Es ist bereits schlechte Tradition, daß, sobald der Herbst ins Land zieht, ÖVP-Klubobmann Andreas Khol gegen Alternativmedien im allgemeinen und gegen die ZOOM im besonderen ins Feld zieht. Auch heuer blockiert er seit zwei Monaten die Vergabe der Publizistikförderung im Ministerrat. Daß sich der neuerlich beabsichtigte Rechts- und Verfassungsbruch — die ZOOM gilt dem Vernehmen nach als Fixstarterin für die Nichtförderung — in Hinkunft nicht mehr wiederhole, dafür sorgt eine Novelle zum Publizistikförderungsgesetz, welche von der Koalition als Budgetbegleitgesetz im Schnellverfahren durch die parlamentarischen Gremien gedrückt wurde. Wir dokumentieren die Stellungnahme der Vereinigung alternativer Zeitungen und Zeitschriften zum Entwurf (S. 8). Die scheibchenweise Abschaffung der Publizistikförderung hat nur ein Gutes: Wir müssen unsere Zeit in Zukunft nicht mehr der völlig fruchtlosen Auseinandersetzung mit Khol und KollegInnen widmen. Wer immer unter unseren LeserInnen diese resignative Einschätzung zu teilen nicht bereit ist, sei eingeladen, dieses der Bundesregierung kundzutun (Bundeskanzler Mag. Viktor Klima, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz 2, 1014 Wien, Fax: 01- 535 69 19).
Wenn Redaktionsmitglieder Bücher schreiben, berichtet der Zeitungsherausgeber. Diesem Brauch folgen wir. Klaus Heidegger und Peter Steyrer haben mit dem Titel „NATO-Streit in Österreich“ ein kritisches Handbuch zur aktuellen Debatte vorgelegt. Es ist im Thaur-Verlag erschienen, im Buchhandel und auch in der Redaktion um 248,— erhältlich.
- Passoria, New Jersey, 31. Juli 1952
Danken möchten wir den TeilnehmerInnen an unserem Ratespiel „Seltsame Phänomene“ in der letzten Ausgabe. Die Erfindungsgabe des Autors war allerdings deutlich geringer als in den Antworten vermutet. Die Nachricht vom Duma-Abgeordneten, der Stalins Geist, die sommerlichen Hochwasser und die NATO-Osterweiterung in Zusammenhang setzte, ist ebenso über die Nachrichtenagenturen gegangen, wie der Beitrag über die UFO-Aktivitäten der CIA in Studies in Intelligence korrekt wiedergegeben war. Wer’s nicht glaubt, möge sich selbst überzeugen (http://www.odci.gov/csi/studies/97unclas/ufo.html). Der Artikel „A Die-Hard Issue“ beschreibt die zahlreichen Projekte, in denen sich CIA und US Air Force — beginnend mit dem Projekt UNTERTASSE im Jahr 1948 — der UFO-Frage widmeten. Er ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch ein gutes Beispiel von Verschwörungstheorien als sich selbst verstärkende Phänomene.
Die Berichterstattung über Deserteure und Wehrdienstverweigerer der Deutschen Wehrmacht setzen wir diesmal mit einer historisch-juristischen Analyse des Todesurteils gegen Franz Jägerstätter und dessen Aufhebung durch das Berliner Landgericht fort. Autor Manfred Messerschmidt kommt zu dem Schluß, daß die Berliner Aufhebung keine kompromißlose Lösung darstellt. Der Widerstandscharakter der Haltung Jägerstätters werde nicht einmal angedeutet (S. 16). Im Rahmen der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ hält Messerschmidt übrigens am 3. Dezember in Graz einen Vortrag über die Mitwirkung der Wehrmacht am Holocaust (siehe Ankündigung S. 42).
Eine anregende Lektüre wünscht