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Thomas Rammerstorfer

Eine antiimperialistische Karriere

Neu auf DVD: „Der“Rebell„. Odfried Hepp — Neonazi, Terrorist, Aussteiger“.

Odfried Hepps Biographie bietet zweifellos genug Stoff für eine hochspannende Dokumentation: Anfang der 80er war er Deutschlands meistgesuchter Neonazi, verübte mit seiner Gruppe Sprengstoffanschläge auf in Deutschland stationierte US-Truppen, wurde von der PLO im Libanon ausgebildet, von der STASI versteckt und bezahlt, war Offizier der PLF und lebt nach Verbüßung diverser Haftstrafen heute als Übersetzer wieder in seinem Elternhaus. Und er erzählt gern von früher, wozu ihm im Film „Der“Rebell„“ von Jan Peter auch ausreichend Gelegenheit gegeben wird: Hepp berichtet über seine Kindheit und Jugend, den Aufbau seiner Nazi-Bande, deren Kader sich schließlich samt den Resten der berüchtigten „Wehrsportgruppe Hoffmann“ (inklusive deren Gründer und Namensgeber) in den Libanon aufmachten, um eine militärische Ausbildung durch die PLO zu geniessen.

Über Hepps nun folgenden „Abschied vom Hitlerismus“ (so der Titel seines „Manifestes“) zugunsten eines diffusen national-sozialen Antiimperialismus wird im Film nur wenig verraten; es lohnt sich aber die Disc auch in den Computer zuschieben, denn als DVD-Rom enthält sie umfangreiches Material zum Thema, inklusive zahlreicher Originaldokumente.

Detailliert wird im Film auf das Lagerleben im Libanon eingegangen. Das hatte es auch in sich, denn schnell wurden die Nazis vom Lagerkoller übermannt mit - für sie - katastrophalen Folgen: Das Libanon-Abenteuer endet in einer Orgie von Verrat, Flucht, Folter und schließlich Mord.

Hepp floh, wurde aber noch im Libanon verhaftet und an Deutschland ausgeliefert. Nach kurzer Haft hatte er eine neue Bande, die „Hepp-Kexel-Gruppe“ gesammelt, die durch verschiedene Überfälle erstmal Geld auftrieb und eine Attentatsserie auf in der BRD stationierte US-amerikanische SoldatInnen startete. Ziel: die „nationale und soziale Befreiung“. Doch Hepp merkte bald, dass sich die durch ein paar Anschläge nicht einstellen würde. Zudem war ihm die Polizei auf den Fersen, so dass es galt, sich mächtige Verbündete zu suchen. Westdeutsche TerroristInnen egal welcher politischen Coleur fanden diese traditionell bei der STASI, die auch Hepps zukünftiges Leben im Untergrund finanzierte, bis er 1985 in Paris verhaftet wurde.

„Der“Rebell„“ zeigt in erschreckender Weise wie ein Mensch vom Neonazi zum vermeintlich fortschrittlichen „Befreiungsnationalisten“ werden kann, ohne an seinen grundsätzlichen politischen Überzeugungen viel zu ändern. Antiamerikanismus, Antizionismus, „Palästina-Solidarität“ und eine romantische Verklärung der Deutschen wie der Araber blieben Konstanten in Hepps politischer Karriere und erleichterten sonstige kleinere ideologische Verrenkungen.

Der Film selbst geht darauf nur wenig ein, erst mit dem Bonusmaterial v. a. auf DVD-Rom gelingt es sehr gut, ein konkretes Bild von Odfried Hepp und seiner kranken Welt zu zeichnen.

Der „Rebell“
Odfried Hepp - Neonazi, Terrorist, Aussteiger

Ein Film von Jan Peter in Zusammenarbeit mit Yuri Winterberg
93min + 91 min Bonusmaterial sowie DVD-Rom Anhang
www.absolutmedien.de

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Erstveröffentlichung im FORVM:
Juni
2006
Autor/inn/en:

Thomas Rammerstorfer:

Thomas Rammersdorfer war 2005 bis 2006 Redakteur von Context XXI.

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