Wurzelwerk » Jahrgang 1981 » Wurzelwerk 6

Drogen-Essenz

„Helfen statt strafen“

Jeder Mensch hat seine „Droge“. Ich hoffe, daß diese Aussage nicht falsch verstanden wird. Der Schwerpunkt liegt bei „Droge“ und „jeder“. Es sind nicht nur die verschiedenen Rauschmittel, die manche Menschen zu sich nehmen. Für viele gibt es auch materielle und künstlerische Dinge, die man schlicht und einfach als Drogen bezeichnen kann. Das Auto, Bilder, Sammlerleidenschaften und andere Hobbies machen oft Menschen abhängig. Sie sind süchtig nach Statussymbolen und Briefmarken. Bei Entzug ihrer Droge würde eine Welt für sie einstürzen, was viele wahrscheinlich nicht verkraften könnten. Dies trifft bei Rauschgiftsüchtigen meistens auch zu. Die eigentlichen Rauschmittel wie Alkohol, Haschisch und Opium sind dem Menschen schon seit sehr langer Zeit bekannt.

Im alten Indien und auch anderswo raucht man seit Jahrtausenden das Harzprodukt der weiblichen Hanfpflanzen (Haschisch) aus religiösen und ethischen Gründen, verschiedene asiatische Völker rauchen das Morphin aus dem Schlafmohn (Opium) aus denselben Gründen; die Römer hingegen feierten Orgien mit Wein, wodurch sie später aufgrund ihrer Dekadenz zugrundegingen. Rauschgift war und ist noch heute in vielen Völkern ein Bestandteil eines religiösen Kultes. Aufgrund verschiedener Einflüsse (Kolonisation, Profitgier) kam das Rauschgift auch nach Europa. Seine Verbreitung vollzog sich immens schnell, sodaß ein akutes Problem durch seine Wirkung und die damit auftretenden Folgeerscheinungen die Gesellschaft beschäftigte (sie beschäftigt sich noch immer damit, hat aber vergessen, daß man dabei auch handeln könnte).

Rauschgifte, die größtenteils ja Suchtgifte sind, drängen in die verschiedensten Lebensbereiche ein. Die Medizin verwendet das Morphium zur Schmerzstillung unheilbar Kranker, da das Morphium ein sehr starkes Suchtgift ist (ähnlich dem Heroin) und den Körper verfallen läßt. Künstler verwendeten Rauschgift, um eine Bewußtseinserweiterung zu erlangen. Heute ist es soweit, daß jeder, der Rauschgift haben will, es auch bekommt.

Man spricht heute sehr viel von Drogen und vergißt dabei sehr oft den Alkohol. In unserer Gesellschaft anerkannt und verharmlost, spielt der Alkohol eine sehr spezifische Rolle. Bei Anlässen jeglicher Art wird Alkohol zur Untermalung verwendet. Alkohol ist ebenfalls eine Droge wie Opium oder LSD, aber viel weiter verbreitet als andere Rauschmittel.

Es ist bewiesen, daß es wesentlich mehr Alkoholsüchtige (-kranke) gibt als Rauschgiftsüchtige. Nicht jedes Rauschgift ist gleichzeitig ein Suchtgift. Marihuana oder Haschisch sind zum Beispiel keine Suchtgifte, was aber nicht heißt, das sie ungefährlich sind. Es gibt Unterschiede bei Drogenkonsumenten: es gibt Süchtige und Abhängige, Gebrauch und Mißbrauch. Sucht ist gleichzeitig Abhängigkeit, Abhängigkeit jedoch muß nicht Sucht sein. Die Frage der Dosierung spielt eine wesentliche Rolle.

In letzter Zeit erschien sehr viel Material über Drogen; sei es in Büchern oder Filmen. Probleme, Schicksale und Folgen von Drogensucht wurden in verschiedensten Arten dargestellt.

Am bekanntesten ist sicher das Buch (und zugleich der Film) „Christiane F.: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, das Protokoll einer minderjährigen Heroinsüchtigen, die ihren Werdegang beszhreibt. Die Thematik des Buches, das eigentlich junge Menschen von derartigen Drogen abschrecken sollte, wurde im Film etwas auf Abenteuer umgetrimmt, sodaß der Film seine Aufgabe eher verkehrt erfüllte. Ich glaube, es waren zumindest genauso viele Menschen von Christiane F. fasziniert, wie auf der anderen Seite etliche Abscheu empfanden.

Um auf Heroin zurückzukommen: es sind die Geschäftemacher, die das Heroin verbreiten lassen. Ein teuflischer Kreis umgibt die gesamte Drogenszene, in dem die einen Millionen verdienen und die anderen krepieren. Und erwischt werden doch immer nur kleine Fische. Die ganz Großen sitzen auch ganz oben, wo sich die Hand des Gesetzes bereits die Finger verbrennt; viel zu schade um die unbescholtenen Fingerchen.

Um nicht nur über Drogen zu reden, möchte ich eine Zusammenstellung der wichtigsten Arten von Rauschgiften bringen:

Haschisch

Haschisch: Harz aus Blättern und Stengeln der weiblichen indischen Hanfpflanze. Wird in dunkelbraunen Platten, in kleinen Plättchen und in Pulverform in den Handel gebracht.

Marihuana: Getrocknete Blätter und Stengel des Hanfs, in der Wirkung etwa sechsmal schwächer als Haschisch.

Wirkung: erhöhter Puls, Rötung der Augen, appetitanregend, Halluzinationen, Angstzustände oder gesteigerte Kontaktfreudigkeit.

Halluzinogene

LSD: Ist ein halbsynthetisches Produkt der im Mutterkorn enthaltenen Lysergsäure (wasserklare Flüssigkeit).

Einnahme: Wird geschluckt (Würfelzucker, Tabletten, Kapseln).

Wirkung: veränderte Wahrnehmung der Umwelt, manchmal als höchstes Glücksgefühl, manchmal als tiefes Abscheugefühl. Durch Halluzinationen und Verlust des Zeitgefühls geschehen viele Morde und Selbstmorde unter LSD-Einfluß. Ein LSD-trip wirkt ungefähr sechs bis zehn Stunden.

Kokain: Wird aus den Blättern des Koka-Strauches gewonnen und heute noch in Peru zu kultischen Zwecken verwendet.

Einnahme: wird geschnupft (weißes Pulver) oder seltener injiziert.

Wirkung: Größere Mengen erzeugen eine Erregung des Zentralnervensystems, die mit Wunschbildern und Überschätzung der eigenen Fähigkeiten verbunden ist. Außerordentliche Abmagerung. Sehr hohe Selbstmordziffern.

Opiate

Opium: Der Wirkstoff Morphin wird aus dem Schlafmohn gewonnen.

Einnahme: meist durch Injektion, wird aber auch geraucht.

Wirkung: sehr beruhigende und betäubende Droge. Verfallen in einen Schlaf, in dem die Phantasie besondere Bilder hervorzaubert.

Gefahr: sehr schnelle Abhängigkeit und geringe Heilungschancen.

Heroin: Ist ein halbsynthetisches Produkt des Morphins (Diazetyl-Morphin).

Einnahme: fast ausschließlich durch Injektion in die Vene.

Wirkung: Herabsetzung der Schmerzempfindung, Euphorie.

Gefahr: Sucht mit körperlichem und seelischem Verfall, Lähmung des Atemzentrums (ständige Hustenanfälle eigener Art sind erste Anzeichen einer Heroinsucht), Folgekrankheiten. Finanzielles Desaster durch Schwarzmarkt.

Alkohol

Massensüchtigkeit, muß wohl nicht näher erläutert werden.

Ich hoffe, damit einen kurzen Einblick zum Thema Drogen gegeben zu haben.

FORVM des FORVMs

Vorgeschaltete Moderation

Dieses Forum ist moderiert. Ihr Beitrag erscheint erst nach Freischaltung durch einen Administrator der Website.

Wer sind Sie?
Ihr Beitrag

Um einen Absatz einzufügen, lassen Sie einfach eine Zeile frei.

Hyperlink

(Wenn sich Ihr Beitrag auf einen Artikel im Internet oder auf eine Seite mit Zusatzinformationen bezieht, geben Sie hier bitte den Titel der Seite und ihre Adresse bzw. URL an.)

Werbung

Erstveröffentlichung im FORVM:
Dezember
1981
, Seite 9
Lizenz dieses Beitrags:
CC by
Diese Seite weiterempfehlen

Themen dieses Beitrags