radiX » Nummer 3
Petra Meier

Der Mythos der nationalen Befreiung

In der hiesigen Linken ist es spätestens seit der Hochphase der antiimperialistischen Bewegungen hierzulande modern die Nationalismen in „gute“ und „böse“ einzuteilen und sich auf die Seite der „guten“ Befreiungsnationalismen zu stellen.

Egal ob es sich dabei um den kurdischen Nationalismus handelt, oder um jenen der Volksfront zur Befreiung Palästinas, Nationalismen die noch nicht an die Macht gelangt sind werden von der bewegungsmarxistischen Linken unterstützt. Dies gilt natürlich nicht für solche Nationalismen die sich der Unterstützung durch die NATO erfreuen können wie jener der UCK im Kosovo, sehr wohl aber für jene die den antiimperialistischen Risiko-Spielchen gegen die USA eingesetzt werden könnten.

progressiver Nationalismus?

Dabei behaupten die UnterstützerInnen, daß diese „Befreiungsnationalismen“ progressiv wären und gehen oft so weit, daß sie selbst Regime wie das iraqische unterstützen, wenn es nur einmal gegen die USA gerichtet ist. Daß die Opfer dieser Nationalismen diese gar nicht so lustig finden wie ihre österreichischen UnterstützerInnen zeigte nicht zuletzt das jüngste Volksstimmefest als es zu Auseinandersetzungen zwischen der Iraqischen KP und dem Internationalen Solidaritätsforum kam, welches die Fahne jenes Bath-Regimes gehißt hatte unter dem die iraqische KP ebenso physisch vernichtet worden war die die KurdInnen in Halabja.

Auch der angeblich so progressive Nationalismus der PKK zeigte schon lange vor der Verhaftung und Kapitulation Abdullah Öcalans sein wahres Gesicht. Bereits Monate vorher schwor er allen sozialistischen Ideen seiner früheren Jahre ab. Übrig blieb ein völkischer Nationalismus der bereits seit Jahren auch immer wieder mit antisemitischen Einschlägen versehen ist und sich seit der Verhaftung des großen Führers der PKK nur noch in Unterwürfigkeit gegenüber dem militärisch stärkeren türkischen Nationalismus äußert.

antiimperialistische Solidarität

Natürlich kann es auch „Nationale Befreiungsbewegungen“ geben die auch durchaus progressive Inhalte vertreten. Schließlich waren im Zuge des Kampfes gegen den Kolonialismus und Imperialismus Europas und der USA auch besonders viele Linke auf der Suche nach einer eigenen nationalen Identität der Opfer dieses Kolonialismus in Afrika oder Lateinamerika. Ein solcher Nationalismus folgt dann zwar immer noch einem falschen, europäischen Konzept, ist aber sicher noch lange nicht mit einem deutschen oder österreichischen Nationalismus gleichzusetzen.

Solche „progressive NationalistInnen“ sind dann aber nicht wegen ihres Nationalismus, sondern höchstens trotz ihres Nationalismus als fortschrittliche Kräfte anzuerkennen.

Eine kritische Solidarität mit diesen Bewegungen ist sicherlich möglich, von einer kritiklosen Verehrung solcher Gruppen haben aber weder sie selbst etwas noch ihre UnterstützerInnen. „Kritische Solidarität“ kann durchaus den gemeinsamen Kampf für gemeinsame Ziele beinhalten, muß aber auch erlauben dort Kritik üben zu können wo Kritik zu üben ist.

Um solche Kritik zu verunmöglichen sind insbesondere von den österreichischen UnterstützerInnen verschiedenster Nationalismen aus dem Trikont immer wieder die Behauptungen aufgestellt worden, daß eine antinationale Kritik an Befreiungsbewegungen eurozentristisch und rassistisch wäre. Als Beispiel werden immer wieder einige Argumente der NationalistInnen selbst herangezogen und behauptet, daß diese die Meinung „des Trikont“ wären und EuropäerInnen diese nicht zu kritisieren hätten. In Wirklichkeit gibt es jedoch im Trikont genauso linke Gruppierungen die sich gegen jeden Nationalismus wenden und gerade in den verschiedenen MigrantInnengruppen in Wien findet auch immer wieder Kritik an Nationalismus statt. „Die PalästinenserInnen“ oder „die KurdInnen“ gibt es eben ebensowenig wie irgendwelche anderen homogenen „Völker“.

Und da ist es eben sinnvoller mit jenen eine enge Zusammenarbeit zu pflegen die als revolutionäre Linke auch eine Kritik an der Nation üben als mit NationalistInnen aus dem Trikont, die nicht allein schon deshalb gute NationalistInnen werden, weil sie arabische, kurdische oder afrikanische NationalistInnen sind.

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Erstveröffentlichung im FORVM:
Mai
2000
, Seite 18
Autor/inn/en:

Petra Meier:

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