Grundrisse » Jahrgang 2010 » Nummer 33
Elisabeth Steger
Eva Egermann, Anna Pritz (Hg.):

Class works

Weitere Beiträge zu vermittelnder, künstlerischer und forschender Praxis

Wien: Löcker Verlag, 2009, 12 Euro

Class works ist der zweite Band der Publikationsreihe Arts & Culture & Education des Löcker Verlags, herausgegeben von Agnieszka Dzierzbicka. Es ist ein weiteres Bändchen (und dieses zerfällt mir nicht beim Lesen unter den Händen wie school works; siehe grundrisse Nummer 32; hatte wohl einfach ein Mängelexemplar erwischt), das durch seine Form, die sich zwischen Buch und Zeitschrift bewegt, sehr gut seinen Inhalt spiegelt. Der liegt nämlich in between Kunst und Pädagogik. Mit „Klasse lernen und verlernen“ leiten Eva Egermann und Anna Pritz das Büchlein ein. Man erhielte, so heißt es, „Einblick in gegenwärtige Initiativen, Projekte, Debatten und Perspektiven der Kunst-Pädagogik im Kontext Schule“. Und das stimmt. Geschichte kommt aber auch nicht zu kurz, in class works.

Also: Wer wissen möchte, wie man den neuen Tanz der Jugend auf den Trottoirs von Wien bezeichnet und was er bedeutet, erhält hier Auskunft. Wer mehr über die Bildungs-Politik der Bundesrepublik Deutschland nach dem Sputnik-Schock erfahren will, blättere zu „reformpause!“ von Marion von Osten. Wen es interessiert, wie Schule und Institutionskritik zusammenhängen, wie dieser Konnex in Österreich beispielhaft mit Schüler_innen verhandelt wurde, lässt sich das am besten von Nora Sternfeld vermitteln. Wer Ideen sucht für kritische Projekte mit Schüler_innen im Kampf gegen Ausgrenzung und Diskriminierung wird bei Klub Zwei fündig werden. Wer das Integrationsgesülze im Mainstream Diskurs satt hat und/oder die zugewiesene Rolle des_der Anderen nicht gerne spielt, wird sich über den Text von Araba Evelyn Johnston-Arthur ganz besonders freuen. Allen Pippi- Langstrumpf- Fans könnte man den abgedruckten Brief einer Mutter ans Herz legen, die es gar nicht witzig fand, daß diese Geschichte von Astrid Lindgren Unterrichtsstoff ihres Sohnes war. Und was die Geschlechter- Problematik betrifft: Class works enthält einige Ansätze zu queerer Pädagogik. Daß Kunst-Vermittlung unkontrolliert und lustig wuchern kann, zeigt eine gute Dokumentation des Projektes what> in Leuven/Belgien. Und eine Fotoserie mit jeweils eingelegtem Theorie-Text-Block veranschaulicht Kunst-Unterricht in Funen/Dänemark.

Das Foto der Projektgruppe ...geregelt...geordnet...gebildet. Im Rahmen des Gesetzes. ist als Teil der Einleitung quasi repräsentativer Ausgangspunkt: ganz oben, rechts von der frontalen Tafel in einem österreichischen Klassenzimmer, noch ein Stückchen über dem rot-weiß-rot beflaggten nationalen Raubvogel sind halbnackte Frauen abgebildet aufgehängt. So schaut es aus, in aus-tria! „Von der bildenden Kunst des Handelns“, ein hoch-ästhetischer Text „zur Relationalität ästhetischer Wissensproduktion“ von Elke Krasny, lädt gleich daran anschließend zur Einmischung ein, erzeugt aber, weil er so hoch-ästhetisch ist, das pure faule Wohlbehagen. Man dreht sich um nach der Lektür´ und denkt: Ach- schön!

Favorit meines Interesses ist diesmal: Ein Gespräch zwischen Eva Egermann (Künstlerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Akademie und und und) und Stephan Dillemuth (Künstler, Professor an der Münchner Akademie), dessen Konzept einer bohemistischen Forschung sehr sympathisch ist. Er schlägt uns nämlich vor, mit den Verhältnissen zu spielen. Die Buch-Präsentation fand übrigens im Rahmen einer Konferenz statt. Beides, Buch plus Konferenz, ist sichtlich gelungen.

FORVM des FORVMs

Vorgeschaltete Moderation

Dieses Forum ist moderiert. Ihr Beitrag erscheint erst nach Freischaltung durch einen Administrator der Website.

Wer sind Sie?
Ihr Beitrag

Um einen Absatz einzufügen, lassen Sie einfach eine Zeile frei.

Hyperlink

(Wenn sich Ihr Beitrag auf einen Artikel im Internet oder auf eine Seite mit Zusatzinformationen bezieht, geben Sie hier bitte den Titel der Seite und ihre Adresse bzw. URL an.)

Werbung

Erstveröffentlichung im FORVM:
März
2010
, Seite 57
Autor/inn/en:

Elisabeth Steger:

Lizenz dieses Beitrags:
Copyright

© Copyright liegt beim Autor / bei der Autorin des Artikels

Diese Seite weiterempfehlen

Themen dieses Beitrags

Beachten Sie auch:

  • Hg.: Eva Egermann, Anna Pritz:
    school works
    Beiträge zu vermittelnder, künstlerischer und forschender Praxis
    Wien Löcker Verlag 2009, 180 Seiten, 12 Euro Schularbeiten oder Schule arbeitet? Keines von beiden. Derzeit wird an der Akademie der bildenden Künste in Wien gestreikt. Durch das Buch erhält man (...)