Grundrisse » Jahrgang 2006 » Nummer 19
Lisa Waldnaab

Linkswalzer

Bericht einer Lektüre

Vorbemerkung: Lesekreis „Sein und Ereignis“ von Alain Badiou und ein Bericht darüber

Die grundrisse Redaktion ist ja – und das ist gut und nicht schlecht – ein bunt zusammengewürfelter Haufen von (Ex)autonomen, Extrotzkisten, Exmaoisten; inspiriert durch die operaistische und feministische Aufarbeitung linker Theorien und antirassistischer Theoriebildung. Für manchen / manche der Redaktion war daher einfach die Tatsache, dass ein Exmaoist und Philosoph wie Badiou dem Projekt der Emanzipation die „Treue“ hält und nicht wie viele in Frankreich als „Nouveaux Philosophe“ zum Apologeten des Parlamentarismus oder sogar zum Unterstützer der „demokratischen“ Interventionskriege wurde, ein Grund sich seine philosophischen Konzepte und die Rezeption der Philosophie anzusehen sowie die Organisation, in der er mitarbeitet – die Organisation politique — soweit das von Österreich aus möglich ist. (Die von der Organisation politique im Zusammenhang mit der Bewegung der Sans Papier geprägte Losung: „Alle, die hier sind, sind von hier“ wurde auch in Österreich im antirassistischen Umfeld öfters zitiert.) Nach dem Erscheinen seines Hauptwerks „Sein und Ereignis“ auf deutsch — 20 Jahre nach dem Erscheinen in französischer Sprache und fast gleichzeitig mit dem Erscheinen von „Sein und Ereignis Band 2: logiques des mondes“ auf französisch – wurde dann im Rahmen eines Keine_Uni Lesekreises http://not.priv.at/keineuni/Alain_Badiou beschlossen, sich dieses Buches (557 Seiten!) anzunehmen. Nach regen Debatten im Frühjahr und dem sanften Verschlummern des Lesekreises im Sommer versuchen die bisherigen Teilnehmer nun im Herbst, die Lektüre wieder aufzunehmen. Der folgende Erfahrungsbericht einer Lektüre von Lisa Waldnaab soll neugierig machen und zur Teilnahme ermutigen.

(Redaktion)

Ja. Es gibt sie wirklich, die Abendgesellschaften, deren Existenz Giorgio Agamben feststellt. Hier in Wien handelt es sich dabei um einen Badiou-Lesekreis, dem das „Paradox der Klasse aller Klassen, die kein Element ihrer selbst ist ... zum Zeitvertreib“ geworden ist (Die kommende Gemeinschaft, S. 65/66). Die logische Grundstruktur dieses Widerspruchs aus der Mengenlehre, der sogenannten Russelschen Antinomie, wird laut mathe-online.at oft in folgendes, von mir anders ausgesuchte Gewand gekleidet:

Ein Dorfbarbier rasiert alle Männer im Dorf, die sich nicht selbst rasieren. Frage: Rasiert er sich selbst? Angenommen, er rasiert sich selbst, kann er sich gar nicht selbst rasieren, weil er ja nur die Männer rasiert, die sich nicht selbst rasieren. Ein Widerspruch! Die Annahme muss falsch sein. Zweite Möglichkeit: Er rasiert sich NICHT selbst, dann rasiert er sich aber eigentlich doch, denn er rasiert ja alle, die sich NICHT selbst rasieren. Wiederum Widerspruch! Also muss auch diese Möglichkeit ausgeschlossen werden. Nun aber genug der Überlegungen zu Männerbärten.

Nicht mehr und nicht weniger als Alain Badious 557 Seiten starke Ontologie „Das Sein und das Ereignis“, erschienen im Jahr 1988, ein Buch, „das dem heiligen Mysterium der Dreieinigkeit entsprechend Drei-in-Eins ist“ (S. 33) ist Gegenstand unseres keine-uni.org- Zirkels. Dieser Ersten Philosophie, wie Agamben die seiner Meinung nach vernachlässigte Ontologie nennt (siehe oben, Hinweis auf S. 82), wenden wir uns zu, und wiegen uns dabei — singulär und auch im Plural die ontologische Partitur vorantastend, entlangschreitend oder auch vor und zurück hüpfend und sie zu entziffern versuchend — im Dreivierteltakt:

  • Die Entfaltung der These „Die Mathematik ist die Ontologie“ bildet die Grundlage dieses Buches (Das Sein und das Ereignis, S. 29). Und diese These bezieht sich nicht auf die Welt, sondern auf den DISKURS (S. 22)
  • Ziel dieses Buches ist es auch, dass „jenes Ereignis Cohen endlich wahrgenommen und orchestriert werde“ (S. 30). Paul Cohen ist Logiker, Entdecker des Generischen, der Erzwingung; 1963 fand, wie Badiou schreibt, eine intellektuelle Revolution statt und es wird
  • eine „wirklich post-cartesianische und sogar post-lacanianische Theorie mit den beiden WESENTLICH NEUEN Begriffen der Wahrheit und des Subjekts“ begründet (S. 29).

Nach diesem stark zusammengefassten einleitenden Überblick möchte ich gleich zum Punkt kommen, d.h. zum zentralen Einsatz des Buches: Ein Beweis wird erbracht, der Beweis dafür, dass sich eine generische Vielheit denken lässt, wobei sich bei diesem Denken ein tiefes Problem auftut, das des Ununterscheidbaren, des Unbenennbaren, des absolut Beliebigen (S. 31).

Bleiben wir zunächst beim generischen, bzw. fragen wir nach diesem „Adjektiv, das jenes Gattungswesen bezeichnet, mit dem schon der junge Marx den vollständig subtraktiven Charakter der Menschheit, deren Träger das Proletariat war, zu beschreiben suchte“ (Die Macht der Namen, S. 435): Begibt man sich im Jahr 2006 im Netz auf die Suche nach generisch, gelangt man in Sekundenschnelle in verschiedenste Welten: Es lässt sich ein super-flüchtiger Blick in die Entwicklung von Turbomaschinen mit Hilfe eines generischen Modells erhaschen, das generische Maskulinum der Linguistik (ver-)folgt ( eine/n ) auf Schritt und Tritt, man liest von generischen Interfaces und könnte sich Wissen über neue Computer-Programme aneignen. (Und auch wenn Cyborg eigenhändig am Computer an Webseiten bastelt, erscheint ein Wort der generischen Familie auf dem Bildschirm: die Seiten werden generiert, meldet ein Fenster, nachdem die Wünsche, die an die Gestaltung gestellt sind, den Computer zur Verarbeitung anregen.)

Schlägt man nun in „Das Sein und das Ereignis“ im beigefügten Wörterbuch nach, dem „schnellen, alphabetisch geordneten Durchlauf durch die Substanz des Buches“ (S. 535: er beginnt im Französischen bei A wie Absolut und endet bei V wie Vide — der Leere. Das ist schön! Die Leserin hat es lächelnd bemerkt!), gelangt man zur generischen Prozedur, kommt zur generischen Erweiterung, landet bei der generischen Menge/Vielheit, für die Alain Badiou bemerkenswerterweise das Zeichen für den Planten Venus, den Venusspiegel, einführt, im Gegensatz zu den Mathematikern, die dafür schlicht und einfach den Buchstaben G wählen. Er wählt also ein Symbol, welches nicht nur jeder Feministin – auch jeder Alchimistin –bestens bekannt ist und er überlässt die Spekulation über die Herkunft seiner Vorliebe für diesen „überzähligen Buchstaben, der nichts bezeichnet“ (S. 402) den Leser/innen.

Möchte Badiou mit seinem ontologischen Gebäude der generischen Vielheit ein Denkmal errichten, wie Julius Caesar auf dem Forum in Rom der Göttin Venus genetrix, der mythologischen Stammmutter des römischen Volkes durch ihren Sohn Aeneas einen Tempel errichten ließ?

Schließlich stockt man beim generischen Denken und wünscht sich eine Verschnaufpause: „ Das generische Denken ist die ontologische Entscheidung, die jeder Lehre zugrunde liegt, welche versucht, die Wahrheit als Lücke des Wissens zu denken. Die Spuren reichen von Platon bis Lacan.“ (S. 543) Uff! JEDE Lehre ... Von PLATON bis LACAN ... ein wahrhaft langatmiges Unterfangen, denkt sich die Leserin. Aber: Mut zur Lücke! Steigen wir ein in die tiefe Problematik! Oder versuchen wir es zumindest.

Hier kommt uns wiederum Giorgio Agamben zu Hilfe – mittlerweile zum dritten Mal. Und somit wäre – zumindest für mich, als Lesende/Schreibende – das „philosophische deutsch-französische Bündnis“, von dem Alain Badiou im Vorwort zur deutschen Ausgabe spricht (S. 13), und in das er große Hoffnungen setzt, von zwei auf zumindest drei „Bündnispartner“ erweitert. Wirkt es doch ein wenig ausgrenzend, auch ein wenig beängstigend, sein „historisches Projekt der Geburt eines neuen Landes“, welches er (nein, eigentlich sein Übersetzer) „Frankdeutschland“ oder „Deutschankreich“ nennt. Darüber hinaus würde mir, wenn man diesem alternativen Europa, das ja nicht nur Badiou vorschwebt, schon einen Namen geben will, Ernst Blochs Vorschlag von 1952, der arabischen Welt ein „Frankistan“ gegenüberzustellen, eigentlich angenehmer und wohler und auch lustiger in den Ohren klingen (in: Avicenna und die Aristotelische Linke). Hinzufügen könnte man ja auch noch, dass Kurt Gödel gebürtiger Brünner war und Paul Cohen amerikanischer Staatsbürger ist.

Aber wie denkt es Agamben? In die „Die kommende Gemeinschaft“ findet man nämlich auch den Begriff des BeLIEBigen verhandelt – des LIEBENSWERTEN, wie es Agamben letztlich nennt (S. 9f). Und da steht (S. 71): „Beliebig bedeutet deshalb nicht einfach – mit den Worten Badious zu sprechen – „der Autorität der Sprache entzogen, unbenennbar, ununterscheidbar zu sein (Badiou setzt den Begriff des Generischen mit dem Begriff des Ununterscheidbaren fast synonym, S. 369); genauer gesagt, bedeutet es das, was sich in einer einfachen Homonymie befindet, im bloßen Benannt Sein, und genau und nur darum unnennbar ist: das In- der- Sprache- Sein des Nichtsprachlichen.“ Und Agamben gibt uns hier eine anschauliche Erklärung: „Hinsichtlich des Begriffes Pferd sind einzelne Pferde also Synonyme, hinsichtlich der IDEE des Pferdes jedoch Homonyme: genau wie in dem Russelschen Paradox derselbe Gegenstand zu einer Klasse gehört und zugleich nicht gehört.“ (S. 70)

Und als Beispiel dafür, was in einer „generischen Homonymie“ geschieht, sei auch noch auf Agambens Bartleby-Buch verwiesen, in dem er den Dichter Dante zitiert ( aus: Die Göttliche Komödie ): „Ich bin einer, der, wenn es mir Amor eingibt, aufschreibt, und so, wie er innen dichtet, mich ausdrücke.“ Agamben analysiert das in der dritten Person entobjektivierte Ich des Dichters (Bartleby oder die Kontingenz, S. 48).

Aber jetzt Stop! Noch einmal eine Unterbrechung, bzw. ein Einschub. Sehr wichtig für ein möglichst vorurteilsfreies Verständnis oder Lesevergnügen von „Das Sein und das Ereignis“ scheinen mir zwei Anmerkungen des Ontologen Badiou zu sein. Ein erster Hinweis ist der, dass mathematische Zitate letztlich allgemeiner zugänglich und eindeutiger als solche von Dichtern seien ( S. 32 ) — was Badiou aber nicht daran hindert, auch Dichter zu zitieren, darunter und an exponierter Stelle einen „unzugänglichen“, ja den hermetischen Dichter par excellance, Stéphane Mallarmé; Badiou wendet sich dort dem Dichter zu, wo die Ontologie über das Ereignis nichts zu sagen hat (S. 219) und beendet sein Buch schließlich mit einem Mallarmé-Zitat aus „Igitur oder der Wahn der Elbehnon“. Der zweite, möglicherweise weitaus gewichtigere Hinweis ist, denke ich, folgender: Die Faszination wie der Schrecken, die die Mathematik auf viele ausübt, sei SOZIAL bedingt und habe keinen inneren Grund (S. 34). Lassen wir uns also nicht schrecken, trauen wir uns noch ein paar Schritte weiter, ja springen wir noch einmal.Diesmal über die ersten 30 Meditationen hinweg (Badiou parodiere mit seinen Meditationen Descartes, sagt Karl Reitter. Er schätze eben den Descartes, meint Francois Naetar – ich meine, Alain Badiou reiht sich mit „Das Sein und das Ereignis“, mit seinen 37 Meditationen in eine christlich/abendländische Tradition ein), bevor wir das Denken des Generischen und das Sein in Wahrheit (Meditation 31) ins Auge fassen: Generische Wahrheits-Prozeduren („die Quellen der Wahrheit“) gibt es vier:

  • Die Liebe („sofern sie existiert, was aber diverse empirische Anzeichen positiv bezeugen“, S. 382) – auf http://www.cjs.ucla.edu/Mellon/Badiou_What_Is_Love.pdf findet sich Badious interessantes, weiterführendes Skript, das sich ausschließlich dem Begriff der Liebe widmet.
  • Die Kunst ( dazu: www.lacan.com/symptom6_articles/badiou.html )
  • Die Wissenschaft ( „... denn ES GIBT Wahrheiten. Theoretisch ist sie, die Frage des Seins der Wahrheit, jedoch erst vor kurzer Zeit gelöst worden, nämlich 1963 durch die Entdeckung Cohens, von der im Übrigen nur wenige Mathematiker wissen, die in der Notwendigkeit der technischen Entfaltung versunken das Schicksal ihrer Disziplin schlicht vergessen. An diesem Punkt betritt der philosophische Gehilfe die Szene.“ S. 384)
  • Die Politik („In den kollektiven Situationen, in denen das Kollektive sich selbst interessiert, ist die Politik, wenn sie als generische Politik existiert, die lange Zeit revolutionäre Politik geheißen hat, für die man heute aber einen neuen Namen finden muss, ebenfalls eine Prozedur der Treue.“ S. 383 )

Und – genau genommen – (Badiou betont dies auf Lateinisch auf S. 31) gibt es keine anderen als die vier zu diesen Prozeduren gehörenden Subjekte: das individuelle Subjekt der Liebe, das gemischte der Kunst und der Wissenschaft, das kollektive der Politik (S. 439).Wenn es sie gibt, denn: „Das Gesetz schreibt nicht vor, dass ein Subjekt existiert.“ (S. 440)

Belassen wir es in aller Kürze dabei und schreiten noch einmal zur oben beschriebenen Venusmenge (wie ich die generische Menge jetzt liebevoll nennen möchte, was sicherlich ontologisch nicht korrekt ist – denn die Einschreibung eines überzähligen Buchstabens, der nichts bezeichnet, ist auf jeden Fall etwas anderes als eine Namensgebung. Ich habe aber das entsprechende Symbol hier auf meiner Tastatur nicht parat!): „Generisch bezeichnet positiv, dass dasjenige, das sich nicht unterscheiden lässt, in Wirklichkeit die allgemeine Wahrheit einer Situation ist.“ (S. 369) Die Wahrheit ist zu Anfang ein „anonymer Auswuchs der Situation“ (S. 385), nicht benennbar und bleibt dem Wissen entzogen, wenn nicht auch die Sprache der Situation radikal umgeformt wird. Radikal im Sinne von: durch Gewalt (de force) zu einer Veränderung gezwungen. Und an dieser Stelle gelangen wir mit der durch Paul Cohen 1963 losgetretenen Revolution, seiner Strategie, zu einer Antwort der beiden Problematiken (Ununterscheidbarkeit und Erzwingung):

  • Wir stellen uns ein mathematisches Grundmodell vor (in der Ontologie „fast vollständige Grundsituation“ genannt – eine Situation S, die vier bestimmte Eigenschaften erfüllen muss – S. 406)
  • Wir beobachten, „was passiert, wenn man dieses Ununterscheidbare zur Situation mit Gewalt (force) hinzufügt.“ (S. 404)

Schließlich gelangen wir in der Meditation 33 über dieses Hineinbegeben in S zu einem Begriff der ununterscheidbaren Vielheit. Und dann – ein Paukenschlag! – der ontologische Überraschungseffekt: Badiou bittet um Aufmerksamkeit für diesen Moment. Und sehen Sie selbst: Die Ontologie stellt ihre Macht sicher, indem sie ihre Domination des Denkens auf die reine Vielheit, auf den Begriff der Situation ausübt. Der Ontologe operiert vom Äußeren der Situation aus. Und „nun kann man von diesem Äußeren, in dem die Herrscherin (die Mathematik, das Denken des Sein- als- Sein) über die reinen Vielheiten regiert, sehen – Dies ist das Auge Gottes ...“

Die darauf folgende spektakuläre Darbietung der Benennung des Ununterscheidbaren, des paradoxen Unternehmens „benennen-zu-müssen-ohne-zu-benennen“, soll hier ( wie grundsätzlich in diesem sicherlich mangelhaften Lektürebericht nicht anders möglich ) nur kurz und sprunghaft skizziert werden: Es ist eine „inner-ontologische Realisierung“, eine „Konstruktion stets vom Punkt der Leere aus“ (S. 423). Das dritte Kapitel der Meditation 34 schließt mit dem Satz: „Dies ist ein Fall, in dem es wirklich der Name ist, der das Ding erzeugt.“ (S. 425). Badiou erinnert in dieser Meditation daran, dass die Annahme einer generischen Venusmenge für den Ontologen (verwandelt man sich beim Lesen in eine Ontologin?) eine Gewissheit darstellt – hingegen für den Bewohner von S, den Nicht-Ontologen einer fast vollständige Grundsituation, einen theologischen Glauben. Der generisch denkende Mensch als das gottgleich schauende Wesen, oder ein Subjekt, dem das Wesen seiner inneren Sonne, oder schlicht ein Licht aufgegangen ist? Der Ontologe als derjenige, der dazu fähig ist, Abstand zu nehmen mit seinem analytischen Über-Blick?

Weiterhin werden Namen hergestellt, es wird gekocht und zusammengebraut („cooking up“ sagt der Mathematiker Kunen dazu – was „erfinden, sich ausdenken“ bedeutet, S. 430). Und so kommen wir, nachdem einigen bei der Lektüre der mathematischen Ontologie möglicherweise sogar öfters als einmal schwindlig wurde (was aber beim Tanzen schon vorkommen kann und ja gar nichts macht) zum Ende: In den letzten drei Meditationen liefert uns Badiou eine Theorie des Subjekts, untersucht dessen Schikanen und stellt fest, dass eine generische Prozedur, ihr lokaler Status, von der bloßen BEGEGNUNG abhängig ist (Meditation 35 / S. 442 – das Wort Begegnung lässt sich immer hervorheben!) . Der Ontologe, der den Begriff des Subjekts nicht formalisieren kann, umschreibt das Subjekt so: „Ein Subjekt ist ein Wissen, das sich in der Schwebe einer Wahrheit befindet, deren endlicher Moment es ist... es ist der Gelehrte seiner selbst“. Oder anders ausgedrückt, denn Badious Erklärungen gleichen Variationen über ein musikalisches Thema: „Es (das Subjekt) erzwingt die Entscheidung, disqualifiziert das Ungleiche und bewahrt das Besondere.“ (S. 458)

Der (Post-)Maoist und Mitbegründer der Organisation Politique Alain Badiou entlässt seine Leser/innen mit dem, was „an philosophischer Zirkulation im modernen Referenzraum erlaubt ist“ und „was folglich unsere Aufgaben sind“. Ich möchte Ihnen empfehlen: Lesen Sie selbst! Es sind – soviel sei verraten – natürlich drei Punkte. (Dreieinigkeit oder -faltigkeit kann verschieden interpretiert werden. Wer seine Lücken auf diesem Gebiet verborgenen Wissens hinsichtlich feministischer Geschichtswissenschaft ein wenig schmälern möchte, dem sei das Lexikon von Barbara G. Walker empfohlen: The Woman’s Encyclopedia of Myths and Secrets, 1983).

Was mir persönlich an dem Wahrheitsprozess – womit für mich kein Projekt gemeint ist, sondern eine Maxime –, wie er sich für Alain Badiou und ihn der Ontologe für uns darstellt, besonders gut gefällt, möchte ich an den Schluss stellen: „Die Autonomie der generischen Prozedur schließt jedes Denken in der Form von Machtverhältnissen aus“(S.456/457) Wenn uns Partizipation am Herzen liegt, kann es nicht schaden, zu wissen, welche Grundlagen, Bedingungen für deren Voranschreiten notwendig sind. Dazu muss man unbedingt die Autonomie zählen.

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Erstveröffentlichung im FORVM:
März
2006
, Seite 62
Autor/inn/en:

Lisa Waldnaab: Wissensträgerin in der hybriden Zone zwischen Kunst und Politik.

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