Wurzelwerk » Jahrgang 1983 » Wurzelwerk 24

Alternative & Agrar

Damit der grüne Faden nicht verlorengeht ...

Gesunde Landwirtschaft — gesunde Ernährung

Die Landwirtschaft veranschaulicht besonders deutlich ein Wirtschaftsverständnis, das in die Sackgasse führt. Mit immer mehr Chemie und Kunstdünger, importiertem Saatgut usw. wird immer mehr produziert, um dann die diversen Butterberge, Weinüberschüsse mit Millionensubventionen an das Ausland zu „verscherbeln“. Auf der Strecke dieser Politik bleiben vor allem die kleinen Landwirte sowie die Bauern in Ungunstlagen, die den Preisverfall der landwirtschaftlichen Produkte (z.B. Wein) nicht überleben. Die Kammer spricht dann von Strukturbereinigung.

aus dem Programmheft der Alternativen Liste N.Ö.

Die Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte führte dazu, daß die Bauern auf die Vermarktung ihrer Produkte kaum mehr Einfluß haben, aber auch im Bereich der Vorleistungen (z.B. Saatgut) in zunehmende Abhängigkeit von Großkonzernen geraten.

Die Folge: Die Bauern bekommen immer weniger Anteil am Erlös landwirtschattlicher Produkte (z.B. Milch, Wein).

Diese Politik zerstört nicht nur die Existenz von immer mehr Landwirten, sondern auch die Umweltbedingungen. Der massive Chemieeinsatz in der Landwirtschaft gefährdet das Grundwasser, vermindert die Qualität der Produkte für die Konsumenten und verschlechtert die Bodenstruktur, also die Lebensgrundlage der Landwirtschaft. So stellt etwa der steirische Bodenforscher Prof. Kopetz fest, daß 70% der Ackerböden strukturgeschädigt sind. Gerade Niederösterreich spielt als wichtigstes Ackerland in der Agrarpolitik eine führende Rolle.

Die Alternative Liste NÖ fordert ein Umdenken in der Agrarpolitik in Niederösterreich. Die Agrarpolitik ist nicht nur Teil der Wirtschaftspolitik, sondern muß auch ein Bestandteil der REGIONAL-, GESUNDHEITS- und UMWELTPOLITIK werden. Sie muß verstärkt ökologische Prinzipien, also die Erfordernisse der Natur berücksichtigen. Eine andere Agrarpolitik könnte Tausende von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft sichern und damit einen wichtigen Beitrag in der Regionalpolitik leisten.

Kurzfristig erscheinen uns folgende Schritte wesentlich:

  • Reform der Raiffeisenorganisation im Sinne einer Rückbesinnung auf die ursprünglichen Genossenschaftsziele. So ist es z.B. unerhört, daß Bauern bei ihren Lagerhäusern höhere Zinsen bezahlen müssen als bei Kreditinstituten, daß Lagerhäuser zu Supermärkten werden und so die lokale Wirtschaft gefährden.
  • Förderung von neuen Modellen im Absatzbereich wie von Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaften, Direktvermarktungsmodellen usw.
  • Förderung von neuen Produktionsverfahren, vor allem von biologisch orientierten Anbaumethoden
  • Preis- und Mengendifferenzierung bei den wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnissen
  • Strikte Kontrolle von Aussetzbeschränkungen im Weinbau und verstärkte qualitative Ausrichtung des niederösterreichischen Weinbaus. Die Errichtung des zweiten Großweintanklagers in Wolkersdorf ist die falsche Antwort auf die verfehlte niederösterrreichische Weinbaupolitik.
  • Reform des landwirtschaftlichen Schulwesens, verstärkte Einbeziehung ökologisch orientierter Anbaumethoden, des Vermarktungsbereichs sowie der Buchführung in die Ausbildung.
  • Herabsetzung der Viehbestandsobergrenzen pro landwirtschaftlichem Betrieb, um einer weiteren Industrialisierung in der Viehwirtschaft zu begegnen. Vor allem wenden wir uns gegen die sehr bedenkliche Massentierhaltung (z.B. Geflügel, Schweine).

Die zur Zeit zur Diskussion stehenden Biosprit-Projekte sind sowohl energie- als auch kostenmäßig unattraktiv.

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Erstveröffentlichung im FORVM:
Oktober
1983
, Seite 24
Lizenz dieses Beitrags:
CC0
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