FŒHN » Heft 17
Markus Wilhelm

Zur Preislage des Journalismus in Österreich

Wenn‘s um den Fremdenverkehr in Tirol geht, gibt‘s oft einen unversöhnlichen Disput — wie den folgenden:

Das Inntal von Telfs bis einschließlich Kufstein ist — von einigen Ausnahmen im Unterinntal abgesehen — krank.*

Nicht jeder, der aus Gründen des Umweltschutzes die Öffentlichkeit alarmiert, hat die Weisheit und Wahrheit gepachtet.**

Der Pistenbau wird mit einer erschütternden Sorglosigkeit betrieben, wobei unverzeihliche Sünden gegen die Umwelt und den Landschaftsschutz begangen werden.*

Die Seilbahnen mit ihren Pisten sind nicht nur Landschaftsfresser, sondern Teil unserer Heimat, an ihrer Erhaltung ebenso interessiert wie der Umweltschutz.**

Die Natur fährt auf Skiern in den Tod*

Der technisch erzeugte Schnee schützt den Rasen eindeutig .... und verbessert sogar mancherorts den Grasbewuchs.**

Der Ausverkauf unberührter Gletscher an den Lifttourismus treibt dem Höhepunkt zu.*

Die Pioniere haben mit dem Einsatz ihrer Existenz Risikounternehmen gegründet, die bewirkten, daß vermutlich 50.000 Tiroler im Lande bleiben konnten und nicht nach Amerika auswandern mußten.**

Nach vorsichtigen Schätzungen gehen jährlich an die 100 Grundstücke, Appartments oder Häuser in holländischen Besitz über.*

Der Trend läuft in die andere Richtung. Viele Deutsche bieten ihe Tiroler Freizeitobjekte zum Verkauf an.**

Und so weiter.

Der Herr, der am Tourismus kaum ein gutes Haar läßt, heißt Robert Vinatzer und war Redakteur des Tirol-Kurier. Der, der die Kritik wegwischt wie nix, ist Redakteur der Handelskammerzeitung Tirols Wirtschaft — und heißt ebenfalls Robert Vinatzer. Es ist ein und dieselbe Person, die hier schreibt: u.a. gegen die Schäden des Fremdenverkehrs zwischen 1977 und 1979, als sie noch nicht so arg sind, u.a. gegen die, die über diese Schäden reden, als diese noch ärger sind, zwischen 1985 und 1990.
Was hat sich denn geändert von 1980 auf 1990? Antwort: Die Gage. 1985 wurde Herr Vinatzer von der Tiroler Handelskammer als Redakteur erworben. Und hinterm neuen schönen Schreibtisch hervor sieht jetzt alles ganz anders aus. Eigentlich sei Herr V. gar nicht so, sondern nett, rücksichtsvoll und naturliebend, sagt man mir. Was eine Entschuldigung sein möchte, kommt einem Todesstoß gleich: Ja, warum tut er‘s dann?

Dienstlinge, Höflinge, Katzbuckler, Krümmlinge, Weihräucherer

Journalisten sind von der Redaktionsstube aus darauf trainiert, so zu können und so. Beidseitig verwendbar, je nach Bedarf. Das ist der Grund, warum sich große Unternehmen Zeitungsredakteure als Pressereferenten holen: Die Bundeswirtschaftskammer hat sich nach dem Kurier-Chefredakteur Feichtlbauer jetzt den Profil-Chefredakteur Voska geangelt, Swarovski hat den TT-Chefredakteur Nayer genommen, die TIWAG den TT-Wirtschaftsredakteur Neudecker, die Tiroler Arbeiterkammer den TT-Ressortchef Schiffkorn, und die Stadt Innsbruck hat den Umweltredakteur Eizinger (TT, später Kurier) nötig gehabt, den jetzt die Dreckluft über der Stadt, das desolate Klärwerk, die Verkehrsmalaise nicht mehr beißt.

Ein Herr Branimir Soucek (früher Mitarbeiter der Presse und Redakteur des Kurier) schrieb als Herausgeber eines Buches über den Transitverkehr in Tirol (‘Transit — Zwischen überrollen und überleben‘) 1989: ‚‘Wir stehen vor einem der größten Probleme der heutigen Gesellschaft und damit der Politik. Autoschlangen, ‚Brummis‘-Geräusche, Donnern der Autobahnzüge, sterbende Bäume, verseuchte Trinkwasserquellen, Staub- und Smogwolken in den Tälern ...‘ ‚ ... man wird einiges opfern müssen: Abschied nehmen beispielsweise von der heiligen Kuh Auto, Fahrzeuge als Fortbewegungsmittel nur bei echtem Bedarf einsetzen, Grenzen des Bewegungsspielraumes in Sachen Wirtschaft bedingungslos anerkennen, Umwelt als entscheidenden Wirtschaftsparameter voll akzeptieren, Lebensqualität neu formulieren usw., usw.‘
Was die Brenner Autobahn AG dazu sagt? Sie hat den guten Mann Monate drauf aufgekauft. Und der Mann hat sich lassen. Er ist jetzt Pressereferent der Brenner Autobahn AG und hilft ihr wahrscheinlich von seinem warmen Pöstchen aus dabei, Abschied zu nehmen von der heiligen Kuh Auto.
Anfang der 80er Jahre hat ein junger Journalist namens Burkhart List [*] im Rennbahn Express aufgedeckt, daß die Wiener Firma Immuno AG Affen für Versuchszwecke aus Afrika importiert. Wenn wir seitdem nichts mehr von Herrn List gehört haben, liegt das daran, daß er vom Fleck weg von der Immuno AG als P.R.-Mann engagiert worden ist. (Cash Flow 10/89)
Lassen wir die, die in den Himmel aufgefahren sind, und reden wir von denen, die noch in den Redaktionsbüros auf dieses erhebende Ereignis warten.

Vor dem Essen — Nach dem Essen

Ein Beispiel für andere Beispiele. Vor Tisch hatte sich einer viel vorgenommen:

Ich wünsche mir, gegen all diese Typen kämpfen zu dürfen. Man muß das System aus ihm selbst verändern, ohne sich vom System verändern zu lassen. (15.5.80)

Die Weihrauchfässer ... rauchen seit Jahren. Die Ständchen, die von den ‚kritischen‘ Autoren — speziell in Tirol, dennoch allgemeingültig — für die Herrschenden gesungen werden, die sich dieser — leider vielen — Damen und Herren ‚Dichter‘ bedienen, indem sie sie bedienen, gehören demaskiert. (18.6.80)

Die mächtigen Leute werden (zu Andreas Hofers Todestag, in Tirol — Anm.) einen Haufen Scheiße gequatscht haben und ihr Gefasel wird in die Federn der Hofberichterstatter geflossen sein. (20.2.80)

Es gilt mehr denn je Grenzen des Demokratieverständnisses, Manipulationen und — verzeih — Korruption in Form von kooperativem Mafiageist (Turmbund, Pfaundler, TT, Prior u.a.m.) aufzuzeigen. (...) Ich will, wo‘s nottut, gerne ‚dissident‘ sein. An Mut fehlt‘s mir nicht. (15.6.79)

Mit Freude reib‘ ich mir die Hände darüber, daß die Kulturpäpste Tirols — Forum, Turmbund, Weiermeier, Kuderna u. Co. — weiterhin ihr eigenes Grab schaufeln. Sei versichert, daß ich mich — und sei‘s allein — voll mit ihnen anlege. (14.10.79)

Mir persönlich kommt es nur darauf an, zur Veränderung der Welt beizutragen.

Wo wir, das Volk, herrschen sollten, herrschen, — beherrschen uns -, Zwänge, deren Durchschaubarkeit letztendlich nur noch durch die Medienlandschaft in diesem scheißgeliebten Bergland Tirol unmöglich ist. (14.10.79)

Und so weiter.

Diese bisher unveröffentlichten Bekenntnisse und Ankündigungen stammen von Werner Winfried Linde (Originale auf Wunsch einsehbar). Bei Tische mit ‚diesen Typen‘, die ‚demaskiert gehören‘, diesen ‚Hofberichterstattern‘, mit denen er sich ‚voll anlegen‘ wollte, las man‘s dann anders. Linde hat es sich Ende der 80er Jahre in der ‚Medienlandschaft‘ Tirols bequem gemacht, und fortan klang es so: ‚Die sogenannten ‚Progressiven‘ glauben, sie könnten Patrioten als ewiggestrig denunzieren‘ (Kurier, 18.1.92). Wo er vorher noch ‚Mafiageist (Turmbund, ...)‘ am Werk sah, erkannte er es nun besser: ‚Der Turmbund gilt als Zentrum der ‚spirituellen Poesie‘ (...) Während sie modernistischen Tiroler Gemanisten diese Bewegung negieren, ist die internationale Resonanz immer schon beachtlich gewesen.‘ (Kurier, 17.11.91) Linde, der einst (11.5.80) ankündigte: ‚Ich versuche ein Mensch mit Rückgrat zu sein‘, schreibt jetzt für Geld (über einen der schleimigsten, verschlagensten, scheinheiligsten Politiker) unter dem Titel: ‚Hermann Girstmair als der humane Vordenker‘: (Es) könnten sich viele Literaten hierzulande einiges an Erfahrung für die Zukunft aus den Worten eines Dichtermandatars herausholen.‘ (Kurier, 27.1.90) Die ungustiöseste Figur im Tiroler Fremdenverkehr beschreibt er so: ‚Heinrich Klier (...) ist einer, der zu den Nachdenkern über die Tourismus-Zukunft gehört, was nicht verwundert. (...) Die Stubaier Gletscherbahn ist ein Aushängeschild Tirols. Kein exzessiver Erschließungswahn, sondern die Eröffnung hochalpiner Welten ...‘ (Kurier, 27.4.91). ‚Tourismus bringt Wohlstand‘, schreibt er an anderer Stelle. ‚Tourismusauswüchse findet man in Seefeld nicht. (...) Seefeld ist ein Traumdorf im Herzen der Alpen.‘ (Kurier-/Krone-Beilage ‚Shopping in Tirol‘, 20.1.92) Geld hat doch eine sehr belebende Wirkung. ‚Ja, da schaut sich alles gleich ganz anders an‘, wie Bert Brecht sagt. ‚Voller schlägt das Herz. Der Blick wird weiter. / Reichlich ist das Mahl. Flott sind die Kleider. / Und der Mann ist jetzt ein andrer Mann.‘
Jeden zweiten Tag demonstriert Linde das auf die hölzernste Art. Wenn einer, wie bestellt, ‚Eine Beschneiungsanlage tut not, damit Innsbruck-Igls als Region nicht in Not gerät.‘ schreibt (Kurier, 22.12.90), oder ‚Die ‚Zillertaler Schürzenjäger‘- eine Lebenseinstellung. (...) Schürzenjäger ist eine Weltanschauung.‘ (Kurier, 29.2.92), was soll man dann sagen? Nichts. Ich wollte dazu auch gar nichts sagen — nur zeigen: so ist es.

Vorher — Nachher

Verlassen wir die Niederungen des regionalen Pressepacks und steigen wir zum Klüngel auf der nationalen Ebene hinunter. Vor wir zu den Lieblingen aus Funk und Fernsehen kommen, greifen wir uns ein Musterexemplar aus der Profil-Redaktion. Georg-Hoffmann-Ostenhof, Leiter des Resorts Außenpolitik, in Österreich gewiß Bushs treuester Trommler zum Krieg gegen den Irak (über 100.000 tote Menschen), damals noch in der AZ: ‚Was für eine prachtvolle Organisation den Krieg vorbereitete (...) Wie brillant hatten doch die USA den Krieg vorbereitet.‘ (AZ, zitiert nach Moderne Zeiten, Juni 1991). In den 70er Jahren nannte er das noch ‚die imperialistische Großmacht USA‘. Er rief ‚Ausbeutersystem‘, ‚internationale Kapitalistenklasse‘ und anderes mehr. Hier soll nicht der Eindruck aufkommen, der Unsinn von damals sei viel gescheiter als der, den er heute verzapft. Hier soll nur die Halswendigkeit zum besten gegeben werden. Hoffmann-Ostenhof, der frühere ‚revolutionäre Marxist‘ und Redakteur der ‚rotfront‘ gerät 1990 ins Schwärmen: ‚Deutschland wird noch heuer vereinigt. Berlin, pulsierende Hauptstadt, Goethes Weimar, altdeutsche Landschaften ... Da tauchen verschüttete Wunsch- und Traumbilder auf, die man sich nach Hitler verboten hat. Aber nicht nur Nostalgie wird wach. Auch die Freude am Abenteuer. (...) Wirklich fürchten vor den Deutschen muß man sich, wenn sie frustriert sind. Also freuen wir uns mit ihnen.‘ (AZ, zitiert nach Moderne Zeiten, Juni 1991). Der, der wegen der in die Hose gegangenen EXPO-Volksbefragung jetzt die Leute dumm nennt und alles, was er hat, also soviel wieder nicht, in die Schlacht für den EG-Anschluß wirft, trat bevor das große Geld lockte, ganz anders auf: ‚Gegen die imperialistische Politik der österreichischen Bourgeoisie muß der proletarische Internationalismus gesetzt werden!‘ Usw. (Alle Zitate aus Hoffmann-Ostenhofs früherem Leben: Neues Forum, Sept. 75)
Journalisten kann man kaufen wie — Wellensittiche und Papagaien. Nein, Wellensittiche und Papagaien können sich nicht wehren dagegen. Journalisten auch nicht, das ist kein Unterschied. Die Viecher sind billiger. Sagtest du b oder w? B ja, w nein.

Bekannt aus Funk und Fernsehen

Was hier gezeigt wird, ließe sich genauso gut an Beispielen aus der Politik abhandeln, mit Fischer und mit Cap, mit Schüssel und mit Haider. Die Lehre die drinnen steckt ist: Vertraue nie denen, die dir sagen, sie würden etwas in Vertretung für dich tun. Glaubt es nie! Glaubt auch ja nie, der FÖHN könnte etwas für euch tun, anstatt euch! Deine Schuhe laß den Schumacher flicken, deine Hose bring zum Schneider, wenn sie dir nicht paßt, aber deine Zukunft gib nie aus der Hand!

Franz Kössler (1951 geboren in Eppan / Südtirol, seit 1980 beim ORF), der uns heute Tag für Tag Fernsehbeiträge vor der Kulisse des Weißen Hauses aufsagt, hatte eigentlich für sein Leben ganz was anderes vor. In den 70er Jahren reizte es ihn noch nicht so, die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft aufrecht zu erhalten, sondern er sah die ‚Notwendigkeit, sie im Sozialismus aufzuheben‘. ‚Verantwortungsbewußte Lehrer müssen gemeinsam mit ihren Schülern die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft durchdenken. Die praktische Auflösung muß im Kampf mit dem Proletariat vollzogen werden.‘ Franz Kössler hat dies seinerzeit unter dem Decknamen Florian Fiedler in der Zeitschrift der Südtiroler Hochschülerschaft Skolast geschrieben (Nr. 2/71). Was er damals unter falschem Namen geschrieben hat, ist richtiger als das, was er heute unter seinem richtigen schreibt. Eigenartig. Das Richtigere hat er sich gescheut unter seinem wirklichen Namen zu schreiben, beim absolut Falschen kennt er keine Hemmung mehr.
Man stelle sich vor, er talkte jetzt ausgerechnet aus dem Fernseher heraus: ‚Der Monopolkapitalismus setzt seine Interessen durch, da ihm die technischen Mittel zur Verfügung stehen, den Menschen selbst in seinen Wünschen zu bestimmen.‘ ‚Der Kampf gegen ... kann nur gleichzeitig mit dem Kampf gegen den Kapitalismus geführt werden.‘ (Skolast 2/71)

Veronika Seyr (geb. 1948 in St. Nikola / OÖ., seit 1984 beim ORF), die heute von Belgrad aus die richtigen Worte über die um das alte Jugoslawien raufenden kapitalistischen Staaten (Deutschland, USA, Großbritanien, Frankreich, Italien, Österreich u.a.m.) nicht findet, nannte das, was sie heute ist, in den 70er Jahren einen ‚Bourgeois-Schreiberling‘. Heute braucht niemand mehr Angst zu haben, daß Frau Seyr vielleicht nicht das sagen könnte, was die Herren auf dem ORF-Küniglberg von ihr hören wollen. Mit ‚Speichellecker‘ tat sie 1977 sowas noch im ‚Organ des Kommunistischen Bundes Österreichs‘ ab (Kommunist 5/77). Damals zeterte sie gegen ‚die das Atomkraftwerk bauenden Kapitalisten‘, ‚die lokalen Vertreter der Bourgeoisie (Bürgermeister, Pfarrer, u.ä.)‘, den ‚reaktionären Bauernbund‘ usw. Diese Meinung vertrat sie damals gratis. Die, die sie heute verbreitet, verbreitet sie gegen viel Geld.
Man stelle sich vor, Frau Seyr vergäße, was sie beim ORF gelernt hat, und aus der Zeit im Bild tönte solches: ‚Eine der schlimmsten Geißeln der kapitalistischen Produktion, die Unsicherheit und der Mangel an Arbeitsplätzen, mußte für diesen Betrug (der Zustimmung zum Bau des AKW Zwentendorf) herhalten. Die Werktätigen des Tullnerfeldes müssen sehr lange Fahrzeiten auf sich nehmen, um einen Kapitalisten zu finden, dem sie ihre Arbeitskraft verkaufen können.‘ (Kommunist 5/77)

Karl-Peter Schwarz (geb. 1953, bis 1990 ORF-Korrespondent in Rom) ist schon seit vielen Jahren nicht mehr rückfällig geworden. Früher ging er noch von ‚der Einheit des Kampfes des chinesischen und des österreichischen Volkes gegen die beiden Supermächte, gegen Imperialismus und Kapitalismus‘ aus. Auch wenn die Firma Casinos Austria (Salzburg) einen Fußballer von Swarovski (Tirol) kauft, braucht sie nicht zu fürchten, daß er im nächsten Aufeinandertreffen nicht auf ihrer Seite stünde und nicht gegen die andere kämpfte.
‘Für die Werktätigen eröffnet der Sozialismus ein neues, menschenwürdiges Leben, das ihre schöpferischen Fähigkeiten voll entwickelt, die im Kapitalismus unterdrückt werden.‘ Sowas ist ihm beim ORF und (seit 1990) bei der Presse nie passiert.
So schräg das gewesen sein mag, was er 1974 (zusammen mit P. Fuchs) in ‚Ein Besuch in der Volksrepublik China / Reisebericht‘ an Nachgeplappertem nachgeplappert hat, so unzweifelhaft falsch ist das, was er heute gegen Spitzenhonorar von sich gibt. ‚Die chinesischen Genossen‘, berichtete Karl-Peter Schwarz seinerzeit, ‚sind fest davon überzeugt, daß es dem österreichischen Volk gelingen wird, der Herrschaft durch die Ausbeuter ein Ende zu machen und in der sozialistischen Revolution den Sieg zu erringen.‘

Raimund Löw (geb. 1951 in Wien, seit 1985 beim ORF, Moskau / Washington) wäre mit dem, was er als ‚revolutionärer Marxist‘ von den USA (‚der große Weltgendarm des Kapitalismus mitsamt seiner gigantischen Militärmaschine‘) gehalten hat, nie der geworden, der mit festgezurrter Krawatte und fein getonten Härchen jeden Tag über den Sender geht. Wenn man mir zustimmt, daß in Moskau seit Jahren Hungerterroristen herrschen (Jelzin, Gorbatschow), dann ist jedes Danebenvorbeireden, jedes Nichtdarüberreden, umso mehr jedes Dagegenreden in eine ORF-Kamera hinein ein Verbrechen an der Wahrheit und an den geknebelten Völkern der seinerzeitigen UdSSR. ‚Als revolutionäre Marxisten wollen wir eine Partei des österreichischen Proletariats aufbauen.‘ ‚Unser Programm will eine Brücke vom gegenwärtigen Bewußtsein der werktätigen Massen zum Programm einer sozialistischen Revolution schlagen.‘ (Neues Forum, Sept. 75)
Was immer Löw mit diesem Wirrsing gemeint haben mag, näher am Richtigen ist‘s als das, was er heute Herrn Bacher aus Washington liefert. Wenn es so ist, daß — Wahlen hin und Wahlen her — in den USA eine mörderische Elite ohne Chance auf Absetzung herrscht, dann ist jeder dieser Berichte von Kössler und Löw eine Schweinerei (den Geknechteten in den Wirtschafts- und Militärkolonien der Vereinigten Staaten gegenüber, den lt UNO 32 Millionen Armen im Lande gegenüber und uns gegenüber). Man stelle sich vor, auf dem Zettel, von dem Herr Löw seine Kommentare fast unbemerkt abliest, stünden die Sätze Löws: ‚Der Kapitalismus hat sich historisch überlebt. Er kann die dringenden Probleme der Menschheit nicht lösen.‘ (Neues Forum, Sept. 75)

Solange das Geld herrscht, wird in den Medien immer das verbreitet werden, wofür am meisten Geld gezahlt wird.

*) Zitate stammen aus dem Kurier vom 25.9.77, 16.10.77, 16.10.77, 7.4.79 und 28.5.78
**) Zitate aus Tirols Wirtschaft vom 14.12.85, 14.12.85, 2.3.90, 22.6.90 und 18.6.88

[*Siehe dazu die Gegendarstellung von Burkhart List: Fake News der Vergangenheit wirken bis heute

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Erstveröffentlichung im FORVM:
Juni
1992
, Seite 41
Autor/inn/en:

Markus Wilhelm:

Geboren 1956, von Beruf Zuspitzer in Sölden im Ötztal, Mitbegründer des FŒHN (1978-1981), Wiedergründer und Herausgeber des FŒHN (1984-1998). Seit 2004 Betreiber der Website dietiwag.org (bis 2005 unter dietiwag.at), Landwirt.

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    Im Jahr 1992 schrieb Markus Wilhelm ein paar Zeilen die seither immer wieder ihr Gift versprühen. Eine dreiste Verleumdung, ehrenrührig und grundfalsch, aber jede Klarstellung nützt offenbar nichts. (...)