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Arge für Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit • Markus Kemmerling • Christian Mokricky

Stoppt den Krieg!

Aufruf zu antimilitaristischen Aktionen gegen den Krieg in Jugoslawien

Nach mehreren Wochen Bombardements und Vertreibungen ist ein Ende des Krieges noch lange nicht absehbar. Und während woanders, in Rom beispielsweise (und dort mit sichtbarem Einfluß auf die Position der Regierung), Zehntausende auf die Straßen gehen, um aus einer klaren antimilitaristischen Position heraus zu protestieren, regt sich in Österreich kaum Widerstand gegen den Krieg an sich. Die Medien wie auch die täglichen Demonstrationen in der Wiener Innenstadt lassen uns nur die Wahl zwischen Freund und Feind, zwischen Aggressor und Völkermörder, zwischen Albaner und Serbe.

Deswegen hat die Arbeitsgemeinschaft für Wehrdienstverweigerung, Gewaltfreiheit und Flüchtlingsbetreuung auch keine der bisherigen Demonstrationen untertstützt. Wo unter der jugoslawischen oder der Flagge der UCK, wo unter den Amselfeld-Mythos beschwörenden Transparenten Nationalismus und Haß geschürt werden, reihen wir uns nicht ein – auch dann nicht, wenn es gegen die NATO geht. Daher beteiligten wir uns auch nicht an der Demonstration am 13. März. Wir anerkennen das Bemühen der Friedensbewegung, die nationalistischen Forderungen zugunsten von solchen für einen Frieden in Kosov@ und Serbien zurückzudrängen. Doch der gemeinsame Text, mit dem zur Demonstration aufgerufen wurde, spricht keine klare Sprache gegen den Krieg. Er ist in entscheidenden Punkten bestenfalls indifferent. So findet etwa die Opposition gegen das Regime in Serbien, die im Zuge dieses Krieges ebenfalls zerschlagen wird, keine Erwähnung. Wir akzeptieren keine falsche Alternative, keine ethnische, keine, die der Gewalt und dem Morden weiter Vorschub leistet. Und wir denken, daß wir nicht alleine damit dastehen, daß es viele sind und angesichts des täglich deutlicher werdenden Wahnsinns immer mehr, die diesen Krieg ablehnen. Der Krieg bringt die Stimmen der Vernunft zum Schweigen. So absehbar dieser Krieg seit Monaten war, so fassungslos waren viele von uns, als die Bomben tatsächlich fielen und die Vertreibungen ihr jetziges Ausmaß annahmen. Wir denken, daß es spät, sehr spät, aber niemals zu spät ist, daß sich auch in Wien und vielleicht in österreichweiter Koordination die Menschen zusammenfinden, die diesen so wie jeden Krieg ablehnen und nicht länger bereit sind, die Bilder des Schreckens widerspruchslos zu konsumieren. Wir denken, daß es höchst an der Zeit ist, daß auch hierzulande sich KriegsgegnerInnen artikulieren und Gehör finden – auf der Straße, in den Zeitungen, in Radio und Fernsehen.

Auch wenn sich mittlerweile die ersten Stimmen gegen den Krieg erheben, so wurden doch die wenigen antimilitaristischen Stellungnahmen und Aktionen bislang kaum wahrgenommen. Hoffnung macht uns aber beispielsweise die Kundgebung der Arbeitsgemeinschaft für Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit in Salzburg, die breite Unterstützung und zumindest lokal medialen Widerhall gefunden hat. Das Friedensbüro Salzburg und der Versöhnungsbund haben die Idee aufgegriffen und wollen in nächster Zeit regelmäßig Mahnwachen veranstalten.

Wir möchten daher alle Interessierten, Einzelpersonen wie Gruppen, einladen, mit uns als KriegsgegnerInnen aktiv zu werden. Wir streben keine klassische Plattform an, sondern wollen all jene ansprechen, die jenseits der oben erwähnten falschen Alternative gegen diesen Krieg aktiv werden wollen. Jeden Montag trifft sich um 20 Uhr im Büro in der Schottengasse eine Gruppe von interessierten, um konkrete Aktionen vorzubereiten. Bereits geplant sind Mahnwachen, Plakate und Inserate. Als Grundlage für diese Aktivitäten dient (nach Rücksprache mit dem Autor) der von Gerhard Ruiss (IG AutorInnen) verfaßte Aufruf „Kein Krieg ist gerecht“ (siehe Beilage). Dieser Text scheint uns sehr brauchbar: Er ist eine klare Stellungnahme gegen den Krieg, vermeidet jede positive Bezugnahme auf Nation und Staat, behauptet nicht, eine Lösung für den Krieg am Balkan zu kennen, fordert eine Einbindung Rußlands, ... Er scheint uns daher auch als Minimalkonsens für Aktionen gegen diesen Krieg geeignet.

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Erstveröffentlichung im FORVM:
März
1999
ZOOM 2/1999, Seite 4
Autor/inn/en:

Markus Kemmerling:

Gelernter Physiker, EDV-Kundiger und Web-Entwickler bevor die Meisten „Internet“ buchstabieren konnten. Redaktionsmitglied, organisatorisches und moralisches Rückgrat von Context XXI, Fels in allen Brandungen vom mythologischen Anbeginn bis Mai 2003.

Arge für Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit:

Seit 1979 kritisiert die ARGE Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit den Militarismus der Gesellschaft. Patriachale Strukturen und strukturelle Gewalt sind wesentliche Säulen, die den Wahnsinn Militär und damit Krieg tragen.

Christian Mokricky:

Geboren 1960, politisch aktiv seit der Anti AKW-Bewegung Ende der 1970er Jahre. Antimilitarist und kritischer Mensch.

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