Context XXI » Print » Jahrgang 1996 » ZOOM 1/1996
Manfred Gmeiner

Deportationen

Ein belgischer Journalist re­cherchierte die neue Abschie­bungspraxis in der Festung Europa. Während 1990 15.000 Personen abgeschoben wurden, schätzt Chris de Stoop die Zahl der Abschiebungen 1994 auf bereits 200.000. Die systemati­sche Steigerung der Abschie­bungen begann nach der Berlin-Konferenz, welche den „illegalen Einwanderern den Krieg erklärte“.

Immer häufiger werden private Gesellschaften mit der Depor­tation von Flüchtlingen beauf­tragt, in Deutschland etwa das „Manager Travel Service“ oder in Rumänien die „Jaro Kompa­nie“, die ehemalige Ceaucescu-Leibgardisten beschäftigt, um Roma zu deportieren. In Bayern sind spezielle Züge im Einsatz, deren Fenster und Türen nicht von innen geöffnet werden kön­nen. Die Holländer entwickel­ten die Idee einer Euro-Charter, die in Frankreich auf große Un­terstützung stieß. Ein Flugzeug sollte die verschiedensten Städte Europas anfliegen, um Flüchtlinge mit gleichem Ab­schiebeziel aufzusammeln.

Deutschland, einer der Vorrei­ter der Abschiebepolitik, führte im Jänner dieses Jahres im Antirassistischen Büro in Bremen eine Razzia durch. Grund waren Flugblätter, auf denen die Abschiebepraxis kri­tisiert wurde. Die Bezeichnung dieser Praxis als Deportation und jener, die sie anordnen, als Schreibtischtäter soll inkrimi­niert werden.

Quelle: Statewatch, Jan.-Feb. 1996

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Erstveröffentlichung im FORVM:
Januar
1996
, Seite 29
Autor/inn/en:

Manfred Gmeiner:

Geboren 1964. War von 1996 bis 2020 gemeinsam mit Amalia Hernández Páez aus Motril in der Provinz Granada in Andalusien Buchhändler in Wien (La Librería) und nachweislich treuestes Redaktionsmitglied von Context XXI (von Anbeginn bis 2006). Er widmet sich jetzt ganz der Übersetzung spanischsprachiger Literatur.

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