Context XXI » Print » Jahrgang 1998 » ZOOM 3/1998
Lajos Glücksthal

Indien + Pakistan = Kaschmir

Die Atombombenversu­che von Indien und Pa­kistan trafen auf Ablehnung bei den bereits existierenden Atommächten. Ein ehema­liger deutscher Außenmini­ster gab die Mitschuld daran auch ihnen, da sie selbst die Autorität des Atomwaffensperrvertrages (NPT) un­tergraben hätten.

Vor allem China soll Pa­kistan bei der Entwicklung stillschweigend unterstützt haben, da es Indien als stra­tegische Konkurrenz in Asi­en wahrnimmt. Indien mel­dete sich als „global player“ an, da sich in Hinkunft, nach Ende des Kalten Krie­ges, niemand mehr an den NPT halten wird. Pakistan hielt aber Schritt, und so es­kaliert der Konflikt zwischen beiden Ländern, der seit der Teilung und der Un­abhängigkeit 1947 besteht, auf die atomare Waffenebe­ne. Das kann aber auch das endgültige Patt zwischen den beiden bedeuten, ein neues Gleichgewicht des Schreckens. Das macht viel­leicht den Weg frei für di­plomatische Verhandlungen über Kaschmir.

Der soziale Graben in beiden Ladern ist tief, die Kosten der Atomwafffenentwicklung für beide Staa­ten enorm. Der pakistani­sche Premierminister Nawaz Sharif z.B. zahlte 1994/95 US $ 58 an Einkommens­steuer, sein Familienunter­nehmen, die Ittefaq-Gruppe, ist der viertgrößte Indu­striekonzern des Landes und wird auf US $ 217 Mio. geschätzt. In der indischen Regierungskoalition ist die radikal-nationalistische Bharatiya Janata Party (BLP) unter Premierminister Vajpayee die führende Partei. Die BJP ist der parlamenta­risch-politische Flügel der zahlreichen Organisationen, die von der RSS, der natio­nalen Freiwilligenorganisa­tion, dem Zentrum des ra­dikalen politischen Hin­duismus, gelenkt werden. Die Armut beider Länder könnte sie dazu bringen, ih­re Atomtechnologie weiter­zuverkaufen.

Schwierig zu beurteilen ist die Lage für Israel als heimliche Atommacht, nachdem viele die Atom­bombe Pakistans als ara­bisch-moslemische feierten. Allerdings ist in naher Zu­kunft mit keiner Verände­rung der militärischen Si­tuation im Nahen Osten zu rechnen, glauben die Ex­perten.

Die fünf bisherigen Atommächte USA, Rußland, Großbritannien, Frankreich und China waren sich aus­nahmsweise einmal völlig ei­nig. Der Club der Atom­mächte in Genf lehnte einen Beitritt Indiens und Pakis­tans mit Hinweis auf den NPT einhellig ab und for­derte die bedingungslose Unterzeichnug des Test­stoppabkommens.

Mittlerweile ist eine jun­ge Gruppe von Hackern in das Netzwerk des indischen Kernforschungszentrums Bhaba Atomic Research Center in Mumbai gelangt. Von Zuständigen wurde be­stritten, daß sie Zugang zu relevanten Rechnern gehabt hätten.

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Erstveröffentlichung im FORVM:
Juni
1998
, Seite 30
Autor/inn/en:

Lajos Glücksthal: Lajos Glücksthal war Redakteur des EuropaKardioGramm (EKG) sowie koordinierender Redakteur von Context XXI von 1996 bis 1999.

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