Context XXI » Print » Jahrgang 1996 » ZOOM 7/1996
Markus Kemmerling
Jens Mecklenburg (Hg.):

Handbuch deutscher Rechtsextremismus

Den Kern des sich im Aufbau an seinem österreichischen Pendant orientierenden Handbuchs bildet ein 400-seitiges Lexikon neofa­schistischer Personen (von Althans bis Zündel), Gruppierungen (von Aktion Freies Deutschland bis Wi­kingjugend) und deren Vorfeldor­ganisationen. Die Eintragungen sind weniger ausführlich als im österreichischen Handbuch, dafür nahezu vollständig, da unter ande­rem auch heidnische und christlich fundamentale Gruppen aufgenom­men wurden. Erfreulich ist, daß auch nicht mehr aktive Organisa­tionen verzeichnet sind. Den Au­toren ist bewußt, daß deren Kenntnis für das Verständnis von Ideologie und Strukturen heutiger Neonazis und extremer Rechter notwendig ist.

Problematisch erscheinen mir die einleitenden Beiträge von Rein­hard Kühnl zur Frage „Was ist Fa­schismus?“. Allzu einfach fügt sich da aus materialistischer Sicht eins ins andere. So führt Kühnl beispiels­weise den Antisemitismus lediglich als ökonomische Sündenbocktheorie an, mit welcher sich der Wider­spruch zwischen Faschismus als Ex­tremform des Kapitalismus und der mit dem Faschismus einhergehen­den antikapitalistischen Propaganda auflösen ließe. Diese Argumentation übersieht meines Erachtens nicht nur, daß die rationale Auflösung derartiger Widersprüche keines­wegs zwingend ist, sie entspricht auch kaum dem aktuellen Stand der Antisemitismusforschung.

Im dritten Teil des Handbuchs werden in 22 Kurzbeiträgen sämtli­che Teilaspekte des neuen Rechts­extremismus und Faschismus be­leuchtet (Neue Rechte, militante Neonazis, Revanchismus, Skins, KameradInnen, Männerbündelei, Esoterik, Studentenverbindungen, wirtschaftspolitische Konzepte der extremen Rechten, Mailboxen, ...). Diese „Vertiefungen“ erweisen sich als sehr nützlicher Überblick.

Das vom Herausgeber verfolgte Ziel verdeutlicht das abschließende Verzeichnis antifaschistischer Initia­tiven. Eine CD-ROM-Ausgabe ist angekündigt. Noch sinnvoller wäre es, wenn der Verlag das Lexikon auf einem ftp- oder www-Server zur Verfügung stellte. Dies böte eine brauchbare Grundlage für eine an­tifaschistische Datenbank.

Jens Mecklenburg (Hg.): Handbuch deutscher Rechtsextremismus, Elefanten Press 1996, 1052 S.

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Erstveröffentlichung im FORVM:
Dezember
1996
, Seite 11
Autor/inn/en:

Markus Kemmerling:

Gelernter Physiker, EDV-Kundiger und Web-Entwickler bevor die Meisten „Internet“ buchstabieren konnten. Redaktionsmitglied, organisatorisches und moralisches Rückgrat von Context XXI, Fels in allen Brandungen vom mythologischen Anbeginn bis Mai 2003.

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