical manner by another is subjected to treatment which makes it respond in ways concordant with the stereotype.“ [2]

3. Begrifflichkeiten

Da in Europa im Allgemeinen relativ wenig Hintergrundinformation über politische Entwicklungen im Nahen Osten existiert, sind auch die Begriffe die in der Debatte darüber verwendet werden verwirrend.

Zu diesem Umstand trägt auch die Tatsache bei, daß die politischen, sozialen und ökonomsichen Verhältnisse in Staaten wie Ägypten sich so stark von jenen Mittel- und Westeuropas unterscheiden, daß politische Begriffe aus dem Europäischen oder Nordamerikanischen Diskurs nicht so ohne weiteres problemlos auf den Nahen Osten übertragbar sind.

Nun sind aber alle Begriffe die für jene Gruppen die in dieser Arbeit behandelt werden Verwendung finden Europäische Begriffe. Während der Begriff „Islamismus“ einfach eine Steigerung von „Islam“ zum Ausdruck bringt und damit wohl etwas sehr unpräzise ist und automatisch sugerriert, der „Islamismus“ wäre quasi „konsequenter“ oder „radikalisierter Islam“, kommten die im Englischen und Deutschen verwendeten Begriffe „Fundamentalismus“ und das Französische „Integralismus“ aus der Bezeichnung für christliche Bewegungen.

Im Duden-Fremdwörterbuch findet sich unter „Fundamentalismus“:

eine streng bibelgrläubige, theologische Richtung im Protestantismus in den USA, die sich gegen Bibelkritik u. moderne Naturwissenschaft wendet. [3]

und unter „Integralismus“:

zeitweilige kath. Bestrebung, alle Lebensbereiche nach kirchlichen Maßstäben zu gestalten. [4]

Werden diese Begriffe auf den Islam übertragen, charakterisiert der Begriff „Integralismus“ sicher besser die Ideen einer vielfältigen Bewegung deren Ideen Hassan al-Banna, der Gründer der Muslim Bruderschaft mit dem Satz „We belive that Islam is an all-embracing concept which regulates every aspect of life, adjudicating on every one its concerns and prescribing for it a solid and rigorous order.“ [5] charakterisiert hat.

Was diese Bewegungen ausmacht ist nämlich weder ihre „extreme Bibeltreue“ — oder in diesem Falle Qurantreue — noch die „Ablehnung moderner Naturwissenschaft“ (ganz im Gegenteil, diese Gruppen benutzten oft als erste neue Techniken wie das Internet, Radio- oder Videokassetten um ihre Ideen zu verbreiten) sondern das Ziel der Errichtung einer Gesellschaft in der alle Lebensbereiche dem Islam bzw. ihrer Islaminterpretation untergeordnet werden.

Friedemann Büttner definiert den Islamischen Integralismus folgendermaßen: „Als islamische Integristen bzw. mit Integrismus/Integralismus werden hier im Anschluß an den französischen Sprachgebrauch alle Autoren bzw. Bewegungen bezeichnet, die von einem einheitlichen Begründungszusammenhang für die wieder zusammenzuführenden Bereiche ausgehen — gleichgültig ob sie dabei traditionalistisch, fundamentalistisch oder modernistisch argumentieren, eher liberale oder radikal- revolutionäre islamistische Positionen vertreten.“ [6]

Der bekannte ägyptische Intellektuelle und Soziologie-Professoer an der American University in Cairo (AUC) Saad Eddin Ibrahim definierte 1995 „Islamic fundamentalism“ als "the belief in the precepts and commandments of Islam as stated in its holy book, the Quran, and as enunciated and practiced by the Prophet Muhammad — known as the Sunna. In other words, Islamic fundamentalism is a return to the purest sources of the religion, cleansing it from all the impurities, heresies and >revisionisms< which accured to the faith and practice throughout history" [7]

Auch nach dieser Definition beschreibt der Begriff "Fundamentalismus" die relevanten politischen Bewegungen die sich selbst als "islamische Opposition" begreifen nur schlecht. Gamaa Islamiya, Jihad oder Muslim Bruderschaft sind nämlich — wie wir es auch in späteren Kapiteln dieser Arbeit sehen werden — nicht einfach nur "rückwärtsgewandte", extrem-traditionalistische Bewegungen. Der moderne islamische Integralismus Ägyptens ist eher als selektive oder halbe Moderne zu begreifen als einfach nur als vormodern. Auf Naturwissenschaftlich-technischem Bereich waren und sind integralistische Bewegungen oft die ersten die neue Entwicklungen fördern und nützen. Nicht nur in der Türkei war die Refah-Partei eine der ersten politischen Gruppierungen die ihre Propaganda via Internet verbreitete. Nicht nur im Iran trugen die Audio-Kasseten mit Predigten Ayatollah Khomenis vor 1979 wesentlich zur Verbreitung seiner Ideen bei. Auch in Ägypten werden Internet, Audio- und Video-Kassetten von allen möglichen Strömungen des islamischen Integralismus benützt. So befinden sich diese Gruppen laut Bassam Tibi "in dem Dilemma, daß sie sich einerseits die Instrumente der Moderne (Kriegstechnologie) aneignen wollen, andererseits aber deren kulturelle Grundlage (das kulturelle Projekt der Moderne und seine rationale Weltsicht) zurückweisen. Es ist der ‚islamische Traum von der halben Moderne‘" [8]

Da der ebenfalls verwendete Begriff "politischer Islam" meines Erachtens zu unpräzise ist — schließlich beruft sich jedes Regime im Nahen Osten mit Ausnahme der Türkei mehr oder weniger auf den Islam — plediere ich also im folgenden für den Begriff "Islamischer Integralismus" und werde diesen in meiner Arbeit verwenden.

4. Das "Religiöse" und das "Politische"

Im Islam waren von allen Anfang an "din wa dawla", Religion und Staat. Die Gemeinschaft der Umma die Muhammad mit seinem Auszug aus Mekka nach Yatrib (Medina) — der higra — begründete war sowohl ein religiöses, als auch ein politisches Gemeinwesen. Der Islam als "allumfaßendes System" als integralistisches Konzept das sowohl privates wie auch öffentliches Leben in den Islam integriert hat also lange Tradition und Geschichte. Auch wenn — wie wir in dieser Arbeit noch sehen werden — die zeitgenössischen Islamischen IntegralistInnen in einigen Aspekten ihres Denkens moderne oder zumindest andere, weiterentwickelte Positionen vertreten wie die Ulema des 15. Jahrhunderts, so können sie sich doch auf eine gewisse Denktradition im Islam berufen die eine Trennung von "din" und "dawla" nie kannte.

Ist dies aber nun etwas spezifisch Islamisches oder ist dies nicht eher eine Haltung die in allen Religionen, zumindest aber in den monotheistischen Offenbarungsreligionen vorhanden ist?

Weder in der monotheistisch konzipierten alttestamentlichen Ordnungsidee des Gottesvolkes noch in der neutestamentlichen Vorstellung von der christlichen Gemeinde als sichtbarer Leib Christi werden Politik und Religion begrifflich und sachlich geschieden oder als unterschiedliche Lebenssphären begriffen. [9]

Die Trennung von Kirche und Staat, die Säkularisierung Europas wurde im Zuge der Aufklärung und der Französischen Revolution gegen und nicht wegen der Religion durchgesetzt. Die christlichen Kirchen — oder zumindest deren extremistischen Ränder — wehren sich teilweise bis heute noch gegen diese Säkularisierung.

Daß in Europa heute überwiegend relativ säkularisierte Staaten existieren ist somit nur auf den Umstand zurückzuführen, daß die Macht der Kirchen in ganz bestimmten geschichtlichen Situationen zurückgedrängt wurde. Die Bedingungen für ein solches Zurückdrängen wurden in Europa durch historische, ökonomische und soziale Entwicklungen gelegt. Erst die Herausbildung eines gebildeten, selbstbewußten Bürgertums ermöglichte eine Entwicklung die es erlaubte die Macht der christlichen Kirchen in Europa zu brechen.

Während in Europa jedoch das aufstrebende Bürgertum sich u.a. durch den Kolonialismus — der spätestens seit dem 16. Jahrhundert eine der bestimmenden Einnahmequellen Europas darstellte — eine entsprechende materielle Basis erwirtschaften konnte die zu mehr Bildung und Selbstbewußtsein führte und so erst den Grundstein für die Säkularisierung legen konnte, war die islamische Welt genau von dieser Entwicklung ausgeschlossen.

Ja ganz im Gegenteil, das „dar al-Islam“ wurde selbst immer mehr zum Kolonialgebiet Europäischer Staaten. Statt eines eigenständigen Bürgertums entstand so eine kleine Schicht verwestlichter Kolonialbeamten die mehr und mehr jeden Bezug zur Realität ihrer Gesellschaften verloren. Die ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen für eine Säkularisierung waren damit in den islamsichen Gesellschaften nicht gegeben.

Der Unterschied in der Entwicklung Europas hin zu relativ säkularisierten Gesellschaften und politischen Systemen und der islamsichen Welt die eine solche Säkularisierung wenn überhaupt nur mit Zwang zur Verwestlichung (z.B. Türkei) erfuhr, liegt also nicht daran, daß der Islam per se „integralistischer“ wäre als das Christentum, sondern an der unterschiedlichen historischen Entwicklung Europas und der islamischen Staaten.

5. Geschichte des Islamischen Integralismus in Ägypten und seiner Konfrontation mit dem Staat

5.1. Die Muslim Bruderschaft (al-Ikhwan al-Moslemoon)

Die Muslim Bruderschaft wurde bereits 1928 von Hassan al-Banna — einem einfachen Volksschullehrer — in Ismailiya — einer Stadt am Suez-Kanal — gegründet. Die Muslim Bruderschaft war „the first political organisation in Egypt aiming to establish an Islamic state“ [10] und ist heute eine der wichtigsten und größten Organisationen des Islamischen Integralismus weltweit. Nach eigenen Angaben hat sie heute „branches in over 70 countries all over the world“. [11] Sie war die Initiatorin für den Aufbau der Hamas in Palästina, regiert heute mit der National Islamic Front (NIF) unter Hassan al-Turabi im Sudan [12] und beteiligte sich am Afghanistan-Krieg, an welchem „hundreds of the Ikhwan youth“ als „fighters, doctors, teachers, ...“ [13] teilnahmen.

Von einer solchen Internationalität war die Muslim-Bruderschaft unter Hassan al-Banna natürlich noch weit entfernt.

In den Anfangsjahren richtete sie ein Hauptaugenmerk auf soziale und caritative Tätigkeiten in den Armenvierteln Kairos und auf den Dörfern auf dem Lande. Dadurch konnten sie insbesondere die Unterstützung großer Teile der Landbevölkerung gewinnen. „At its zenith in the 1940s, it was estimated to have had some half a million members.“ [14]

Obwohl der Schwerpunkt der vorrevolutionären Muslim-Bruderschaft eher bei sozialen Aktivitäten lag, vertraten sie bereits in Grundzügen jenes Konzept des Islam als „allumfaßendes System“ wie es später alle Bewegungen, Gruppen und Sekten des islamischen Integralismus Ägyptens vertraten.

Hassan al-Banna beschrieb in einem seiner spärlichen Schriften sein Konzept des Islam folgendermaßen: „We belive that Islam is an all-embracing concept which regulates every aspect of life, adjudicating on every one its concerns and prescribing for it a solid and rigorous order.“ [15]

Die politischen Forderungen Hassan al-Bannas, die dieser 1936 in seinem Traktat ‚nahwa an-nur‘ (Aufbruch zum Licht) an eine Reihe von arabischen Staatsoberhäuptern schickte, die „Beendigung des Parteienwesens, islamische Reform des Rechts, kulturelle Zensurmaßnahmen, Wahrung islamischer Moralvorstellungen, Zins- und Profitverbot, Redistribution des Reichtumsusw. — erklären sich aus seiner Wahrnehmung der gesellschaftlichen Konflikte, in der kulturelle Verwestlichung, europäische Vorherrschaft und soziale Ungleichheit untrennbar verschmolzen sind“. [16]

Um gegen die britische Protektoratsherrschaft und für einen unabhängigen islamischen Staat zu kämpfen gründete die Muslim-Bruderschaft 1942 einen bewaffneten Flügel (al-gihaz as-sirri). In der zweiten Hälfte der Vierzigerjahre verstärkte sich die Repression gegen die Muslim-Bruderschaft. 1948 wurde sie weitgehend zerschlagen und in den Untergrund gedrängt. Hassan al-Banna wird 1949 hingerichtet und damit für seine AnhängerInnen zum Märtyrer.

Der Islamische Integralistismus Ägyptens wurde jedoch keineswegs nur von Männern getragen. „Zeinab al-Ghazali al-Gebali established the Muslim Women´s Association in 1937“, [17] welche zwar eng mit der Muslim Bruderschaft verbunden war, aber durch ihre organisatorische Selbstständigkeit von den Verfolgungen der 50er und 60er Jahre kaum betroffen war und legal arbeiten konnte. Zeinab al-Ghazali spielte später mit ihrer Organisation eine wichtige Rolle im Wiederaufbau der Muslim-Bruderschaft.

Jahrzehnte später, in den Achzigerjahren dringt der feministische Diskurs sogar in Teile der Integralistischen Bewegungen vor, denn „selbst wenn man die Frauen anfangs angeworben hat, um sie zu manipulieren, so erleben wir in vielen muslimischen Ländern wie dem Iran oder Algerien die Entstehung starker feministischer Forderungen mitten in den islamistischen Parteien.“ [18]

„Well-known Islamist women activists in Egypt such as Zainab al-Ghazali and Safinaz Kazim are hostile to secular and Westernized feminism and extol women´s roles as wives and mothers. But they also stress the importance for women to work in society, including da´wa“ [19] der Predigt. Diese Frauen glauben an eine Befreiung der Frauen innerhalb des Islam und es wäre falsch sie nur als Anhängsel der Männer und nicht als durchaus eigenständige Akteurinnen zu sehen.

Nachdem am 23. Juli 1952 die „Freien Offiziere“ die Macht übernommen hatten, begrüßen die Muslim Brüder anfangs diese Revolution. Schließlich standen einige der Offiziere wie der spätere Präsident Sadat — aber auch Nasser selbst — der Muslim Bruderschaft nahe. Den Muslim Brüdern wurde sogar angeboten sie sollten „einige Regierungsämter unter dem ersten Regierungschef General Muhammad Najib übernehmen.“ [20]

Trotzem ist die Konfrontation mit den neuen Machthabern unvermeidlich, denn „die Militärs beabsichtigen [...] keineswegs, dieOrganisation als Sprachrohr für die Forderungen des Volkes auftreten zu lassen. Sie ziehen es vor, daß diese Forderungen von einer Einheitspartei kanalisiert werden, mit deren Hilfe die Massen geschlossen hinter die Regierung gebracht werden.“ [21]

Bereits am 26. Oktober 1954 [22] kommt es zum Bruch zwischen Muslim-Bruderschaft und den Machthabern, als Nasser „während einer Rede in Alexandria von einem Mitglied der Muslimbrüder angeschossen“ [23] wird.

Obwohl die Muslim-Bruderschaft der vom Regime erhobenen Anklage einer Verschwörung widersprechen und von einer Polizeiprovokation ausgehen, finden sie kein Gehör und werden in der Folge zerschlagen und wieder in den Untergrund gedrängt. „Am 9. Dezember 1954 besteigen sechs Führer der Muslimbrüder das Schafott, während sich Tausende ihrer Gefährten in den Gefängnissen drängen.“ [24] Unter den Verhafteten befanden sich auch Sayyed Qutb und Yasir Arafat, „damals Präsident der palästinensischen Studentenunion“. [25]

Mit der Zerschlagung der Muslim-Bruderschaft gelang es aber nicht auch ihr Gedankengut auszulöschen. Im Untergrund und im Exil in den Golfstaaten existierten die Muslim-Brüder weiter. In den Gefängnissen und Arbeitslagern in der Wüste radikalisieren sich viele Muslim-Brüder und erarbeiten Theorien die weit über die Ideen Hassan-al Bannas hinausgehen.

5.2. Sayyed Qutb

Während der Nachfolger Hassan al-Bannas Hassan al- Hodeiby mit seinen Schriften letztlich wenig Einfluß auf die spätere Entwicklung nehmen konnte, brachten es die Texte eines anderen verhafteten Muslim-Bruders zu einer wichtigen theoretischen Grundlage für spätere integralistische Gruppierungen in Ägypten.

Sayyed Qutb Ibrahim Husain Shadhili wurde im September 1906 im muslimisch-koptischen Dorf Musha bei Assiut in Mittelägypten geboren„ [26] Er studierte an der Pädagogischen Hoschschule in Kairo und erhielt 1933 das Lehrerdiplom. Er arbeitete als Lehrer, liberaler Journalist, Literaturkritiker und Autor ehe er sich 1951 nach einem längeren Amerikaaufenthalt — der ihn“mit einer ihn abstoßenden sexuellen Promiskuität und der Benachteiligung der Armen„ [27] konfrontierte — der Muslim-Bruderschaft zuwandte. Bereits 1952 wurde er“Mitglied im Führungsbüro und Leiter der Propagandaabteilung. Vor und kurz nach der Revolution von 1952 hatte er häufige Unterredungen mit dem späteren Staatspräsidenten Nasser. [28]

Nach dem Attentat auf Nasser vom Oktober 1954 wird Sayyed Qutb „nach der Farce eines Prozesses [...] am 13. Juli 1955 zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.“ [29] Seine relativ flexibel gehandhabte Strafe die er erst im Arbeitslager von Tura, dann im angeschlossenen Gefängniskrankenhaus verbringt erlaubt es ihm aber „seinen Korankommentar Fi Zilal al Qur´an (Im Schatten des Koran) und andere Werke zu schreiben und sie sogar als kleine Heftchen in Kairo veröffentlichen zu lassen.“ [30]

Im Tora-Gefängnis muß Sayyed Qutb aber auch ein „massacre of 23 of his colleagues in 1957“ erleben „when prison forces opened fire on detainees who had staged a sit in- and refused to work in quarries.“ [31]

Der Eindruck den dieses Massaker hinterläßt überzeugt Qutb endgültig, daß Ägypten keine islamische Gesellschaft mehr ist, sondern in den Zustand der Jahiliyya — die islamische Terminologie für die vorislamische -„barbarische“ — Gesellschaft in Mekkah — zurückgefallen ist.

In seinem Werk „Wegzeichen“ — das in späteren Jahren u.a auch in Englich, Türkisch, Urdu, Malayisch und Persich übersetzt wurde und heute eines der bedeutendsten Werke des Islamischen Integralismus darstellt -zieht er daraus die Konsequenzen. „Seiner Meinung nach gibt es keine islamische Gesellschaft mehr, und es wäre vergeblich, wollte man nach den Spuren des Islam in einer Welt suchen, die diesen längst verworfen hat. Die Welt ist nur noch Jahiliyya“. [32] Diese Jahiliyya kann nur mit einer Bewegung zerstört werden. „Der wahrhafte Muslim muß mit der Jahiliyya brechen, mit aller Macht ihre Zerstörung betreiben und auf ihren Ruinen einen islamischen Staat errichten.“ [33]

In seinem ersten Kapitel ("The Unique Qur´anic Generation) beschreibt Qutb erst den Auszug der ersten Muslime aus der Jahiliyya:

When a person ambraced Islam during the tie of the Prophet, peace be on him, he would straightaway cut himself off from jahiliyyah. When he stelled into the circle of Islam, he would start a new life, separating himself off completely from his past life under ignorance of the Divine Law. [34]

Danach kommt er zum entscheidenden Schluß, daß auch die heutigen „islamsichen“ Gesellschaften eben nicht mehr „islamsich“ wären, sondern wir alle wären „surrounded by jahiliyyah. Its nature is the same as during the first period of Islam, and it is perhaps a little more deeply antrenched. Our whole enviroment, people´s beliefs and ideas, habits and art, rules and laws — is jahiliyyah, even to the extent that what we consider to be Islamic culture, Islamic sources, Islamic philosophy and Islamic thought are also constructs of jahiliyyah!“ [35]

Als Konsequenz aus der Erkenntnis die Gesellschaft lebe in Jahiliyya fordert Qutb seine Anhänger dann zum Bruch mit dieser auf:

We must also free ourselves from the clutches of jahili society, jahili concepts, jahili traditions, and jahili leadership. Our mission is not to compromise with the practices of jahili soziety, not can we be loyal to it. Jahili society, because of its jahili characteristics, is not a worthy partner for compromise. Our aim is first to change ourselves so that we may later change the society. [36]

Diese Veränderung der Gesellschaft kann laut Qutb nur durch eine starke Bewegung erfolgen: „It must be a dynamic movement which challenges jahiliyyah both in theory and in practice, so that it becomes a living faith and grows through the struggle against the surrounding forces.“ [37]

Obwohl Qutb teilweise auch traditionalistisch argumentiert, sind seine Positionen keineswegs nur rückwärtsgewandt. Auch er streicht seine Befürwortung des materiellen Fortschritt hervor:

Islam does not stand in the way of material progress or prohibit material inventions. Rather, it considers material prosperity and creativity to be an obligation given to man at the very beginning of time, when Allah granted him the vicegerency on earth. [38]

Sayyed Qutb ist jedoch nicht nur der ideologische Vordenker des militanten Islamischen Integralismus weit über Ägypten hinaus, sondern auch einer jener Vertreter des Islamischen Integralismus, der traditionelle Vorurteile gegen Juden mit Vorstellungen des modernen Antisemitismus Europas vermischte und so einer der Vordenker eines modernen Antijudaismus in Ägypten wurde.

Sayyed Qutb steht dabei aber durchaus nicht allein da. Im zwanzigsten Jahrhundert entwickelten nicht nur Islamische Integralisten einen militanten Antijudaismus, sondern auch einige andere Strömungen in der Ägyptischen Gesellschaft. So entstanden v. a. im Zuge des Kampfes gegen das Britische Protektorat in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren „militante radikal-nationalistische Gruppen, die eine Herausforderung für die Wafd-Partei waren und sich teilweise an faschistischen Vorbildern orientierten. Besonders die Bewegung Misr al-Fatah (Junges Ägypten) unter Ahmad Husayn war von den Nazis beeinflußt.“ [39]

Auch wenn die deutschfreundlichen und antisemitischen Gruppen in Ägypten nicht wirklich auf großen Erfolg stießen, während die „Liga gegen den deutschen Antisemitismus“ auch Unterstützung in der nichtjüdischen Bevölkerung Ägyptens fand, waren doch „viele der“freien Offiziere„, die 1952 unter Nasser an die Macht kamen [...] mit dem Jungen Ägypten verbunden gewesen.“ [40]

Gegen JüdInnen gerichtete Aktivitäten verstärkten sich v. a. im Zuge der Ereignisse in Palästina. „Islamische und nationalistische Kräfte richteten vor allem in den Jahren 1938 und 1939 erste verbale Angriffe gegen die ägyptischen Juden, die sie als die 5. Kolonne des Zionismus in Ägypten denunzierten, aber auch vereinzelt als Ausbeuter des ägyptischen Volkes anprangerten. Boykott-Aufrufe und tätliche Angriffe folgten [...]. In die Agitation mischten sich traditionelle, islamisch begründete Ressentiments gegen die Juden mit ökonomsichen Forderungen und Anleihen aus dem Arsenal des europäischen Antisemitismus“. [41] Selbst die „Protokolle der Weisen von Zion“ wurden zu diesem Zwecke herbeigezogen. Unter Nasser verließen dann der Großteil der verbliebenen JüdInnen bis Ende der Fünfzigerjahre das Land.

Obwohl die traditionelle Haltung des Islam gegenüber dem Judentum sehr widersprüchlich ist und auch im Quran sowohl judenfeindliche als auch dem Judentum gegenüber tolerante Stellen zu finden sind, haben JüdInnen in der islamischen Geschichte durch ihren Status als dimmis („Schutzbefohlene“) den sie mit Christen und anderen Anhängern monotheistischer Offenbarungsreligionen teilen sicher insgesamt einen besseren Status gehabt als innerhalb des christlichen Europas.

Der moderne Antisemitismus ist ein Kind der europäischen Geistesgeschichte und nicht des Islams. Trotzdem bezieht sich Sayyed Qutb nicht nur ausschließlich auf die negativen Urteile des Islams gegen das Judentum aus denen er sogar schließt, daß die „Jews will not be satisfied until this Religion (that is, Islam) has been destroyed“, [42] sondern auch auf die Propaganda des modernen, europäischen Antisemitismus. In Qutbs Werk „Our Stuggle With the Jews“ schildert er eine „Zionistische Weltverschwörung“ deren Teil zwar Israel ist, die aber weit über den „Zionistischen Staat“ hinausreicht und weitgehend dem Bild der Europäischen Idee der „Jüdischen Weltverschwörung“ entspricht.

Viele Ideen Qutbs Zionistischer Verschwörungstheorien „were certainly reminiscent of the ‚Protocols of the Elders of Zion‘. And one may assume that he was conversant with this work, since the ‚Protocols‘ had been extant in Arabic form in much of the Middle East, at least since the 1930s. But he did not directly invoke the ‚Protocols‘ in his various discussions of Jewish/Zionist conspiratorial power, as later did many of his successors in the Muslim/Arab camp of doctrinal Judaeophobes.“ [43]

1966 wird Qutb dann vom Regime hingerichtet, „which made Qutb a martyr“. [44] „Qutb wurde hingerichtet, bevor er genau erklären konnte, was er unter“Bruch„verstand: Sollte man sich physisch aus der Welt zurückziehen und in der Wüste eine Gegengesellschaft errichten, die die Jahiliyya im Sturm erobern würde, oder sollte man sich lediglich geistig distanzieren, sich in islmischer Zurückhaltung üben? Unter Qutbs Nachfolgern wird es in den siebziger Jahren über diese Fragen zu erbitterten Auseinandersetzungen kommen.“ [45]

5.3. Sadat fördert und bekämpft die IntegralistInnen

Nach dem Tod Nassers im Jahre 1970 übernahm mit Sadat nicht nur ein neuer Präsident die Macht in Ägypten, sondern auch eine neue Politik. Statt Nassers „arabischem Sozialismus“ brachte Sadat das Land wieder in das westliche Lager. Statt „Sozialismus“ war wieder „Kapitalismus“ angesagt. Sadat entledigte sich seiner politischen GegnerInnen in der politischen Führung „im Mai 1971 durch einen Staatsstreich von oben, die sog.“Korrektiv-Revolution„, mit der er einen Prozeß der“Ent-Nasserisierung„von Politik und Gesellschaft begann.“ [46]

Die vorsichtige Etablierung eines Mehrparteiensystems und die Liberalisierung des politischen Systems diente jedoch v.a. der Sicherung der Regierungsmacht und nicht einer wirklichen Öffnung des politischen Systems.

Um den Widerstand der Linken — bestehend aus NasseristInnen, den Resten der Kommunistischen Partei und kleinerer linksnationalistischer und marxistischen Gruppen — zu brechen, unterstützte Sadat während seiner ersten Regierungsjahre den Wiederaufbau der Muslim-Bruderschaft und der integralistischen StudentInnenorganisation Gamaa Islamiya. Obwohl die Muslim-Bruderschaft nie offiziell wiederzugelassen wurde, wurde ihr Wiederaufbau toleriert.

Die reformistischen Kräfte der Muslim-Bruderschaft konnten sich um die Zeitschrift ad-Da´wa sammeln, welche ab 1976 in einer erneuterten Version unter der Ägide führender Muslim-Brüder erschien. Die Zeitschrift hatte bereits eine längere Tradition wurde aber von da an von den Muslim-Brüdern übernommen und legal zu einer Zeitung mit hoher Auflage und Breitenwirkung ausgebaut.

An finanziellen Mitteln fehlte es dabei nicht, dann viele Muslim-Brüder, „die vor der Verfolgung ihrer Organisation unter Nasser nach Saudi-Arabien und in andere Golfstaaten geflohen waren“ [47] kehrten aus diesen unter Sadat wieder sehr wohlhabend zurück. In Ägypten nutzten viele dann die Chancen der ökonomischen Liberalisierung um als Geschäftsleute zu noch mehr Wohlstand zu kommen. Viele Muslim-Brüder wurden so zu einem wichtigen Bestandteil der neuen UnternehmerInnenklasse, wodurch sich auch eine Interessenskoalition mit dem neuen Regime ergab.

Im Kampf gegen den Kommunismus, innerhalb wie außerhalb des Landes, ergänzten sich die Machthaber und die Mannschaft von Al Da´wa aufs vorbildlichste, denn al Da´wa griff den gemeinsamen Feind — zum Beispiel den Nasserismus — mit argumentatorischen Mitteln an, deren Einsatz sich das Regime nicht leisten konnte. [48]

Während die zurückgekehrten Muslim-Brüder immer bourgeoiser wurden und gleichzeitig die Linke zerschlagen wurde entstand so ein politisches Vakuum in den Armenvierteln Kairos und unter den vom Lande und den ärmeren Vierteln stammenden StudentInnen, die von radikaleren Gruppen wie der Gamaa Islamiya oder dem Jihad ausgefüllt werden sollten.

Vorerst war jedoch auch die Gamaa Islamiya als StudentInnenorganisation ein Liebkind des Regimes. Die Gamaa Islamiya konnte sogar die offiziellen StudentInnenverbände unterwandern und immer wieder auf öffentliche Gelder zurückgreifen. So wurden die Sommercamps der Gamaa Islamiya von öffentlicher Hand finanziert.

Ein Vertrauter Sadats, Muhammad ´Uthman Isma´il, ein ehemaliger Anwalt, der bei der Vorbereitung und Durchführung der ‚Korrektiv-Revolution‘ vom 15. Mai eine wichtige Rolle gespielt hat, wird allgemein als der ‚Pate‘ der Jama´at islamiyya betrachtet, auf nationaler Ebene seit 1972, später, ab 1973, in ganz Mittelägypten.

1973 zum Gouverneur von Assiut ernannt, schlägt er alle Rekorde und behält diesen Posten bis zu seiner Entlassung durch Hosni Mubarak im Jahre 1982. Während dieser neun Jahre ‚unterstützt er die Jama´at islamiyya in ihrem Kampf gegen die Kommunisten‘. 1981 beklagt ein Lehrer aus Assiut in einer Wochenzeitschrift die Tatsache, daß die Führer der islamistischen Studenten ‚vom Gouverneur und dem Präsidenten der Universität empfangen und von ihnen wie ihresgleichen behandelt werden‘. [49]

5.4. Der Aufbau der Gamaa Islamiya zur Massenbewegung

Die Ägyptischen Universitäten waren bei der Machtübernahme Sadats noch völlig in der Hand linker StudentInnenorganisationen nasseristischer und marxistischer Prägung. Die StudentInnen bekommen nach dem plötzlichen Tod Nassers wieder mehr politisches Gewicht, denn „dem neuen Rais [Anm.: arab. Präsident] fehlt die Autorität seines Vorgängers“. [50] Auch nach der „Korrektiv-Revolution“ Sadats ist dessen Macht noch keineswegs konsolidiert.

Angesichts der Unbeliebtheit und Schwäche des neuen Präsidenten beschließen die StudentInnen in Streik zu treten und gehen am 24. und 25. Jänner 1972 auf die Straße. Noch sind die später in der Gamaa Islamiya organisierten StudentInnen gegenüber den NasseristInnen und MarxistInnen hoffnungslos in der Minderheit. Sie melden sich zwar erstmals massiver zu Wort, begnügen sich aber damit, „ihren Standpunkt damit unter Beweis zu stellen, daß sie Änderungsanträge für das Grundsatzkommuniqué der nationalen studentischen Leitstelle einbringen, in denen sie stärkeres Gewicht auf die religiösen Werte legen, die Schließung der Kabaretts auf dem Boulevard der Pyramiden fordern und so weiter. [...] Da sie noch zu schwach sind, um eigene Parolen anzubringen, ziehen sie es vor, die Parolen der Linken zu übernehmen und ihnen eine etwas andere, eine islamische Färbung zu geben.“ [51]

In der zweiten Phase der StudentInnenbewegung, ab Dezember 1972, ändert sich dies jedoch. "Nach verschiedenen unsicheren Versuchen finden sie endlich ihren Weg in der Form einer diskreten, taktisch überlegten Kollaboration mit dem Regime, um die Vorherrschaft der Linken auf dem Campus brechen zu können.

Mitte Dezember kommt es zu den ersten Unruhen, als sich drei Medizinstudenten wegen des Anbringens von ‚beleidigenden‘ Wandzeitungen vor dem Disziplinarausschuß der Universität Kairo verantworten müssen. Solidaritätskundgebungen zugunsten der Studenten im Namen der ‚Demokratie an der Universität‘ prallen kurz darauf mit Gegendemonstrationen unter dem Schlachtruf Allahu Akbar, ‚Gott ist der Größte‘, zusammen." [52]

Die integralistischen StudentInnen stellen sich diesmal von Anfang an gegen den Mainstream der StudentInnenbewegung. Obwohl Sadat in einer Rede vom 31. Jänner beide an den Unruhen beteiligten Gruppen verurteilt, „besteht rückblickend kein Zweifel daran, daß das Regime, das sich gegenüber den moskautreuen Elementen durchsetzen konnte, diejenigen, die ein nützliches Gegengewicht zu der auf dem Campus sehr präsenten Linken bilden können, nicht ohne ein gewisses Wohlwollen betrachtet: Es muß verhindert werden, daß sich die Studentenbewegung auf die Seite der Nasseristen schlägt, dernen Einfluß in der Verwaltung und der Partei immer noch nicht ganz erloschen ist.“ [53]

Den islamistischen StudentInnen die sich als „Gamaa Islamiya“ an den Universitäten zusammenschließen gelingt es in den folgenden Jahren mit der Unterstützung des Regimes immer mehr Boden an den Universitäten zu gewinnen.

Dabei kommen ihnen v.a. auch die realen sozialen Probleme Ägyptens und die furchtbaren Zustände an den staatlichen Massenuniversitäten zugute. In hoffnungslos überfüllten und gleichzeitig desolaten Universitäten werden StudentInnen ausgebildet die nur eine Chance haben jemals einen Abschluß zu bekommen, wenn sie teure Nachhilfekurse und Skripten bezahlen. Und selbst wenn sie einmal ihren Doktortitel an einer der staatlichen Universitäten erreicht haben, bekommen sie damit meist nur drittklassige Beamtenjobs die so schlecht bezahlt sind, daß die beamteten Akadamiker erst recht noch am Nachmittag Taxifahrer spielen müssen.

In den Hörsälen müssen sich oft drei StudentInnen den gleichen Platz teilen, was für Frauen oft ein großes Problem darstellt, wenn sie schon auf dem Schoß ihres männlichen Nachbarstudenten Platz nehmen müssen.

Die Studenten sind sich dieser Probleme durchaus bewußt; doch es waren die Jama´at islamiyya, die sie beim Namen nannten und sofortige Lösungen anboten, und eben das bildet die Grundlage ihrer außerordentlichen Stärke. [54]

Der Gamaa Islamiya gelingen hier Erfolge, die weder das Regime noch die Linke zustandebringen, „indem sie nämlich in den Moscheen Repetitorien und kostenlose Nachhilfekurse organisieren und billige Fotokopien von Vorlesungsskripten anbieten. Sie holen die Studentinnen mit eigenen Schulbussen ab und ersparen ihnen dadurch das oftmals unangenehme Gedränge in öffentlichen Verkehrsmitteln, und sie sorgen dafür, daß in den Hörsälen die Geschlechtertrennung eingehalten wird.“ [55]

Auf diese Weise bekommen die integralistischen StudentInnen immer mehr Unterstützung und fördern dann schließlich „nach und nach bei ihren Schützlingen die Bereitschaft zum radikalen ‚islamischen Bruch‘ mit ihrem Umfeld.“ [56]

Innerhalb weniger Jahre kann die Gamaa Islamiya die Studentenverbände von immer mehr Universitäten übernehmen. Der Campus der Universität Asyut kommt ebenso vollständig unter die Kontrolle der Gamaa wie wenig später der Campus der Universität Kairo, ...

Wo die integralistischen StudentInnen einmal die Mehrheit bilden gehen sie äußerst rigoros gegen andere politische Gruppen vor und spielen konsequent Moralpolizei auf den Universitätsgeländen. Die AktivistInnen schreiten gegen „blasphemische“ oder „moralzersetzende“ Filmvorfürungen ebeno ein, wie gegen Pärchen die es wagen öffentlich Händchen zu halten.

Wo sie einmal ins Hintertreffen geraten sind können sich die linken StudentInnenorganisationen so schon bald nur mehr im Untergrund bewegen und treffen. Die nasseristischen und marxistischen StudentInnenorganisationen sind so innerhalb kürzester Zeit völlig zerschlagen und in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.

Die Gamaa Islamiya organisiert große Sommercamps und tritt mit ihren Aktivitäten auch langsam über die Universitäten hinaus. Noch im Jahre 1975 „wollen die ägyptischen politischen Autoritäten in den Lagern nichts anderes sehen, als ein wirksames Gegenmittel zur marxistischen Ideologie in ihrer kommunistischen und nasseristischen Färbung.“ [57]

Dabei war es bereits am 18. April 1974 zu einem ersten militärischen Umsturzversuch einer kleinen integralistischen Gruppierung gekommen. „Mitglieder der hizb at-tahrir al-islami (Partei der islamischen Befreiung) drangen in die Militärakademie in Heliopolis, einem Stadtteil von Kairo ein, mit dem Ziel den Sturz der Regierung und die Proklamation einer islamischen Republik herbeizuführen.“ [58]

Mit der zunehmenden Macht der Integralistischen Bewegungen und der außenpolitischen Annäherung Sadats an Israel — was sowohl von der Linken als auch von den Islamischen IntegralistInnen abgelehnt wird — werden aber auch jene Gruppen die zuvor zur Zerschlagung der Linken nützlich waren der Regierung aber zunehmend gefährlich. Spätestens seit den Brotunruhen „vom Januar 1977“ und Sadats überraschender „Reise nach Jerusalem im November 1977“ [59] und dem heftigen Widerstand einer zwischenzeitlich gut organisierten und starken integralistischen Opposition gegen die neue Nahostpolitik Sadats betrachtet das Regime die Gamaa Islamiya und andere regierungskritische IntergalistInnen nicht mehr als Werkzeug gegen die Linke sondern als gefährliche Machtkonkurrenz.

Die nun wieder wachsende innenpolitische Repression sollte jedoch vor der bereits sehr starken Gamaa Islamiya eine kleinere Gruppe um Mustafa Schukri treffen.

5.5. Die „Gemeinschaft der Muslime“ Mustafa Schukris.

Mustafa Schukri war einer jener Integralisten in der Nachfolge Sayyed Qutbs der unter dem „Bruch mit der Jahiliya“ etwas anderes verstanden als die Gamaa Islamiya oder der spätere Jihad. Seine Anhänger die sich in der „Gemeinschaft der Muslime“ organisierten — von Außen aber immer „takfir wa-l hijra“ (Exkommunikation und „Auszug“) genannt wurden — begaben sich in die „hijra (migration) outside the cities and away from society, just as the Prophet fled to Medina from Mecca.“ [60]

Die Gruppe isoliert sich als kleine Sekte vollständig und sieht sich selbst als die einzigen wahren Muslime, während alle anderen vom Islam abgefallen wären.

Schukri stand mit seiner Gruppe zwar schon jahrelang unter polizeilicher Beobachtung, war aber bis 1977 keiner systematischen Verfolgung ausgesetzt. Nachdem im Herbst 1976 jedoch einige Anhänger Schukris die Gruppe verließen und bei anderen islamistischen Gruppen Unterschlupf finden, kommt es zu Auseinandersetzungen mit diesen. "Wer die Gruppe verläßt, ist [...] für den Chef ein Apostat, der sich vom Islam abwendet und mit dem Tode bestraft werden muß.

Die Polizei greift während einer von Schukri gegen die Dissidenten geführten Strafexpedition ein und nimmt zahlreiche Verhaftungen vor." [61]

Nun steht Schukri auf der Fahndungsliste und die Ägyptische Presse zeichnet das Bild der „Gemeinschaft der Muslime als fanatische Guerilleros und Krimineller. Sie prägen die Bezeichnung Al Takfir wa-l Hijra, denn die Gruppe praktiziert die Exkommunikation ihrer Mitbürger (Takfir), und sie zieht sich in die Berge zurück (Hijra).“ [62]

Schukri versucht nun von seinem Versteck aus mittels verschiedener Kommuniqués die verzerrende Medienberichterstattung über seine Gruppe zu korrigieren, allerdings wird nichts davon veröffentlicht.

Am 3. Juli 1977 entführt die Gruppe den ehemaligen Waqf-Minister [Religionsminister] Muhammad al Dhahabi, in der Hoffnung, daß man endlich auf ihre Forderungen reagieren werde. Die einzige Reaktion ist die Repression, und Dhahabi wird von seinen Entführern getötet. [63]

Daraufhin werden innerhalb weniger Tage fast alle Mitglieder der „Gemeinschaft der Muslime“ verhaftet. Präsident Sadat beschließt die Einberufung eines speziellen Militärgerichtes, was unter den Ulema des Azhar und einer Reihe anderer Rechtsgelehrter Widerspruch erzeugt. Schließlich ist keiner der Angeklagten Militärangehöriger. Trotzdem wurde Schukri vom Mititärgericht zum Tode verurteilt und „executed by the state“. [64] Viele seiner Anhänger wanderten für Jahre hinter Gitter.

5.6. Der Weg in den bewaffneten Untergrund

Neben der takfir wa-l-hijra-Affäre brachte besonders die Fahrt des Rais nach Jerusalem und die Friedensverhandlungen mit „dem Feind“ die Beziehungen des Regimes zur Gamaa Islamiya ins Wanken.

Sadat betrachtete den Widerstand der gut organisierten Massenbewegung gegen seine außenpolitischen Pläne als sehr gefährlich, insbesondere da die Popularität des Präsidenten in der Bevölkerung immer mehr schwand.

Der Konflikt zwischen dem Regime und den islamistischen StudentInnen eskaliert immer mehr. Das Regime versucht die von der Gamaa unterwanderten offiziellen Studentenverbände zu schickanieren und in ihrer Zusammensetzung zu verändern.„Im Frühjahr 1978 besteht die Taktik des Regimes darin, die Wahlergebnisse zu manipulieren und verschiedene Zahlungsanweisungen an die Verbandsausschüsse, die immer noch von Islamisten kontrolliert sind, zu blockieren. Im Sommer werden die Ferienlager geschlossen; in Kairo, Alexandria und Zagazig versperren die Soezialeinheiten der Sicherheitspolizei (Amn markazi) jeden Zutritt. [...] Doch mit diesen Schikanen kann der Jama´at nicht der Wind aus den Segeln genommen werden; im Gegenteil, sie erleben einen neuen Aufschwung. Zum einen genießen sie nun den Nimbus des Märtyrertums, wodurch ihre Opposition zum Regime zwischen 1979 und 1981 mehr Nachdruck erhält. Darüber hinaus sind die Studenten nun gezwungen, aus dem universitären Getto, zu dem sie nur noch schwer Zugang haben, auszubrechen.“ [65]

Die verbotenen Sommerlager an der Universität werden in öffentlichen Moscheen abgehalten. Die StudentInnen gehen in die Armenviertel, mobilisieren die dortige unzufriedene Bevölkerung gegen die Regierung.

Die Zwischenfälle die 1980 „den Zyklus der Gewalt eröffnen, werden durch die Akkreditierung des ersten israelischen Botschafters in Ägypten, Eliahu ben Elissar, und das dem ehemaligen Schah von Persien angebotene Asyl provoziert.“ [66]

Von Anfang März an organisiert die Gamaa in allen Provinzen Ägyptens Zusammenkünfte gegen dieses „absolut Böse“ und erinnert an die Veröffentlichung einer Fatwa des Azhar im Jahre 1956, die den Frieden mit Israel verbietet. Ebenso wird die Ankunft des Ex-Schahs angeklagt. Die Behörden versuchen eine dieser Versammlungen die am 26. März in der Universität von Kairo abgehalten werden soll zu verbieten. Stattdessen findet nun eine andere Kundgebung in Asyut statt. Diese bleibt aber nicht mehr auf der Universität, sondern geht mit einer Demonstration auf die Straße. „Das Eingreifen der Spezialeinheiten der Sicherheitspolizei, die von ihren Waffen Gebrauch machen, fordert einen Toten und sechs Schwerverletzte; 60 Demonstranten werden verhaftet.“ [67]

In Mittelägypten entwickelt sich wenige Wochen später eine lokale Vendetta zu interreligiösen Spannungen. Sadat geht sowohl gegen die gesamte Kirchenhierarchie der koptischen Kirche vor — deren Papst Schenuda III. er schließlich „nach den interkonfessionellen Zusammenstößen von Al Zawiya al Hamra im Juni 1981, als offizieller Vertreter der koptischen Gemeinschaft ablehnt und ihn damit de facto seines Amtes enthebt“ [68] — als auch gegen die Islamisten.

Bei diesen Zusammenstößen im Kairiner Armenviertel al- Zawiya al-Hamra im Juni 1981 kommt es aus nicht mehr wirklich rekonstruierbaren Gründen zu einem wilden gegenseitigen Massaker zwischen koptischen und muslimischen BewohnerInnen des Viertels: „sie schneiden sich gegenseitig die Kehle durch, Kinder werden aus dem Fenster geworfen, und ihre Körper bleiben zerschmettert auf der Straße liegen, es wird geplündert, gemetzelt und gebrandschatzt. Währenddessen kursieren in der Stadt Flugblätter, in denen die jeweiligen Gemeinschaften aufgerufen werden, zu den Waffen zu greifen. Das Viertel wird von den Ordnungskräften abgeriegelt, die , nach den Aussagen der meisten Beobachter, erst dann eingreifen, wenn der Schaden schon angerichtet und nicht wiedergutzumachen ist.“ [69]

Mit der darauffolgenden Pressekampagne gegen „koptische und islamische Extremisten“ gelingt es der Regierung den Boden für die darauffolgende militärische Zerschlagung der Gamaa Islamiya zu bereiten.

„Mit der Auflösung der Gamaa Islamiya am 3. September 1981 und der darauffolgenden Verhaftungswelle scheint die Bewegung zerschlagen zu sein.“ [70] Wie sich später herausstellen sollte, ist es dem Regime damit jedoch nur gelungen sie in den bewaffneten Untergrund zu drängen.

5.7. Gihad gegen den Pharao

In Kairo und in Mittelägypten entstanden in den Siebzigerjahren kleine integralistische Gruppen die sich ebenfalls auf Sayyed Qutbs Jahiliya-Konzept beriefen und den Kampf gegen das Regime der Jahiliya mit entschlossenen militärischen Mitteln führen wollten.

Auch ein junger Mann aus dem Kairoer Armenviertel Bulaq, Abd as-salam Farag, las Qutbs „Wegzeichen“ und entwickelte eine sehr kämpferisch, militante Interpretation seiner „Bewegung“ die den „Bruch mit der Jahiliya“ begehen und diese bekämpfen sollte. „Er begann 1979, Freunde um sich zu scharen, ausschließlich Akademiker und höhere Offiziere. Er nannte seine Gruppe Jihad (Heiliger Krieg).“ [71]

Farag legte seine Politik in der kleinen Schrift „Die unterschlagene Pflicht“ vor. Als diese „unterschlagene Pflicht“ sah er den Gihad gegen den unrechten Herrscher an.

Er bezieht sich hauptsächlich auf einen sehr kurzen Text des großen mittelalterlichen Denkers Ibn Taimiyya, dessen Auslegung — dessen Ausschlachtung, sagen seine Gegner — es ihm ermöglicht aufzuzeigen, daß heutzutage die Masse des Volkes zwar muslimisch ist, die Herrschenden den Namen Gottes aber nur anrufen, um besser unter Verletzung der im Koran offenbarten Prinzipien regieren zu können. [72]

Mit der zunehmenden Repression gegen die Gamaa Islamiya gelang es dieser Gruppe die sich mit einer Gruppe aus Mittelägypten zusammengeschlossen hatte zu einer relevanten Größe anzuwachsen.

Das Verlangen nach größerer Radikalität seitens der Mitglieder der Jama´at islamiyya, die von der Unentschlossenheit und dem Fehlen einer landesweit angelegten Strategie der Jama´at enttäuscht waren, bewegte einige von ihnen dazu, sich der Al-Jihad-Gruppe anzuschließen, die ihnen zügige und gewaltsame Aktionen in Aussicht stellte. Besonders deutlich zeigte sich dieses Phänomen in Mittelägypten, wo 64% der Mitglieder von Al-Jihad-Studenten sind. [73]

Den beiden Gruppen gelang es nach ihrer Vereinigung den blinden Azhar-Professor aus Asyut ´Umar ´Abd al-Rahman für sich zu gewinnen. Er war „den Gruppen einerseits durch seine extremistischen Theorien und andererseits durch sein Charisma und seine Überzeugungskraft aufgefallen.“ [74]

Mit der Ermordung des Präsidenten Sadat am 6. Oktober 1981 gelang der Jihad-Gruppe der wohl spektakulärste Erfolg ihres Bestehens. Die Entscheidung den Rais zu ermorden geht auf den Attentäter Khalid al-Islambuli selbst zurück und wurde erst wenige Tage vor dem Ereignis gefällt.

Am 3. September geht er zu seinen Eltern, um an einem Familienrat teilzunehmen. Dort erfährt er, daß sein Bruder Muhammad, der Leiter der Jama´at der betriebswirtschaftlichen Fakultät von Assiut, am Tag zuvor im Rahmen der von Sadat angeordneten Säuberungsaktion gegen 1500 Oppositionelle verhaftet worden ist. Muhammad wurde aus dem Bett gezerrt und noch im Schlafanzug von der Polizei >verfrachtet<. Als Khalid hört, wie sich die Verhaftung abgespielt hat, ist alles in ihm Auflehnung und Empörung. [...] Neun Tage vor der Militärparade vom 6. Oktober unterbreitet Khalid, der Mitglied von Farajs Gruppe ist, ihm seinen Plan: Sadat soll während der Parade getötet werden. [75]

Khalid — selbst Oberleutnant der Artellerie — war bei der Militärparade mit dem Kommando eines Panzerfahrzeugs betraut worden und ersetzt nun die drei ihm zugeteilten Soldaten durch drei Komplizen aus der Jihad-Gruppe.

Als er am 6. Oktober mit dem Fahrzeug auf der Höhe der Regierungstribüne angekommen ist, bringt er das Fahrzeug durch das Ziehen der Handbremse zum Stehen — da der Fahrer nicht zu den Verschwörern gehört — „die vier Männer steigen aus, werfen erst Handgranaten und feuern dann aus Maschinengewehren in Richtung des Präsidenten“. [76]

Der Rais wird vor laufenden Fernsehkameras erschossen. Nachdem ein Augenblick des Schocks vorüber ist hört die gesamte Ägyptische Bevölkerung des Satz den Khalid al-Islambuli ruft: „Ich bin Khalid Islambuli, ich habe den Pharao getötet, und ich habe keine Angst vor dem Tod!“ [77]

Kein Mörder war jemals so populär, während die Trauerfeierlichkeiten seines Opfers, an denen alle Größen der Welt teilnehmen, vom ägyptischen Volk ostentativ ignoriert werden. [78]

Khalid hatte Sadat am absoluten Tiefpunkt seiner Beliebtheit ermordet. Für große Teile der Ägyptischen Öffentlichkeit schien er so als „ein ‚bewaffnete Arm‘ des Volkswillens und nicht nur als einfacher militanter Aktivist einer islamistischen Gruppe.“ [79]

Trotzdem blieb der erwartete Volksaufstand weitgehend aus. "Entgegen der Hoffnung der militanten Islamisten war der Funke nicht auf die Masse der >Parias< übergesprungen, obwohl in den Vororten von Kairo — nicht anders als in den Vororten von Teheran — genügend gesellschaftlicher Zündstoff vorhanden war." [80]

Es kommt zwar in Asyut zu einem größeren Aufstand und die Stadt muß von der Armee zurückerobert werden, in Kairo kommt es jedoch außer einigen Scharmützeln nicht zu einem breiteren Aufstand. Die Machtübernahme von Sadats Vizepräsidenten Hosni Mubarak verläuft überraschend problemlos.

Jedoch die "darauf folgende massive Verhaftungswelle erhöht die Zahl der seit September inhaftierten Gefangenen so stark, daß sich die ägyptischen Gefängnisse bald mit einem ernsthaften Problem der Überfüllung konfrontiert sehen." [81] Khalid al-Islambuli, seine drei Komplizen und Farag — der Autor der "unterschlagenen Pflicht" — werden am 15. April 1982 hingerichtet.

Ein Prozeß gegen über 300 mutmaßliche Jihad-Angehörige ergibt folgendes Bild von der Herkunft der militanten IntegralistInnen:

Das Milieu, das den fruchtbarsten Nährboden für militante Islamisten bietet, ist die in den wild wuchernden Siedlungen am Rande der großen Städte lebende Altersgruppe der 20-25jährigen. Sie sind im Sinne des Wortes marginalisierte Personen: erstens durch die geographische Lage ihres Lebensraums in einer Zwischenposition, die nicht das Land ist, das sie verlassen haben, aber auch noch nicht die Stadt, in deren Herz sie nicht vordringen. Sie wind weiter marginalisiert weil sie in ein kulturelles und soziales Loch fallen. Sie können nicht mehr auf die traditionellen Strukturen des Dorfes zurückgreifen, die ihnen weder eine Existenzgrundlage noch soziale Integration bieten können. [82]

5.8. Integralismus im Untergrund und im Parlament

Trotz der harten Repressionsmaßnahmen versucht Mubarak schon bald gegen kollaborationswillige IntegralistInnen mit einer Strategie der Integration in den Machtapparat zu antworten. Der Muslim-Bruderschaft wird zwar immer noch nicht erlaubt eine Partei zu gründen und sich über eine solche legal an Parlamentswahlen zu beteiligen, die Unterwanderung der Arbeiterpartei durch die reformistischen Muslim-Brüder bringt aber den selben Effekt und wird von der Regierung geduldet. Die integralistischen Abgeordneten der Arbeiterpartei kommen durch den ständigen Wahlbetrug der Regierung zwar ebensowenig zu realem Einfluß wie irgend eine andere Oppositionspartei, aber sie schaffen sich im Parlament eine Bühne für ihren Kampf um die Einführung der Scharia auf legalem Wege. Der Mulsim-Bruderschaft gelingt es außerdem eine Reihe von Gewerkschaften unter ihre Kontrolle zu bekommen.

Der Einfluß legaler und halblegaler integralistischer Gruppen wächst so unter der Regierung Mubarak ohne, daß sie wirklich zur politischen Macht greifen zu können. Die meisten von ihnen setzen heute auf eine Islamisierung der Gesellschaft von unten, wo sie auch große Erfolge zu verzeichnen haben

In Egypt today, a number of clusters of nonviolent Islamist activists have arisen. [...] First, the intellectuals and anti-Western young militants, many of whom were formerly on the left, who gravitated to the newspaper al-Shaab. [83]

Als die Arbeiterpartei von den Muslim-Brüdern unterwandert wurde, wurde diese Parteizeitung zu einer wichtigen Stimme so einflußreicher Integralisten wie Abd al-Hussain oder dem Parteiführer der Arbeiterpartei Ibrahim Schukri.

Second, the more varied constellation of Islamist activists who, following the path laid out by teh Muslim Brothers in the 1970s, opted to work within the professional associations and other civil society institutions to realice their dream of a more just and humane Islamic society in Egypt. [84]

Third, a small but enormously creative and outspoken group of religious intellectuals who have organized themselves loosly as a „school,“ with the aim of providing nonauthoritarian „right guidance“ to the varied groupings of the Islamic body, including the al-Shaab and syndicate clusters. [85]

In diesen Gewerkschaften dominieren seit 1992 die IntegralistInnen „die Berufsvereinigungen der Ärzte, Ingenieure, Rechtsanwälte und Apotheker“. [86]

Integralistische Ideen werden auch durch verschiedene Prediger — teils mittels Audiokassetten — verbreitet. Prediger wie „Shaykh Muhammad Mitwali al-Shaarawi and Abd al-Hamid Kishk, an outspoken goverment critic often regarded as an extremist and imprisoned by both Nasser and Sadat, have become religious media stars in Egypt and the Arab world.“ [87]

Das Regime versuchte auch „reumütige“ ehemalige Militante wieder zu „resozialisieren“. Teilweise wurden enthaftete IntegralistInnen gleich „öffentlich vorgeführt“ und ihre Rückkehr in die weiten Arme es Regimes öffentlich vollzogen.

Bereits am 25. November 1981 „läßt der Präsident 31 Persönlichkeiten der Opposition frei, die unverzüglich zum Sitz des Staatschefs gefahren werden, wo sie sich mit ihm vor der Presse unterhalten.“ [88]

Mit „Zuckerbrot und Peitsche“ versucht Mubarak den IntegralistInnen einerseits die Massenbasis zu entziehen und einzelnen AktivistInnen und Intellektuellen die Rückkehr in die Legalität zu ermöglichen und andererseits jene die sich nicht gewillt zeigen dem neuen Rais die entsprechende Anerkennung entgegenzubringen mit härtesten Repressionsmaßnahmen zu begegnen.

Die bereits von Sadat in den Untergrund gedrängte Gamaa Islamiya kämpfte so ebenso wie der Jihad auch unter der Regierung Mubarak ihren Guerillakampf weiter. Am 2. September 1990 wird Dr. ´Ala´ Mohy al-Din ´Ashour, der Sprecher der Gamaa Islamiya in Kairo auf offener Straße aus einem fahrenden Auto erschossen. „There were strong allegations that he may have been extrajudically executed by plain clothes security officers.“ [89] Aus Rache erschießen Mitglieder der Gamaa Islamiya am 12. Oktober 1990 den Ägyptischen Parlamentspräsidenten Rif´at al-Mahgoub, und fünf seiner Leibwächter, woraufhin in einer erneuten Verhaftungswelle „thousands of Islamist activists“ [90] verhaftet werden.

Nachdem es Mubarak in den ersten Jahren seiner Regierungszeit gelungen ist die Lage durch die parallele Strategie von Repression und Integration etwas zu beruhigen, eskalierten die Kämpfe spätestens seit 1992 wieder.

Einerseits hatte sich die soziale Lage der Bevölkerung in den Armenvierteln Kairos und den Dörfern Oberägyptens durch die neoliberale Wirtschaftspolitik Mubaraks so weit verschäft, daß oppositionelle Gruppen wieder mit vermehrtem Zulauf rechnen konnten, andererseits war auch die anfängliche „Demokratisierung“ Mubaraks im Vergleich zu seinem Vorgänger mit zunehmender Amtszeit wieder einem „pharaonischeren“ Stil gewichen. Außenpolitisch kam das Regime seit dem Golfkrieg in eine immer schwierigere Lage, da es sich immer schwerer tat, seine betont proamerikansiche Ausrichtung vor der eigenen Bevölkerung rechtfertigen zu können. Noch heute wird die Anzahl jener jungen Ägypter geheimgehalten die im Golfkrieg an der Seite der USA im Kampf gegen die „irakischen Brüder“ gefallen sind und dort an vorderster Front „verheizt“ wurden.

Der wieder verstärkte Kampf zwischen Regierung auf der einen und Gamaa und Jihad auf der anderen Seite bringt „since the beginning of 1992 [...] at least 1.300 people“ [91] den Tod.

The victims have included civilians, as well as armed Islamists and members of security forces. Armed groups have been responsible for three assassination attempts on the lives of senior goverment officials during this time: the Minister of Information, Safwat al-Sharif, in March 1993, the former Minister of Interior, Hassan al-Alfi, in August 1993, and the Prime Minister, Dr. ´Atef Sidqi, in November 1993, as well as the attempt on the life of President Mubarak in Addis Adaba, Ethiopia in June 1995. [92]

Intellektuelle und Künstler gehören seither ebenso zu den Opfern bewaffneter Gruppen. 1992 wird der regierungsnahe Schriftsteller Faraq Foda erschossen. Der Literaturnobelpreisträger Nagib Machfuß überlebt am 14.10 1994 ein Messerattentat. Bereits am 7. Februar desselben Jahres hatte die Gamaa Islamiya in einem Statement erklärt „that known communists and secularists in Egypt could be physically eliminated since they were considered to be ‚fighters against Islam‘ and ‚supporters of the dictatorship‘“ [93]

Die Repressionsmaßnahmen die das Regime seither gegen mutmaßliche „Terroristen“ setzt, treffen immer wieder auch massiv unbeteiligte ZivilistInnen. „In December 1992, the Egyptian goverment surroundet Imbaba“ ein Armenviertel im Nordwesten Kairos „with 15.000 troops and set out to conquer it.“ [94] Hunderte Menschen wurden an einem einzigen Tag verhaftet und verschwanden teilweise jahrelang in verschiedenen Gefängnissen.

Amnesty International stellt zu diesen Massenverhafungen fest:

Arrests were mostly concentrated in poor and densely populated districts of Cairo such as ´Ain al-Shams and Imbaba, and in Upper Egypt, particularly in the Asyut and Minya governorates. Most were released after a few months´detention without charge or trail, but others continued to be held without charge or trail in administrative detention, or were tried before (Emergency) Supreme State Security Courts and, since the end of 1992, before Military Courts whose procedures fall far short of international standards for fair trial. [95]

Neben extralegalen Hinrichtungen von vermeintlichen und wirklichen bewaffneten Gamaa- und Gihad-Aktivisten, werden auch bei Gerichtsverfahren — die keinerlei rechtsstaatlichen Standards genügen — immer wieder Todesurteile verhängt und diese oft bereits Stunden danach auch exekutiert. Allein von der viel kleineren Gihad-Gruppe ist von 1992 bis 1997 „a total of 25 [...] members“ [96] zum Tode verurteilt worden.

Auch koptische Christen kommen in den Auseinandersetzungen der letzten Jahre immer wieder zwischen die Fronten. Bereits mehrfach mischten sich bewaffnete integralistische Gruppen in Familienfehden zwischen Christen und Muslimen auf der Seite der Muslime ein oder griffen direkt einzelne Kopten an. Kopten von denen Schutzgelder erpresst werden bekommen bei Nichtbezahlung oft massive Probleme mit den bewaffneten Untergrundgruppen, bei Bezahlung hingegen mit den staatlichen Behörden. Diese „arrested them and detained them without trail for up to several months, allegedly on the grounds that they were providing financial support to the group.“ [97]

Seit 1992 greifen die bewaffneten Untergrundgruppen — insbesondere die Gamaa Islamiya — gezielt auch Einrichtungen der Ägyptischen Tourismusindustrie und TouristInnen selbst an. Damit gelingt es den Gruppen immer wieder den wichtigsten Wirtschaftszweig Ägyptens empfindlich zu treffen.

From October 1992 to January 1996 at least 30 attacks were carried out on buses, trains and cruisers carrying tourists. Many foreign tourists and Egyptian workers were injured, and around 12 tourists were killed during that period. [...] From April 1996 until November 1997 three massacres of tourists took place which left 84 dead and many more injured. [98]

Im Juli 1997 rufen fünf inhaftierte Führer der Gamaa Islamiya zu einem Ende der Gewalt auf. „The call allegedly led to disputes among leading members of the group- However, the call for a halt to violence was more or less respected until 17. November 1997 when news broke out of the worst massacre of foreign tourists in Egypt.“ [99]

Mit dem Massaker von Luxor vom 17. November 1997 bei dem „58 foreign tourists and four Egyptians“ [100] ermordet wurden verübte vermutlich eine kleine bis dahin nur im Exil existierende Abspaltung des Gihad — die „Vorhut des Sieges“ — ihren ersten bewaffneten Angriff. Mit ihm fanden die Attacken auf TouristInnen ihren vorläufigen Höhepunkt und Abschluß. Die Organisation „Vorhut des Sieges“ (Talaa´al al-Fatah) „which appears to be led by Dr. Ayman al-Zawahiri“ [101] hatte bis dahin nur im Ausland existiert und war in Ägypten selbst ebensowenig bekannt wie in der Bevölkerung verankert.

Während Attacken bewaffneter Untergrundgruppen auf Polizeikräfte und Militär in der Armen Bevölkerung die vom Staat selbst immer wieder drangsaliert wird durchaus auf Sympathie stoßen, mußten die Gamaa und der Gihad einsehen, daß zu viele ÄgypterInnen vom Tourismus als Hauptwirtschaftsfaktor des Landes leben. Das Massaker von Luxor beschleunigte somit nur einen Prozeß, dem bereits eine längere Debatte innerhalb des Gihad und der Gamaa vorausging und der dazu führte, daß die Gamaa einige Tage später erklärte sie „would stop targeting the tourist industry.“ [102]

Seither sind auch keine bewaffneten Angriffe mehr auf TouristInnen vorgekommen.

5.9. Jüngste politische Entwicklungen

Die Einstellung der Angriffe auf Einrichtungen der „tourist industry“ seit über einem Jahr wurde bisher von allen bewaffneten integralistischen Gruppen eingehalten. Das heißt aber nicht, daß die bewaffneten Konflikte zu Ende wären. Bewaffnete Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften sind weiterhin an der Tagesordnung und die Repression der Regierung ist vor allem in Mittelägypten immer noch sehr stark. Die Polizei- und Militärpräsenz ist keinesfalls geringer geworden. In Ägypten befindet sich immer noch ein „policeman“ unter jedem „Stone you move“ wie es ein Freund von mir auszudrücken pflegt.

Insgesamt könnte aber trotzdem ein allgemeines Nachlassen integralistischer Aktivitäten möglich werden, da sowohl die tolerierte Muslim-Bruderschaft, als auch die Untergrundorganisationen in ihren ländlichen Bastionen Mittel- und Oberägyptens an Einfluß zu verlieren scheinen.

Dies ist mit der Unterstützung aller wesentlichen integralistischen Oppositionen für das neue Agrargesetz der Regierung Mubarak verbunden. Durch dieses neue Gesetz wird nun die Pacht „auf der Grundlage einer Vereinbarung zwischen Besitzern und Pächtern bemessen.“ [103] Seither können jedoch nicht nur die Pachtzinsern auf dem „freien Markt“ erhöht werden, sondern bei ausstehenden Pachten auch eine gerichtliche Kündigung des Pachtvertrages erwirkt werden. Die Landbesitzer haben dann das Recht das Grundstück innerhalb von 30 Tagen zu räumen, was einer massiven Verschlechterung der Situation der landlosen BäuerInnen Oberägyptens zur Folge hat. Deshalb kam es seit dem das Gesetz 1997 in Kraft getreten ist immer wieder zu Protesten von BäuerInnenorganisationen und Intellektuellen gekommen, die alle mit härtester Repression bekämpft wurden.

Das umstrittene Gesetz wurde aber eben nicht nur von der regierenden NDP, der Wafd und al-Ahrar unterstützt, sondern auch von verschiedensten integralistischen Strömungen. „Ein Sprecher der Muslimbruderschaft erklärte, die Scharia [...] anerkenne das Recht auf Privatbesitz. Auch die im Gefängnis sitzenden radikalen Islamistenführer ließen bekanntgeben, sie unterstützten die neue Gesetzgebung. Obwohl die Fundametalisten in dieser Frage keine einhellige Meinung vertreten, haben sie sich als politische Strömung auf die Seite der etablierten Ordnung gestellt“, [104] weshalb der Widerstand gegen das Agrargesetz vor allem von Selbstorganisationen der BäuerInnen und der der Linken Opposition getragen wurde, die sich damit auch wieder etwas profilieren konnte.

Trotzdem heißt dies noch nicht unbedingt, daß damit eine Trendumkehr schon eingesetzt hätte. Der soziale und politische Sprengstoff in der Bevölkerung ist der gleiche geblieben und es stellt sich letztlich nur die Frage in welche Richtung er sich entlädt.

6. Standortbestimmung

Neben den militärischen Aspekten der Konfrontation mit dem Staat ist es auch wichtig einige ideologische Aspekte des gegenwärtigen Integralismus in Ägypten herauszuarbeiten. Wo sind die SchülerInnen Sayyed Qutbs heute in ihren Debatten angekommen.

Bereits bei Qutb sehen wir deutlich daß die Integralistischen Bewegungen Ägyptens nicht einfach rückwärtsgewandte Traditionalisten sind, sondern im überwiegenden Teil eher ein alternatives Konzept der Moderne, eine nichtwestliche Moderne vertreten. Technologische Weiterentwicklung wird von fast allen Gruppen geradezu begeistert begrüßt. Schließlich dient sie auch dazu „den Islam“ gegenüber „dem Westen“ zu stärken.

Aber wie sieht es nun mit der kulturellen Moderne aus? Vordergründig hat es den Anschein, daß diese völlig verdammt wird, ja geradezu das Gegenteil integralistischen Denkens beinhaltet.

Ist es aber wirklich so wie Bassam Tibi behauptet, daß „zwischen modernen und vormodernen Kulturen“ Welten liegen und daß „einer der wichtigsten Unterschiede zwischen Moderne und Vormoderne darin besteht, daß die kulturelle Moderne die geistigen Grundlagen für die Bestimmung des Menschen als Individuum entfaltet hat, während vormoderne Kulturen den Menschen stets als Teil eines Kollektivs einordnen.“? [105]

Bassam Tibi ist bei dieser These zwar insofer zuzustimmen, daß die Schaffung von Individualität eines der wesentlichen Merkmale der kulturellen Moderne ist, ich halte es aber zumindest für fraglich, ob dieser strikte Manichäismus, die strikte Trennung zwischen modernen und vormodernen Kulturen heute so möglich ist.

Denn so sehr auch viele IntegralistInnen den Traum einer rein technischen, aber nicht kulturellen Moderne träumen mögen, so sehr sind auch bestimmte Aspekte der kulurellen Moderne in die integralistischen Bewegungen selbst eingedrungen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang v.a. die Beteiligung von Frauen in integralistischen Bewegungen und die verschiebung von Rollenbildern islamistischer Frauen. Auf die Bedeutung integralistischer Frauenorganisationen im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Muslim-Bruderschaft wurde bereits hingewiesen. Aber auch heute machen integralistische Studentinnen einen wichtigen Anteil — wenn auch nicht der militärisch agierenden Gruppen — der integralistischen Bewegungen Ägyptens aus. Teilweise bekamen dadurch auch Studentinnen aus traditionalistisch orientierten Landesteilen eine Öffentlichkeit die so zuvor nur verwestlichten Frauen zur Verfügung gestanden ist.

Was Nilüfer Göle vor allem anhand des türkischen Integralismus herausarbeitet kann bis zu einem bestimmten Grad auch für Ägypten Geltung beanspruchen. Ihrer Meinung nach bietet der „Islamismus“ bis „zu einem gewissen Grad“ „auch eine ideologische Grundlage für die neuen öffentlichen Rollen der Frauen. In der Annäherung an die fundamentalen Quellen des Islams wird ständig auf die Frauen im Erziehungswesen, im Handel und in der Politik zu Zeiten des Propheten verwiesen und der traditionelle Volksislam kritisiert, der in den Augen dieser Fundamentalisten für die Verdrängung der Frauen in die Innenräume verantwortlich ist.“ [106]

Einerseits drängt der islamische Integralismus Frauen zwar wieder eher in ein Rollenbild das Werte wie „Tugend“ und „Familie“, „Mutterschaft“, ... hochhält, was sich auch stark an Äußerlichkeiten wie der „islamischen Kleidung“ zeigt, anderseits haben sich die Vorstellungen integralistischer Frauen doch wieder von ihren traditionellen Rollenbildern abgesetzt und unterscheiden sich teilweise auch deutlich von den Vorstellungen ihrer männlichen Mitkämpfer.

Auch wenn sich integralistische Bewegungen immer wieder auf eine „Rückkehr zur traditionellen Werten“ berufen, sind „their positions [...] no more“traditional" than those of the progressives. They are certainly less positive about women´s work than are the progressive television writers [...], but on the value of education and conjugal love they hardly disagree.

As is often the case, men, and especially the male religious autorities, seem to be more conservative than the women to whom they preach." [107]

Die Vorstellungen vom Zusammenleben von Männern und Frauen, von der Organisation der Familie, ... sind auch in integralistischen Kreisen einer Änderung unterworfen und nicht so „traditionell“ wie in manchen Dörfern noch heute praktiziert. Dies wird etwa durch die Idee der Liebesheirat deutlich, die so auch in Europa erst mit der bürgerlichen Gesellschaft entstanden ist. Von der Familie arrangierte Ehen werden gerade auch von Islamischen IntegralistInnen abgelehnt.

Was jedoch alle IntegralistInnen teilen „is the fact that the framework is religious, marriage being characterized as a spiritual blending (imtizaj ruhi) or as a resemblance between lovers´ souls (mushakala bayn nufus al-´ushaq), and all their positions are justified and supported by reference to Islamic texts, whether the Qur´an or traditions of the Prophet.“ [108]

7. Der Konflikt als soziales und politisches Problem

Die Geschichte des Konfliktes zwischen Islamischen IntegralistInnen und dem Ägyptischen Regime zeigt, daß es sich dabei nicht primär um ein religiöses Problem handelt, sondern um ein soziales und politisches, denn schließlich „darf nicht vergessen werden, daß die politischen und wirtschaftlichen Mißerfolge verschiedener Regierungen in vielen islamischen Staaten zu einer Ausbreitung des islamischen Fundamentalismus führten.“ [109] Khalil Abd al-Karim, ein ehemaliges Mitglied der Muslim-Bruderschaft, der heute einer der prominentesten Intellektuellen der Tagammu — der wichtigesten linken Oppositionspartei Ägyptens ist — erklärte dem Autor dieser Arbeit 1998 in einem Interview: „Ich bin mir sicher, daß die sozialen, ökonomischen und ökologischen Probleme die Hauptursachen für das Aufkommen dieser militärischen Gruppen sind.“ [110]

Wie diese Arbeit gezeigt hat ist es keinesfalls zufällig, daß die Islamischen IntegralistInnen gerade unter dem Regime Sadat einen solchen Zulauf bekommen konnten. Nicht nur die beschriebene Förderung durch das Regime ist hier zu nennen, sondern auch die Veränderungen die seit Sadat im ökonomischen und damit auch im sozialen System Ägyptens über die Bevölkerung gekommen sind.

„Die Diskrepanz zwischen dem Konsumterror der ‚fetten Katzen‘ auf der einen und der relativen Verschlechterung der Lebensbedingungen für die große Masse der Bevölkerung auf der anderen Seite, die Diskrepanz zwischen der Hohlheit des staatlichen Fernsehens mit seinen endlosen Seifenopern auf der einen und dem erkennbaren Bedürfnis nach Sinngebung bei breiten Bevölkerungsschichten auf der anderen Seite schufen in Ägypten die Rahmenbedingungen für den Aufstieg von islamisch-integristischen Bewegungen:“ [111]

Gerade die Armen und Entrechteten, jene denen jede politische Mitbestimmung versagt bleibt, die sozial wie politisch an die Peripherie gedrängt sind — und insbesondere die jeder Chance beraubte Jugend dieser an den Rand gedrängten — sind es die sich als letzter Hoffnung dem Islamischen Integralismus zuwenden. Denn „was die soziale Solidarität angeht, gibt der Islam den Gläubigen enorme Hoffnungen, und er hat sich heute als die am besten geeignete Kultur erwiesen, um Frustrationen aufzufangen und auszudrücken. Das Heilige, lange benutzt, um die Volksmassen zu beruhigen und einzuschläfern, rächt sich heute an jenen, die es mißbraucht haben, und ist, wie in den Anfängen, eine Kraft der Destabilisierung der Privilegierten geworden, sowohl auf lokaler als auch auf weltweiter Ebene. Die modernen Linken laizistischer Prägung konnten, da sie mundtod gemacht und verfolgt wurden, ebensowenig wie alle Bewegungen, die sich auf den Sozialismus und Marxismus berufen, wirkliche Tiefenarbeit leisten und andere Schemata oder Orientierungspunkte im Volk verankern.“ [112]

So werden die verschiedensten islamisch-integralistischen Bewegungen und Untergrundorganisationen so lange neuen Zulauf erhalten, bis sich die Lage der verarmten Massen wirklich ändert, bis demokratische Mitbestimmung, Menschenrechte und ein Leben ohne Elend und Ausbeutung auch für die Menschen in Imbaba oder Bulaq, die Menschen in den Dörfern Oberägyptens und den Elendsvierteln Kairos möglich wird.

Bibliographie

  • ABD AL-KARIM, Khalil: „Verbindet den Islam nicht mit dem Bürgerkrieg in Algerien oder dem Status der Frauen in Saudi-Arabien!“, Interview
    in: INTERNATIONAL, Die Zeitschrift für internationale Politik, Nr 4-5 1998
  • ABU-LUGHOD, Lila: The Marriage of Feminism and Islamism in Egypt: Selective Repudiation as a Dynamic of Postcolonial Cultural Politics
    in: ABU-LUGHOD, Lila: Remaking Women, Feminism and Modernity in the Middle East
    Cairo 1998
  • AL-BANNA, Hasan: majmu´at rasa´il al-imam al-chahid hasan al-banna
    Six Tracts of Hasan Al-Banna, A Selection from the Majmu´at Rasa´il al-Imam al-Shahid Hasal al-Banna´(1906-1948)
    Herausgegeben von der „International Islamic Federation of Student Organisations“( P.O. Box 8631, Salimiah, Kuwait 22057), Erscheinungsort und -jahr unbekannt
  • AMNESTY INTERNATIONAL: Egypt, Human rights abuses by armed groups
    London, 1998
  • BAKER, Raymond William: Invidious Comparisons: Realism, Postmodern Globalism, and Centrist Islamic Movements in Egypt
    in: ESPOSITO, John L. (Hg.): Political Islam, Revolution, Radicalism, or Reform?
    Cairo, 1997
  • BERGMANN, Kristina: Das Nahziel ist der Sturz der Regierung Mubarak, Sayyed Qutb und die Terrorgruppen Jihad und Jamaa; in: NZZ-Fokus (Ein Schwerpunkt-Dossier der Neuen Zürcher Zeitung): Islamismus Nr. 4, Juni 1998: S 32-33
  • BUNZL, John: Juden im Orient, Jüdische Gemeinschaften in der islamischen Welt und orientalische Juden in Israel
    Wien, 1989
  • BÜTTNER, Friedemann/KLOSTERMEIER, Inge: Ägypten
    München, 1991
  • BÜTTNER, Friedemann: Zwischen Politisierung und Säkularisierung - Möglichkeiten und Grenzen einer islamischen Integration der Gesellschaft
    in: FORNDRAN, Erhard: Religion und Politik in einer säkularisierten Welt
    Baden-Baden, 1991
  • DUDEN: Das Fremdwörterbuch
    Mannheim, Wien, Zürich, 1982
  • ENDRES, Jürgen/JUNG, Dietrich: Was legitimiert den Griff zur Gewalt? Unterschiede im Konfliktverhalten islamischer Organisationen in Ägypten
    in: Politische Vierteljahresschrift, Heft 1, 39. Jhrg., März 1998: S 91 - 109
    Opladen, 1998
  • ESPOSITO, John L.: The Islamic Threat, Myth or Reality?
    New York, Oxford, 1992
  • GEBHARDT, Jürgen: Politik und Religion
    in: NOHLEN, Dieter: Lexikon der Politik, Band 1 Politische Theorien
    München, 1994
  • GHAUSSY, A. Ghanie: Der islamsiche Fundamentalismus in der Gegenwart
    in: MEYER, Thomas: Fundamentalismus in der modernen Welt, Die Internationale der Unvernunft
    Frankfurt am Main, 1989
  • Gihad celebrates 6 October, in: Middle East Times; Der Artikel wäre am 12. Oktober 1997 erschienen, wurde aber zensiert und ist im Internet zu finden unter: http://metimes.com/cens/jihad.htm
  • GÖLE, Nilüfer: Feminismus, Islamismus und Postmodernismus
    in: SCHÖNING-KALENDER, Claudia: Feminismus, Islam, Nation: Frauenbewegungen im Maghreb, in Zentralasien und in der Türkei
    Frankfurt/Main, 1997
  • HEIN, Horst: Nachwort;
    in: Sayyed Qutb: Kindheit auf dem Lande
    Berlin, 1997
  • IBRAHIM, Saad Eddin: Egypt, Islam and Democracy, Twelve Critical Essays
    Cairo, 1996
  • Jihad Group: Internet: http://www.dibona.com/~chris/old/93jihad.shtml
  • KEPEL, Gilles: Die Rache Gottes; Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch
    München, 1991
  • KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao; Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus
    München, 1995
  • MERNISSI, Fatema: Die Angst vor der Moderne, Frauen und Männer zwischen Islam und Demokratie
    Hamburg, Zürich, 1992
  • MOGHADAM, Valentine M.: Modernizing Women, Gender and Social Change in the Middle East
    Cairo, 1994
  • MUBARAK, Hisham: Pieces of the puzzle, How has Egypt´s fractured Islamist movement come about?
    in: Cairo Times 8.-21. January 1998
  • Muslim Brotherhood Movement Homepage; Internet: http://www.ummah.org.uk/ikhwan
  • NETTLER, Ronals L.: Past Trials & Present Tribulations
    Jerusalem, 1987
  • QUTB, Sayyid: Kindheit auf dem Lande
    Berlin, 1997
  • QUTB, Sayyid: Milestones
    (Revised Translation) With a forword by Ahmed Zaki Hammad, Ph.D
    Indianapolis, 1990
  • SAID, Edward: Orientalism
    New York, 1994 (Erstauflage 1978)
  • SCHEMM, Paul: Return to society: a militant´s story; in: „Middle East Times“ 24.8. 1997 (Internet)
  • Sudan-Homepage, Internet:http://www.sudan.net/main1.html
  • SULLIVAN, Earl L.: Women in Egyptian Public Life
    Cairo, 1989 (2. Auflage)
  • TIBI, Bassam: Krieg der Zivilisationen, Politik und Religion zwischen Vernunft und Fundamentalismus
    Hamburg, 1995
  • TIBI, Bassam: Im Schatten Allahs: Der Islam und die Menschenrechte
    Erweiterte Taschenbuchausgabe (Mai 1996)
    München, 1994

[1SAID, Edward: Orientalism; New York, 1994: S 287

[2IBRAHIM, Saad Eddin: Islamic Activism and the Western Search for a New Enemy; in: IBRAHIM, Saad Eddin: Egypt, Islam and Democracy, Twelve Critical Essays; Cairo, 1996: S 82

[3DUDEN: Das Fremdwörterbuch; Mannheim/Wien/Zürich, 1982: S 264

[4DUDEN: Das Fremdwörterbuch; Mannheim/Wien/Zürich, 1982: S 349

[5AL-BANNA, Hassan: Our Mission; in: Majmu´at Rasa´il Al-Imam al-Shahid Hasan al-Banna´; Six Tracts of Hasan al-Banna (1906 — 1949), Hg. von der „International Islamic Federation of Student Organisations“, Kuwait: S 83

[6BÜTTNER, Friedemann: Zwischen Politisierung und Säkularisierung — Möglichkeiten und Grenzen einer islamischen Integration der Gesellschaft; in: FORNDRAN, Erhard: Religion und Politik in einer säkularisierten Welt, Baden-Baden, 1991: S 144

[7IBRAHIM, Saad Eddin: Islamic Activism and Political Opposition in Egypt; in:
IBRAHIM, Saad Eddin: Egypt, Islam and Democracy, Twelve Critical Essays; Cairo, 1996: S 53

[8TIBI, Bassam: Krieg der Zivilisationen, Politik und Religion zwischen Vernunft und Fundamentalismus; Hamburg, 1995: S 257

[9GEBHARDT, Jürgen: Politik und Religion, in: NOHLEN, Dieter: Lexikon der Politik, Band 1 Politische Theorien; München, 1994: S 436

[10MUBARAK, Hisham: Pieces of the puzzle, How has Egypt´s fractured Islamist movement come about?; in: Cairo Times 8.-21. January 1998

[11Muslim Brotherhood Movement Homepage; Internet: http://www.ummah.org.uk/ikhwan

[12siehe Internet: http://www.sudan.net/main1.html

[13Muslim Brotherhood Movement Homepage; Internet: http://www.ummah.org.uk/ikhwan/questions.html

[14ebenda

[15AL-BANNA, Hassan: Our Mission; in: Majmu´at Rasa´il Al-Imam al-Shahid Hasan al-Banna´; Six Tracts of Hasan al-Banna (1906 — 1949), Hg. von der „International Islamic Federation of Student Organisations“, Kuwait: S 83

[16ENDRES, Jürgen/JUNG, Dietrich: Was legitimiert den Griff zur Gewalt? Unterschiede im Konfliktverhalten islamischer Organisationen in Ägypten, in: Politische Vierteljahresschrift, Heft 1, 39. Jhrg., März 1998: S 91 — 109

[17SULLIVAN, Earl L.: Women in Egyptian Public Live; Cairo 1989: S 115

[18MERNISSI, Fatema: Die Angst vor der Moderne, Frauen und Männer zwischen Islam und Demokratie; Hamburg, Zürich, 1992: S 225

[19MOGHADAM, Valentine M.: Modernizing Women, Gender and Social Change in the Middle East, Cairo, 1994: S 160

[20ENDRES, Jürgen/JUNG, Dietrich: Was legitimiert den Griff zur Gewalt? Unterschiede im Konfliktverhalten islamischer Organisationen in Ägypten, in: Politische Vierteljahresschrift, Heft 1, 39. Jhrg., März 1998: S 91 — 109

[21KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus; München, Zürich 1995: S 24

[22Bei Gilles Kepel — oder zumindest der deutschen Ausgabe — ist hier eine falsche Jahreszahl angegeben. Bei Hisham Mubarak und allen anderen Quellen ist von 1954 die Rede.

[23KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus; München, Zürich 1995: S 24

[24ebenda: S24

[25HEIN, Horst: Nachwort; in: Sayyed Qutb: Kindheit auf dem Lande: S169; Berlin 1997

[26ebenda: S 167

[27ebenda: S168

[28ebenda: S 169

[29KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus; München, Zürich 1995: S 41

[30ebenda: S 41

[31MUBARAK, Hisham: Pieces of the puzzle, How has Egypt´s fractured Islamist movement come about?; in: Cairo Times 8.-21. January 1998

[32KEPEL, Gilles: Die Rache Gottes, Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch; München, Zürich 1994: S 39

[33ebenda: S 40

[34QUTB, Sayyid: Milestones; Indianapolis, 1990: S 14f

[35ebenda: S 15

[36ebenda: S 16

[37ebenda: S 31

[38ebenda: S 6

[39BUNZL, John: Juden im Orient, Jüdische Gemeinschaften in der islamischen Welt und orientalische Juden in Israel, Wien, 1989: S 51

[40ebenda: S 52

[41ebenda: S 52

[42zit. nach: NETTLER, Ronald L.: Past Trials & Present Tribulations, Jerusalem 1987: S 29

[43ebenda: S 49

[44MUBARAK, Hisham: Pieces of the puzzle, How has Egypt´s fractured Islamist movement come about?; in: Cairo Times 8.-21. January 1998

[45KEPEL, Gilles: Die Rache Gottes, Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch; München, Zürich 1994: S 40f

[46BÜTTNER, Friedemann/KLOSTERMEIER, Inge: Ägypten; München 1991: S 71

[47ebenda: S 73

[48KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus; München, Zürich 1995: S 130

[49ebenda: S 145

[50ebenda: S 142

[51ebenda: S 143f

[52ebenda: S 144

[53ebenda: S 145

[54ebenda: S 147

[55KEPEL, Gilles: Die Rache Gottes, Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch; München, Zürich 1994: S 46f

[56ebenda: S 47

[57KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus; München, Zürich 1995: S 151

[58ENDRES, Jürgen/JUNG, Dietrich: Was legitimiert den Griff zur Gewalt? Unterschiede im Konfliktverhalten islamischer Organisationen in Ägypten, in: Politische Vierteljahresschrift, Heft 1, 39. Jhrg., März 1998: S 91 — 109

[59BÜTTNER, Friedemann/KLOSTERMEIER, Inge: Ägypten; München 1991: S 77

[60MUBARAK, Hisham: Pieces of the puzzle, How has Egypt´s fractured Islamist movement come about?; in: Cairo Times 8.-21. January 1998

[61KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus; München, Zürich 1995: S 79

[62ebendort: S 79

[63ebendort: S 80

[64MUBARAK, Hisham: Pieces of the puzzle, How has Egypt´s fractured Islamist movement come about?; in: Cairo Times 8.-21. January 1998

[65KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus; München, Zürich 1995: S 162

[66ebenda: S 173

[67ebenda: S 173

[68ebenda: S 174

[69ebenda: S 182

[70ebenda: S 186

[71BERGMANN, Kristina: Das Nahziel ist der Sturz der Regierung Mubarak, Sayyed Qutb und die Terrorgruppen Jihad und Jamaa; in: NZZ-Fokus (Ein Schwerpunkt-Dossier der Neuen Zürcher Zeitung): Islamismus Nr. 4, Juni 1998: S 32-33

[72KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus; München, Zürich 1995: S 211

[73ebenda: S 224

[74BERGMANN, Kristina: Das Nahziel ist der Sturz der Regierung Mubarak, Sayyed Qutb und die Terrorgruppen Jihad und Jamaa; in: NZZ-Fokus (Ein Schwerpunkt-Dossier der Neuen Zürcher Zeitung): Islamismus Nr. 4, Juni 1998: S 32-33

[75KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus; München, Zürich 1995: S 229

[76ebenda: S 230

[77zit. nach: KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus; München, Zürich 1995: S 209

[78KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus; München, Zürich 1995: S 209

[79ebenda: S 209

[80KEPEL, Gilles: Die Rache Gottes, Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch; München, Zürich 1994: S 53

[81KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus; München, Zürich 1995: S 233f

[82ebenda: S 239

[83BAKER, Raymond, William: Invidious Comparisons: Realism, Postmodern Globalism, and Centrist Islamic Movements in Egypt: S123; in: ESPOSITO, John L.: Revolution, Radicalism or Reform?; Cairo 1997: S 115-133

[84ebenda: S 124

[85ebenda: S 125

[86ENDRES, Jürgen/JUNG, Dietrich: Was legitimiert den Griff zur Gewalt? Unterschiede im Konfliktverhalten islamischer Organisationen in Ägypten, in: Politische Vierteljahresschrift, Heft 1, 39. Jhrg., März 1998: S 91 — 109

[87ESPOSITO, John L.: The Islamic Threat, Myth or Reality?, New York, Oxford, 1992: S 139

[88KEPEL, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus; München, Zürich 1995: S 266

[89AMNESTY INTERNATIONAL: Egypt, Human rights abuses by armed groups; London, 1998

[90ebenda

[91ebenda

[92ebenda

[93ebenda

[94SCHEMM, Paul: Return to society: a militant´s story; in: „Middle East Times“ 24.8. 1997 (Internet)

[95AMNESTY INTERNATIONAL: Egypt, Human rights abuses by armed groups; London, 1998

[96Gihad celebrates 6 October, in: Middle East Times; Der Artikel wäre am 12. Oktober 1997 erschienen, wurde aber zensiert und ist im Internet zu finden unter: http://metimes.com/cens/jihad.htm

[97AMNESTY INTERNATIONAL: Egypt, Human rights abuses by armed groups; London, 1998

[98ebenda

[99ebenda

[100ebenda

[102AMNESTY INTERNATIONAL: Egypt, Human rights abuses by armed groups; London, 1998

[103MURSHID, Sayyid: Bauernkämpfe und Politische Mobilisierungen, in: INPREKORR 323: S 27

[104ebenda: S 27

[105TIBI, Bassam: Im Schatten Allahs, Der Islam und die Menschenrechte
München, 1994: S 84

[106GÖLE, Nilüfer: Feminismus, Islamismus und Postmodernismus; in: SCHÖNING-KALENDER, Claudia: Feminismus, Islam, Nation: Frauenbewegungen im Maghreb, in Zentralasien und in der Türkei, Frankfurt/Main, 1997: S 47

[107ABU-LUGHOD, Lila: The Marriage of Feminism and Islamism in Egypt: Selective Repudiation as a Dynamic of Postcolonial Cultural Politics; in: ABU-LUGHOD, Lila: Remaking Women, Feminism and Modernity in the Middle East, Cairo, 1998: S 251

[108ebenda: S 254

[109GHAUSSY, A.Ghanie: Der islamsiche Fundamentalismus in der Gegenwart; in: MEYER, Thomas: Fundamentalismus in der modernen Welt, Die Internationale der Unvernunft, Frankfurt am Main, 1989: S 89

[110ABD AL-KARIM, Khalil ( der „Red Scheik“) in einem Interview das Thomas Schmidinger im Juni 1998 in Kairo mit ihm geführt hat.

[111BÜTTNER, Friedemann: Zwischen Politisierung und Säkularisierung — Möglichkeiten und Grenzen einer islamischen Integration der Gesellschaft; in: FORNDRAN, Erhard: Religion und Politik in einer säkularisierten Welt, Baden-Baden, 1991: S 150

[112MERNISSI, Fatema: Die Angst vor der Moderne, Frauen und Männer zwischen Islam und Demokratie; Hamburg, Zürich, 1992: S 159

FORVM des FORVMs

Vorgeschaltete Moderation

Dieses Forum ist moderiert. Ihr Beitrag erscheint erst nach Freischaltung durch einen Administrator der Website.

Wer sind Sie?
Ihr Beitrag

Um einen Absatz einzufügen, lassen Sie einfach eine Zeile frei.

Hyperlink

(Wenn sich Ihr Beitrag auf einen Artikel im Internet oder auf eine Seite mit Zusatzinformationen bezieht, geben Sie hier bitte den Titel der Seite und ihre Adresse bzw. URL an.)

Werbung

Erstveröffentlichung im FORVM:
Februar
1999
Autor/inn/en:

Thomas Schmidinger:

Redaktionsmitglied von Context XXI von Juni 2000 bis 2006, koordinierender Redakteur von September 2000 bis April 2001.

Lizenz dieses Beitrags:
Copyright

© Copyright liegt beim Autor / bei der Autorin des Artikels

Diese Seite weiterempfehlen