FŒHN » Heft 21
Markus Wilhelm

Haider spricht und handelt wirklich für Millionen

Die Wahlkampf-Autos werden Haider laut Profil (24.10.94) vom Klagenfurter Autohaus Grasser zur Verfügung gestellt. Die Penthouse-Wohnung in Wien wird Haider vom Immobilienmakler Ernst Karl Plech (Standard, 30.9.94) spendiert. Haiders Buch „Die Freiheit, die ich meine“wird von der Libro-Kette mittels Inseraten in mehreren Tages- und Wochenzeitungen beworben. Haider ist nicht der Vertreter des kleinen Mannes, sondern des Großen Geldes. Zu seiner Wahl zum Bundesparteiobmann wurde Haider 1986 mit einem Privat-Jet eingeflogen. Eine große Baufirma, heißt es, habe die Kosten übernommen. Am Abend nach der jüngsten Nationalratswahl bringt die Privatmaschine des Bauindustriellen R. Rogner Haider von Klagenfurt nach Wien. Kapitalismus hat nichts zu tun mit Demokratie. Er ist ihr Gegenteil. Aber er hat die Möglichkeit, das zu verschleiern. Das Dokumentationsarchiv schreibt, daß „die Transportfirma Haas Haiders Hubschrauberflüge bei Wahleinsätzen sponsert“. Die SPÖ Kärnten will auch davon wissen, daß Haider irgendwelche „Hubschrauberflüge von einem deutschen Großunternehmen finanziert“ wurden. Die TT sagt: „Die Hubschraubereinsätze des FP-Chefs werden von einem VP-Industriellen bezahlt.“ (10.2.89) ja, erzählte er dem Spiegel einmal, es habe ihn „ein Industrieller angerufen, der sich als ÖVP-Mitglied deklarierte. Der brave Fabrikant habe ihm angeboten, Hubschraubereinsätze zu finanzieren.“ (9/1989)

Wie man sieht, stehen Millionen hinter der Politik der Freiheitlichen. Da will ein früherer Generalsekretär der FPÖ selbst gehört haben, wie ein Wahlonkel, der Haider Gutsbesitz im Wert von 150 Millionen Schilling vermacht hat, gesagt hat: „Wir haben ihm das Geld gegeben, damit er politisch für uns arbeiten kann.“ (Basta, 6/88) Wir können’s nicht überprüfen. Auch nicht, ob der neureiche russisch-kärntnerische Groß-Unternehmer A. Omatov, die Freiheitlichen sponsert, wie der Standard nahelegt (20.1.95). Spenden eines deutschen Adeligen soll Haider laut SPÖ irgendwann selbst zugegeben haben. Wahlkampfspenden von der Reinigungsfirma Akkord habe die FPÖ Kärnten auch eingestanden (Volksstimme, 22.12.88). Daß die FPÖ 1986 von der Waffenfabrik Noricum eine Parteispende in der Höhe von 100.000,— Schilling genommen hat, ist in allen Zeitungen gestanden.

Wenn man die NSDAP in nichts mit der FPÖ vergleichen könnte, so immer noch darin, daß diese wie jene vom großen Kapital großgezogen wurde. Wer Haider einen Nazi schimpft, verharmlost. Wenn er der deutschen Wochenzeitung Die Zeit (29189) erklärt, „den Schönhuber habe er nur einmal getroffen, am Rande einer Industriellenrunde in Düsseldorf“, dann ist der zweite Teil des Satzes der weit bedrohlichere als der erste. Der Neo-Kärntner Milliardär Friedrich-Karl Flick gilt neben dem Waffenproduzenten Emmerich Assmann und dem Großindustriellen H. Turnauer als der dritte Reiche, der eine ordentliche Geschäftspolitik macht und Haider sponsert. Blau an den sogenannten Freiheitlichen ist nur das Packl, das ihnen die Industriellen hineingeschoben haben. Heide Schmidt, die es wissen muß, sagt über Haiders Aufstieg: „Es hat mit den wachsenden Erfolgen immer mehr Leute gegeben, die ihn sponserten“ (P. Pelinka, Heide Schmidt, S. 106). Das kann so ablaufen: „Anfangs des Jahres ist ein bedeutender industrieller zu mir gekommen, eigentlich ein Schwarzer und Mitglied der Industriellenvereinigung, der mir dann erklärt hat, daß ihm gefällt, wie die neue FPÖ frischen Wind in die Politik bringt, und mich gefragt hat, ob er mir irgendwie helfen kann.“ (Haider bei einer Wahlkampfrede in Wörgl, 27.2.89) Haider ist also durchaus ein Mann, der nicht nur austeilt, sondern auch einstecken kann. Einer der „Haider-Förderer der allerersten Stunde“ (News, 11.3.93) war der Papierindustrielle Thomas Prinzhorn, Vizepräsident der mächtigen Wiener Industriellenvereinigung. Das Industriemagazin (Februar 95) nennt als Finanziers Haiders unter anderen noch den Fotohändler Hartlauer, den Tankstellenbesitzer Nouza und den Billa-Geschäftsführer Schalle. Dazu paßt die private Ministerliste, die Haider einmal dem Wiener präsentierte: „Ich könnte mir für den Finanzbereich jemanden vorstellen wie den Mautner Markhof (Großindustrieller), als Wirtschaftsminister jemanden wie den Helmut Schuster (Besitzer des Ankerbrot-Imperiums) oder den Herrn Nouza (Avanti) oder den aus Kärnten stammenden Billa-Manager Schalle.“ Als Tourismusminister nannte er den Hotelier Helmut Peter und als Verteidigungsminister den ehemaligen Generaldirektor der Steyr-Waffenschmiede, Malzacher (Wiener, Oktober 1990). Auch den früheren Generaldirektor der Skifabrik Kästle, Nußbaumer, inzwischen schon Abgeordneter der FP, könnte er sich als Minister vorstellen. (Industriemagazin, Februar 1995). Noch Fragen? Den Billa-Boß Veit Schalle hat Haider auch kürzlich wieder als Wirtschaftsminister ins Gespräch gebracht. Als Kärntner Landeshauptmann, hört man, sei Haider „bei jeder Eröffnung eines Billa-Ladens zugegen“ gewesen (Standard, 6.2.95). Wahrscheinlich sorgte er sich um die Arbeitsbedingungen der Billa-Kassierinnen, die ja das Geld, das ihm zugeführt wird, erarbeiten müssen. In Kärnten hat Haider den Bauunternehmer Robert Rogner („Meine 17 Firmen gehören zu 100 Prozent mir“) als Wirtschaftslandesrat nominiert, dessen Firmengruppe schon 1992 einen Gewinn von 200 Millionen Schilling gemacht hat (Kärntner Krone, 25.1.94). Aber so etwas besonderes ist das in Kärnten auch wieder nicht. Der ÖVP-Landeshauptmann ist selbst ein Industrieller und der Spitzenkandidat der Liberalen war der Bauindustrielle Hans Peter Haselsteiner. Übrigens: Auch für Vranitzky tat sich im Wahlkampf 1990 österreichweit in riesigen Zeitungsanzeigen der Unternehmer Erik Geutner hervor: „Als Industrieller entscheide ich mich für Dr. Vranitzky ... Vranitzky muß Kanzler bleiben.“ (z.B.: Kurier, 20.9.90)

Millionen bauen auf Haider, und die kommen besonders üppig aus der Baubranche. Die Parteizeitung „Kärntner Nachrichten“ ist ständig voll mit Inseraten von Baufirmen. Schon als Haider 1976 in Kärnten FPÖ-Landesparteisekretär wurde, unterstützte ihn der Bauunternehmer Hans Kostmann mit monatlich 16.000 Schilling plus Dienstwagen (Profil, 16.11.81) Nach einer anderen Quelle hat er von der Fa. Kostmann monatlich 28.000 Schilling als Konsulentenhonorar erhalten. „Mit diesem Geld finanzierte er sich 1983 den teuersten Wahlkampf, den Kärnten je erlebte. ’Haider muß ins Parlament’ stand auf tausenden Plakaten zu lesen.“ (Tribüne, Juni 1984) Der seit kurzem öffentlich geführte Scheidungskrieg des Grazer Baumultis A. Feneberg hat auch milde Gaben dieses Unternehmens an die FPÖ bekannt werden lassen (Standard, 22.2.95). Im Vorjahr bewarb sich die FPÖ verdeckt unter „RS Privatradio GmbH“ um alle zehn ausgeschriebenen Radiofrequenzen. Im Antrag wurde die finanzielle Deckung des Projekts mit 350 Millionen Schilling angegeben. Die Geldgeber kamen schon wieder großteils aus der Baubranche: Fa. Betonbau, Wietersdorfer und Peggauer Zementwerke, Dolomitensteinwerke. Dazu wieder der Kärntner Autohändler Karl Grasser und der Waffenindustrielle Gaston Glock. (Wiener, Oktober 1994)

Das, was wir wissen, reicht zum Erahnen des weiteren.

Wahrscheinlich hat Haider dem ihn unterstützenden Immobilienhai versprechen müssen, sich mehr für niedrigere Mieten einzusetzen, und dem seine Politik fördernden Autokaiser hat er vermutlich zusichern müssen, für die Verbesserung und Verbilligung des öffentlichen Verkehrs einzutreten, so wie er dem ihn pushenden Baulöwen sicherlich schwören hat müssen, eine Erhöhung der Bauarbeiter-Löhne durchzusetzen.
Damit ist es ja noch nicht getan, daß Haiders Politik gegen die arbeitenden Menschen gerichtet ist. Sie wird zu all dem auch noch von diesen bezahlt. Denn das Geld, das jenem hineingeschoben wird, ist diesen herausgeschunden worden.

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Erstveröffentlichung im FORVM:
Dezember
1995
, Seite 32
Autor/inn/en:

Markus Wilhelm:

Geboren 1956, von Beruf Zuspitzer in Sölden im Ötztal, Mitbegründer des FŒHN (1978-1981), Wiedergründer und Herausgeber des FŒHN (1984-1998). Seit 2004 Betreiber der Website dietiwag.org (bis 2005 unter dietiwag.at), Landwirt.

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