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Profil

Beiträge

Gerhard Oberschlick

Die Werte der Republik

Juni
1983

Die unangenehmen Druckfehler/* von 1983 sind nun ausgebessert, an einer Stelle wurden zwei präzisierende Wörter hinzugefügt. Auf die reizvolle Wiedergabe des dreispaltigen Originals wird fürs Internet auch diesfalls verzichtet. */ Warum der Artikel damals so besonders schlecht korrigiert in Druck (...)

Thomas Rothschild

Stille Post statt Journalismus

Rushdie, die GAV und Medienhuren
November
1989

Wer über die Verkommenheit der österreichischen Presse klagt, riskiert, nur noch ein müdes Gähnen zu provozieren. Trotzdem ist es nötig, hin und wieder zu dokumentieren, mit welcher Gesinnungs- und Verantwortungslosigkeit österreichische Journalistinnen und Journalisten versuchen, unbekümmert von (...)

Herbert Auinger

»profil« vs. »NEWS«

Alternative Meinungsmache im Reich der freien Presse
November
1993

Programmierte Enttäuschung »profil« versteht sich nicht als Sprachrohr der Mächtigen, sondern als kritisches Magazin. Man will den Leser nicht bloß mit Ereignissen bekanntmachen, ihm mitteilen, was politisch gelaufen ist bzw. was deswegen auf ihn zukommt, sondern einen wöchentlichen Warentest auf (...)

Profil (Zeitschrift) bei Wikipedia

Profil

Beschreibung österreichisches Nachrichtenmagazin
Verlag Kurier Zeitungsverlag und Druckerei GmbH (Österreich)
Hauptsitz Wien
Erstausgabe 7. September 1970
Erscheinungsweise wöchentlich (montags)
Verkaufte Auflage Im ersten Halbjahr 2015 waren es 89,920 Exemplare
(ÖAK, 1. Halbjahr 2022[1])
Reichweite 0,279 Mio. Leser
(Österreichische Media-Analyse 2020[2])
Chefredakteurin Anna Thalhammer
Herausgeber Profil Redaktion GmbH Richard Grasl
Frühere Herausgeber Christian Rainer
Geschäftsführer Richard Grasl
Weblink profil.at
ISSN (Print)

Profil (Eigenschreibweise profil) ist ein österreichisches Nachrichtenmagazin. Es wurde 1970 von Oscar Bronner, der zuvor bereits das Wirtschaftsmagazin Trend geschaffen hatte und 1988 die Tageszeitung Der Standard auf den Markt brachte, als Monatsmagazin gegründet. 2008 wurde die Zeitschrift als „wichtigstes österreichisches Nachrichtenmagazin“ bezeichnet.[3] Das Magazin wird manchmal als österreichisches Gegenstück zum Spiegel angesehen.[4]

Profil erschien am 7. September 1970 zum ersten Mal; die Titelgrafik hatte Erich Sokol gezeichnet, der Aufmacher lautete FPÖ zwischen Macht und Pleite. Die Auflage betrug 25.000 Stück, der Heftpreis lag bei 20 Schilling. Anfänglich monatlich publiziert, erschien Profil ab Oktober 1972 14-täglich und wird seit Jänner 1974 wöchentlich publiziert. Im Juni 1979 wurde der Erscheinungstag von Dienstag auf Montag vorverlegt.

In seinem Brief des Herausgebers zur ersten Ausgabe formulierte Oscar Bronner den Gründungsgedanken der Zeitschrift so:

„Wir sind der Meinung, dass es in Österreich endlich eine Zeitschrift geben sollte, die intelligente Menschen unabhängig von allen Interessengruppen über die Hintergründe des politischen, kulturellen und sonstigen Geschehens informiert. […] Im übrigen aber sehen wir unsere Aufgabe weniger darin, selbst Kritik zu üben, als darin, die Hintergründe des Geschehens mit so viel Informationsmaterial wie möglich so transparent zu machen, dass sich der Leser selbst ein Urteil bilden kann.“[5]

Die Redaktion bezog die Räumlichkeiten einer ehemaligen Blusenfabrik in der Wiener Marc-Aurel-Straße. Zur Gründergeneration gehörten neben Bronner auch Peter Michael Lingens, damals Gerichtsreporter der Tageszeitung Kurier, Helmut Voska, Claus Gatterer und Jens Tschebull, der auch Chefredakteur von Trend war.

Erstmals sorgte Profil mit seiner Ausgabe vom 2. Februar 1971 (Heft Nr. 6) für überregionales Aufsehen. Die Ausgabe wurde gleich zwei Mal beschlagnahmt, beim zweiten Mal auf Betreiben des Wiener Bürgermeisters Felix Slavik. Profil hatte über Grundstücksgeschäfte seines Schwagers berichtet. Der Skandal bescherte der Zeitschrift große Bekanntheit und steigende Abonnentenzahlen, das Magazin wurde zur ersten Adresse für Whistleblower und Insider-Informanten. Um durch Beschlagnahmungen nicht finanziell ruiniert zu werden, wurden die Profil-Dokumente eingeführt, ein Heft im Heft, in dem besonders brisante Artikel erschienen und die bei Beanstandung unkompliziert entfernt werden konnten. Zu den Tippgebern der frühen Jahre zählte auch der Wiener Bauingenieur Alfred Worm, der unter anderem den sogenannten Bauring-Skandal aufdeckte und als Investigativ-Journalist bei Profil anheuerte.[6]

1974 verkaufte Bronner 51 Prozent der Anteile am Trend- und Profil-Verlag für 18 Millionen Schilling an die Kurier-Gruppe, den Großteil vom Rest verschenkte er an langjährige Mitarbeiter.[7]

Im Jahr 1980 deckte Alfred Worm in einer Serie von Artikeln den AKH-Skandal[8] auf: Im Zuge des Neubaus des Wiener Allgemeinen Krankenhauses waren einem Spitzenbeamten der Stadt Wien und seinen Komplizen Schmiergelder in Millionenhöhe zugeflossen. Der Skandal hatte auch politische Folgen, weil mehrere der handelnden Personen engen Kontakt zu Spitzenpolitikern der Sozialdemokratischen Partei Österreichs pflegten.[9]

Am 3. März 1986 zitierte Hubertus Czernin in der Zeitschrift Dokumente aus der Zeit des ehemaligen UN-Generalsekretärs und damaligen Bundespräsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim in der Wehrmacht. Unter anderem ergaben die Dokumente zweifelsfrei, dass Waldheim Mitglied der nationalsozialistischen SA gewesen war.[10] Im weiteren Verlauf der Waldheim-Affäre wurde auch die mögliche Verwicklung Waldheims in NS-Kriegsverbrechen thematisiert.

Am 25. März 1995 löste Profil mit einer Coverstory über den „Fall Groer“[11] einen der größten Skandale der jüngeren österreichischen Kirchengeschichte aus. Ein ehemaliger Zögling des Wiener Erzbischofs Kardinal Hans Hermann Groer hatte Profil-Chefredakteur Josef Votzi berichtet, Groer habe ihn als Schüler sexuell missbraucht. Es meldeten sich bald weitere mutmaßliche Opfer des Kardinals. Die Affäre führte zum Rücktritt Groers, dem als Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn nachfolgte, sowie zum Kirchenvolksbegehren.

Umstrukturierung 2022/23

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Im Dezember 2022 wurde bekannt, dass Richard Grasl neben seiner journalistischen Tätigkeit für den Kurier zusätzlich Profil-Geschäftsführer wird.[12] Am gleichen Tag wurde bekannt, dass Christian Rainer seine Tätigkeit als Chefredakteur und Herausgeber von Profil beendet.[13] Die Redaktion sah sich aufgrund der Bestellung Grasls veranlasst, öffentlich die „unantastbare journalistische Unabhängigkeit“ des Magazins zu betonen[14]. Gleichzeitig wurden seitens der Geschäftsführung drei Profil-Redakteure dem Betriebsrat zur Kündigung angemeldet. Geschäftsführer war zu diesem Zeitpunkt Thomas Kralinger, Chefredakteur Christian Rainer. Hintergrund der Kündigungen war die schlechte wirtschaftliche Situation des Magazins. Eine Kündigung wurde unter dem neuen Management zurückgezogen. Eine weitere Profil-Journalistin ging in Pension. Mit Michael Nikbakhsh einigte man sich einvernehmlich[15].

Neuer Herausgeber wurde im Jänner 2023 die von Grasl geführte Redaktions-GmbH.[16] Neue Chefredakteurin ist seit 1. März 2023 Anna Thalhammer[17].

Der Wirtschaftsressortleiter und Vizechefredakteur Michael Nikbakhsh verließ in diesem Zusammenhang ebenfalls das Magazin. Ihm wurde angeboten, als Selbstständiger die angedachte Investigativakademie von Kurier und Profil zu leiten.[18] Noch bevor die Akademie startete, schmiss Nikbakhsh die Leitung im Februar 2023 „unwiderruflich“ hin. Er habe für die Akademie ein Programm erarbeitet und dieses Richard Grasl, Martina Salomon und Anna Thalhammer bei einem Meeting präsentiert. Diese hätten laut Nikbakhsh aber „allen Ernstes“ begonnen, angedachte Referenten und Referentinnen „nach vermuteter oder vermeintlicher parteipolitischer Zugehörigkeit einzuteilen“. Salomon habe erklärt, es sei ihr wichtig, dass „nicht nur Linke“ auftreten. Die Genannten widersprechen der Darstellung von Nikbakhsh.[19]

Die erste Chefredakteurin

Anna Thalhammer ist eine vielfach ausgezeichnete Investigativjournalistin mit beruflicher Bandbreite: Sie begann ihre Karriere bei der Tageszeitung Kurier, wechselte dann zum hippen Wiener Migrantenmagazin „Das Biber“. Danach sammelte sie Erfahrung bei der Boulevardzeitung „Heute“ und war schließlich viele Jahre bei „Die Presse“, zuletzt als Chefreporterin. Seit März 2023 ist sie als erste Frau Chefredakteurin von „Profil“ – und war zu ihrem Start wohl auch die jüngste Chefredakteurin des Landes. Sie setzt ihren Fokus neben weiterhin hochqualitativen Journalismus auf Modernisierung und Digitalisierung – sowie Ausbau der Wirtschaftsredaktion. Laut Mediaanalyse hat „profil“ seine Reichweite im Jahr 2023 wieder steigern können.

1971 war Jens Tschebull Chefredakteur. Von 1972 bis 1987 war Peter Michael Lingens, bis Mai 2017 auch Kolumnist des Magazins, Profil-Herausgeber. Zu den Mitarbeitern der frühen Jahre von Profil zählten Sigrid Löffler, Trautl Brandstaller, Elizabeth T. Spira, Peter Pilz, Hans Rauscher und Ursula Pasterk. Von 1988 bis 1991 war Peter Rabl Herausgeber, der nach einem Streik der Profil-Redaktion im Oktober 1991 (es ging um Rabls geplante Doppelrolle als Mitglied von Redaktion und Geschäftsführung) aus dem Amt schied.[20] Ihm folgte als Herausgeber der Waldheim-Aufdecker Hubertus Czernin. 1996 wurde Czernin im Konflikt mit den damaligen Eigentümervertretern gekündigt, ihm folgte der langjährige Chefredakteur Josef Votzi. Von 1998 bis 2022 war Christian Rainer Herausgeber und Chefredakteur. Die Chefredaktion bestand außerdem von 2002 bis 2021 aus Sven Gächter.[21] Herbert Lackner war von 1992 bis Ende Februar 2015 Chefredakteur.[22] Ab März 2022 übernahm Anna Thalhammer als Chefredakteurin. Zu den aktuellen Mitarbeitern gehören Marina Delcheva (Ressortleitung Wirtschaft), Stefan Grissemann (Leitung Kultur), Angelika Hager, Eva Linsinger (Stv CR, Leitung Innenpolitik), Investigativ-Chefreporter Stefan Melichar, Alwin Schönberger (Wissenschaft), Robert Treichler (Stv. CR, Außenpolitik). Als Kolumnistin sind unter anderem Elfriede Hammerl, Rainer Nikowitz, Wolf Lotter und Fleisch-Magazin-Chefredakteur Markus Huber tätig. Eine weitere regelmäßige Kolumne schreibt der Leiter des wirtschaftsliberalen Thinktanks Agenda Austria, Franz Schellhorn.

Eigentümer, Auflage

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Profil gehörte bis zum 31. Oktober 2019 zur VGN (Verlagsgruppe News) und erscheint seither im Kurier Zeitungsverlag.[23] Im 1. Halbjahr 2005 hatte die Zeitschrift eine Auflage von etwa 100.000 Stück sowie eine Reichweite von 6,5 %. 2009 hatte sie im Jahresschnitt eine Druckauflage von 90.487 Stück (davon 74.004 verkauft).[24] Im zweiten Halbjahr 2013 betrug die Druckauflage 91.269 Exemplare.[25] Im zweiten Halbjahr 2015 betrug die Druckauflage 89.920 Stück (davon 67.479 verkauft), die Reichweite war 4,8 %.[26]

Menschen des Jahres

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Seit 2008 wählt die Redaktion des Nachrichtenmagazines jährlich eine Person zum Menschen des Jahres, aufgrund seines konkreten Einflusses auf das gesellschaftliche und politische Leben im abgelaufenen Jahr.[27] Unter den bisherigen Menschen des Jahres waren etwa Arigona Zogaj (2009), Edward Snowden (2013), Wladimir Putin und Conchita Wurst (2014), Angela Merkel (2015) und Greta Thunberg (2019).

Einzelnachweise

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  1. ↑ Österreichische Auflagenkontrolle: https://www.oeak.at/wp-content/uploads/2022/08/Auflagenliste_2022_H1.pdf, abgerufen am 24. November 2022
  2. ↑ Media-Analyse 2020, Österreichische Media-Analyse, abgerufen am 15. Mai 2021
  3. ↑ Harald Fidler: Österreichs Medienwelt von A bis Z. Falter-Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-85439-415-0, S. 497.
  4. ↑ The Empire of the Fun, or Talkin' Soviet Union Blues: The Sound of Freedom and U.S. Cultural Hegemony in Europe. In: Diplomatic History. Band 23, Nr. 3, Juli 1999, S. 499–524, doi:10.1111/0145-2096.00179 (englisch).
  5. ↑ https://twitter.com/eugenafreund/status/1300721035172548608/photo/2. Abgerufen am 17. September 2020.
  6. ↑ Tod eines Jägers. 10. Februar 2007, abgerufen am 25. September 2020.
  7. ↑ Oscar Bronner. Ein Stück österreichische Mediengeschichte im Schnelldurchlauf. In: Der Österreichische Journalist, Nr. 8+9 2008, S. 46
  8. ↑ AKH-Skandal. Abgerufen am 25. September 2020 (englisch).
  9. ↑ AKH-Skandal. Abgerufen am 25. September 2020 (englisch).
  10. ↑ Medien: Die Geschichte einer Recherche. 18. März 2006, abgerufen am 25. September 2020.
  11. ↑ Das erste „Spotlight“: Die Groer-Affäre als historischer Tabubruch. 12. März 2016, abgerufen am 25. September 2020.
  12. ↑ „Kurier“-Vize Richard Grasl wird zusätzlich „Profil“-Geschäftsführer, Christian Rainer gibt Chefredaktion ab. Abgerufen am 1. März 2023 (österreichisches Deutsch).
  13. ↑ Christian Rainer gibt Chefredaktion des „Profil“ ab. Abgerufen am 1. März 2023 (österreichisches Deutsch).
  14. ↑ „Profil“-Redaktion betont nach Grasl-Bestellung „unantastbare journalistische Unabhängigkeit“. Abgerufen am 1. März 2023 (österreichisches Deutsch).
  15. ↑ Anna, das Profil hamma. Abgerufen am 1. März 2023.
  16. ↑ „Profil“-Herausgeber wird die von Richard Grasl geführte Redaktions-GmbH. Abgerufen am 1. März 2023 (österreichisches Deutsch).
  17. ↑ Generationswechsel beim profil: Anna Thalhammer wird neue Chefredakteurin. Abgerufen am 1. März 2023.
  18. ↑ Michael Nikbakhsh verlässt „Profil“-Redaktion, leitet neue Investigativakademie von „Profil“ und „Kurier“. Abgerufen am 1. März 2023 (österreichisches Deutsch).
  19. ↑ Aufdecker Michael Nikbakhsh verlässt Investigativakademie von „Kurier“ und „Profil“ vor Start. Abgerufen am 1. März 2023 (österreichisches Deutsch).
  20. ↑ Immer wieder montags: Seit 35 Jahren begleitet profil die österreichische Politik. 5. November 2005, abgerufen am 6. September 2020.
  21. ↑ Langjähriger profil-Chefredakteur Sven Gächter gestorben. In: profil.at. 7. September 2022, abgerufen am 7. September 2022.
  22. ↑ derStandard.at – „Profil“: Eva Linsinger folgt Herbert Lackner als Innenpolitik-Chefin nach. APA-Meldung vom 21. Jänner 2015, abgerufen am 14. März 2015.
  23. ↑ Grünes Licht von der Bundeswettbewerbsbehörde: profil kehrt vollständig ins KURIER Medienhaus zurück. Abgerufen am 4. September 2020.
  24. ↑ News: Auflagen (Memento vom 29. Dezember 2010 im Internet Archive)
  25. ↑ Impressum in profil, Nr. 26, 23. Juni 2014, S. 6.
  26. ↑ profil – Mediadaten. Abgerufen am 27. Juli 2016.
  27. ↑ profil.at: Menschen des Jahres (Memento vom 27. Dezember 2014 im Internet Archive)

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