Die vorliegende Publikation ist ein sehr wichtiger Beitrag zum Thema Frauen und (Befreiungs)Krieg. Die Autorin geht in einer sehr persönlichen Weise an diese Problematik heran, indem sie ihr eigenes Forschungsinteresse offenlegt, das zunächst mit dem grundsätzlichen Interesse an Eritrea begann, sich dann in einer Art — zur Zeit kaum durchschauter — Todessehnsucht fortsetzte und viele Schwierigkeiten der Annäherung überwinden mußte. Diese persönliche Herangehensweise zieht sich durch die ganze Arbeit, da jede Phase und jeder Themenblock von der Erinnerung an die damalige Befindlichkeit begleitet ist. Dadurch wird die Methode deutlich, die weniger im Ziehen von Schlüssen als mehr im Herausarbeiten von Fragestellungen, im Aufzeigen von Dilemmata und im Sichtbarmachen von Trends liegt.
Im Hauptteil „Eritreische EPLF-Frauen“ (Eritrean People’s Liberation Front) gibt die Autorin zunächst einen historischen Abriß über die Auswirkungen des Kolonialismus auf Gender-Rollen in der Region und geht weiters auf frühere Frauenbefreiungskämpfe und auf die sehr wichtige Rolle der Frauen im Befreiungskrieg ein, der zu einer „Lebensform“ (way of life, S. 114) wurde. Zum Unterschied zu Befreiungskämpfen anderer Länder war die Rolle der eritreischen Frauen genau, nämlich als die der „Mütter der Revolution“, definiert. Umso mehr muß sich die „verzweifelte Frage“ stellen, ob „... der Einsatz von Frauen in Befreiungs- und Widerstandsbewegungen tatsächlich für nichts“ ist. Das Ergebnis in Eritrea spricht zunächst für eine solche Auslegung. Das Verhalten der Machthaber nach dem Krieg, das Abschieben und Zurückdrängen der Frauen in die Unsichtbarkeit, das „Versorgen“ von verdienten Kämpfern mit sehr jungen Frauen, das schlichte Vergessen wichtiger weiblicher „Stimmen der Revolution“ sind traurige Details anscheinend unvermeidlich eintretender Prozesse.
Das eigentliche Interesse der Arbeit macht ein prüfender Blick hinter die Kulissen des „FrauenKriegsLebens in der EPLF“ deutlich, mit dem die Autorin „Bild-Störungen“ festzumachen sucht. Dabei zeigt sie den scheinbaren Widerspruch zwischen Frauen als Lebensspenderinnen und Frauen als Todesbringerinnen auf und stellt ein „schier unglaubliches Kampfpotential“ im konkreten Fall fest (S. 155). Die Aufarbeitung des Lebenskontextes von Frauen im Revolutionskrieg, der vom unerschütterlichen Glauben an den „gerechten Kampf“ geprägt war, bringt weitere Details zu einem Entwicklungsbogen, der sich vom „Traumstadium“ zum „Traumastadium“ zu spannen scheint.
Claudia Schamanek: FrauenEmanzEpation in revolutionären und militärischen Kontexten. Aspekte der Geschlechterverhaltnisse am Beispiel eritreischer EPLF-Kämpferinnen (1988-1992). Beiträge zur Afrikanistik, Band 61, Wien 1998.