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Jörg Mauthe

Geboren 1924 in Wien, gestorben 1986 ebenda. Studium der Kunstgeschichte und Germanistik; ab 1947 Tätigkeit als Journalist; ab 1950 Kunstkritiker für die Furche, ab 1955 Kulturredakteur bei der Presse; im Anschluss Leiter der Abteilung Wort beim Sender Rot-Weiß-Rot, 1967 Kulturredakteur und Programmplaner für das ORF-Fernsehen; ab 1975 Kolumnist für den Kurier; 1978–1986 Wiener Stadtrat für die ÖVP, bis 1983 Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderats; Gründer des Wiener Journal und der Edition Atelier.

Beiträge

Jörg Mauthe • Günther Nenning

Ein Zeitalter geht zu Ende

Manifest
Juni
1984

Das schöne Land Österreich wird immer häßlicher. Die Betonierwut der Technokraten; die Gefühllosigkeit der Politiker; die Brutalität zügelloser Produktion; die ebensogroße Lüge vom Konsumglück; eine allen politischen Lagern gemeinsame Verachtung von Geist, Vernunft und menschlichem Gefühl haben es dahin (...)

Jörg Mauthe • Marianne Pollak • Alfred Schmeller • Hans Thirring

Fragen der Kulturpolitik

Mai
1954

In dieser Rubrik soll diesmal das Problem der ökonomischen Fundierung der österreichischen Wissenschaft und Kunst von verschiedenen Standpunkten beleuchtet werden: NR. Marianne Pollak plädiert für das öffentliche, Dr. Alfred Schmeller für das private Mäzenatentum; Dr. Jörg Mauthe kommentiert die (...)

Jörg Mauthe

Die Odyssee Kurt Absolons

April
1954

Jörg Mauthe

Floras Fauna und Flora

Februar
1954

Jörg Mauthe
Bildende Kunst

Situationsbericht

Januar
1954

Jörg Mauthe bei Wikipedia

Jörg Mauthe (* 11. Mai 1924 in Wien; † 29. Jänner 1986 ebenda) war ein österreichischer Journalist, Schriftsteller und Kulturpolitiker.

Mauthe bei einer Besprechung im Studio des Senders Rot-Weiß-Rot (spätestens 1954)
Gedenktafel an Mauthes Wohnhaus

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mauthe studierte nach dem Gymnasium an der Universität Wien Kunstgeschichte und Germanistik. 1948 wurde er mit der Arbeit Venezianische Hausformen des Mittelalters zum Dr. phil. promoviert. Er arbeitete ab 1947 als Journalist, ab 1950 als Kunstkritiker für die katholische Wochenzeitschrift Die Furche und ab 1955 als Kulturredakteur der Wiener Tageszeitung Die Presse.

Mauthe war parallel dazu beim US-amerikanischen Besatzungssender Rot-Weiß-Rot Leiter der Abteilung Wort, wo er u. a. mit Peter Weiser, dem Regisseur Walter Davy und 1951–1953 mit Ingeborg Bachmann zusammenarbeitete, die für die von ihm konzipierte, beliebte Hörfunkserie Die Radiofamilie (1952–1960) schrieb. Er betreute auch die sehr erfolgreiche kritisch-satirische Wochensendung Der Watschenmann (1950–1955 und 1967–1974).

Ab 1967, als Gerd Bacher nach dem Rundfunk-Volksbegehren zum Leiter des ORF, der staatlichen Radio- und Fernsehanstalt, bestellt wurde, war er Kulturredakteur und Programmplaner für das ORF-Fernsehen, wo er auch an Drehbüchern mitwirkte, so 1968 für Die Donaugeschichten[1] und in den 1980er Jahren für Familie Merian. Ab 1975 war Mauthe als Kolumnist für die Wiener Tageszeitung Kurier tätig.

Der damalige Landesparteiobmann der ÖVP Wien, Erhard Busek, konnte den parteiunabhängigen[2] Mauthe für die Mitarbeit gewinnen. Vom November 1978 bis zu seinem Tod war er für die ÖVP Wiener (nicht amtsführender) Stadtrat (siehe Landesregierung und Stadtsenat Gratz III, Gratz IV und Zilk I), bis 1983 außerdem Abgeordneter zum Wiener Landtag und Gemeinderat.

Als Stadtpolitiker setzte sich Mauthe besonders für Stadtbilderhaltung und Denkmalpflege, die Wiederbelebung des echten Wienerliedes, die Beiselkultur und die Neue Wiener Küche ein und war der geistige Vater der Grätzelfeste und des Stadtfestes. Auch der „Altwiener Christkindlmarkt“ auf der Freyung, ein Adventmarkt nach Alt-Wiener Vorbild, geht auf die Idee von Jörg Mauthe zurück.[3]

Während des Konfliktes in der Hainburger Au stand der bekennende Umweltschützer 1984 auf der Seite der Aubesetzer. Bei der Pressekonferenz der Tiere zur Unterstützung des „Konrad-Lorenz-Volksbegehrens“ gegen den Bau des Kraftwerks erschien er als Schwarzstorch verkleidet.

Die von Mauthe gekaufte Burgruine Mollenburg mit der revitalisierten Vorburg

1972 kaufte der begeisterte Tarockspieler[4] die Burgruine Mollenburg bei Weiten im Waldviertel, die er restaurierte und wo im Turm der alten Burg auch seine Urne aufbewahrt wird.

In seinen literarischen Werken (insbesondere in den beiden Romanen Die große Hitze und Die Vielgeliebte) setzte sich der Protestant Mauthe immer mit Österreich und speziell mit Wien auseinander. Die Frage nach dem Österreichischen stellte er sich permanent. Mauthes Vorbilder waren Nestroy, Raimund, Musil, Roth und Doderer. Die typisch österreichische Lebensart (katholische Tradition, Sprache etc.) sah Mauthe dabei als Antagonismus zum (protestantischen) „Deutschen“.

Mit seinem nahenden Tod befasste sich Mauthe im 1986 posthum erschienenen Text Demnächst. Er beginnt mit einer Tagebucheintragung vom 8. Juli 1985: Demnächst werde ich sterben. Ich begriff es schon in der ersten Minute der Visite.

Jörg Mauthe war ab 1958 Mitglied der Freimaurerloge Lessing Zu den 3 Ringen und Gründungsmitglied der Logen Libertas (1960) und Libertas Gemina (1965).[5]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theodor-Körner-Preis
  • 1987: Am ersten Todestag Enthüllung der Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus in Wien 9., Günthergasse 1.
  • 1987: Ausschreibung des Dr.-Jörg-Mauthe-Preises für vorbildliche Leistungen um das Wiener Stadtbild.
  • 1991: Benennung des Jörg-Mauthe-Platzes im 9. Wiener Gemeindebezirk, Alsergrund; der Platz ist die Kreuzung zwischen Porzellangasse, Servitengasse, Schlickgasse und Berggasse.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eigene Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Des Narren Abenteuer und Meinungen. Mit Federzeichnungen vom Verfasser. Wiener Verlag, Wien 1947.
  • Zusammen mit Peter Weiser: Familie Floriani. Ein wienerischer Jahreslauf in dreißig Bildern. Nach der „Radiofamilie“ des Senders „Rot-Weiß-Rot“. Mit Illustrationen von Erni Kniepert. Kremayr & Scheriau, Wien 1954.
  • Wiener Knigge. Mit Zeichnungen von Rudolf Rhomberg. Andermann, Wien 1956.
    Neuauflage: Mit Illustrationen von Rudolf Rhomberg. Hunna, Wien 1965.
    How to be a Viennese. Illustrations by Rudolf Rhomberg. English translation by Majorie Kerr Wilson. Hunna, Wien 1966.
    Neuauflage: Mit Zeichnungen von Rudolf Angerer. Amalthea, Wien 2007, ISBN 978-3-85002-060-2.
  • Wien für Anfänger. Ein Lehrgang in 10 Lektionen. Mit Zeichnungen von Paul Flora. Diogenes, Zürich 1959.
    Neuauflage: Edition Löwenzahn, Innsbruck 2001, ISBN 3-7066-2270-X.
  • Der gelernte Wiener. Mit Zeichnungen von Wilfried Zeller-Zellenberg. Forum, Wien 1961.
  • Zusammen mit Barbara Pflaum: Wie ist Wien. Hunna, Wien 1961.
  • … belieben zu speisen? Mit Zeichnungen von Wilfried Zeller-Zellenberg. Forum, Wien 1962.
  • Die große Hitze oder Die Errettung Österreichs durch den Legationsrat Dr. Tuzzi. Molden, Wien 1974, ISBN 3-217-00605-4.
    Neuauflage: Edition Atelier, Wien 2011, ISBN 978-3-900379-10-0 und 2017, ISBN 978-3-903005-30-3.
  • Nachdenkbuch für Österreicher, insbesondere für Austrophile, Austromasochisten, Austrophobe und andere Austriaken. Molden, Wien 1975, ISBN 3-217-00702-6.
    Neuauflage: Edition Atelier, Wien 1987, ISBN 3-900379-11-4.
  • Wien – Spaziergang durch eine Stadt. Mit Photographien von Fred Peer. Residenz, Salzburg 1975.
    Neubearbeitete Auflage: Residenz, Salzburg 1979, ISBN 3-7017-0215-2.
  • Die Vielgeliebte. Molden, Wien 1979, ISBN 3-217-00992-4.
    Neuauflage: Edition Atelier, Wien 2011, ISBN 978-3-900379-03-2.
posthum
  • Demnächst oder Der Stein des Sisyphos. Edition Atelier, Wien 1986, ISBN 3-7008-0327-3.
    Neuauflage: Edition Atelier, Wien 2012, ISBN 3-900379-09-2
  • Die Bürger von Schmeggs. Tagebuch eines Ortsunkundigen. Mit Illustrationen von Paul Flora. Edition Atelier, Wien 1989, ISBN 3-900379-30-0.
  • Der Weltuntergang zu Wien und wie man ihn überlebt, austriakische Einsichten in zukünftige Aussichten. Edition Atelier, Wien 1989, ISBN 3-900379-35-1.

Sonstige Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • (Hrsg.): Wiener Meisterfeuilletons von Kürnberger bis Hofmannsthal. Wiener Verlag, Wien 1946.
  • (Hrsg.): Wiener Lesebuch. Edition Atelier, Wien 1983, ISBN 3-900379-01-7.
  • (Hrsg.): Neues Wiener Lesebuch. Edition Atelier, Wien 1985.

1980 gründete Mauthe die Zeitschrift „Wiener Journal“, die bis 2002 in der von ihm vorgegebenen Ausrichtung „gegen den Zeitgeist“ erschien und dann von der „Wiener Zeitung“ als Lifestyle-Magazin weitergeführt wurde.[6][7]

Er veröffentlichte zahlreiche weitere Artikel und Essays, so etwa das Vorwort zu:

  • Christian Brandstätter (Hrsg.): Österreich wie es war. Photographische Ansichten 1860–1925. Lichtbilder von Bruno Reiffenstein u. a. Molden, Wien 1981, ISBN 978-3-217-00902-8.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ↑ Dem Österreichischen Werbemuseum liegt eine Einzelfolge dieses rund 25-minütigen Vorabendklassikers mit u. a. Theo Lingen, Willy Millowitsch, Erich Padalewski und Walter Niesner, der sich selbst darstellte, vor.
  2. ↑ Johannes Hahn: Interview. stadtblicke.at / Archiv / 2005 / 03-05, Mai 2005, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 17. April 2009 („Parteiunabhängige wie Jörg Mauthe [haben] eine große Tradition bei uns.“).@1@2Vorlage:Toter Link/www.stadtblicke.at (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. ↑ Johann Werfring: Beschauliches Wiener Weihnachts-Grätzel In: „Wiener Zeitung“ vom 2. Dezember 2011, Beilage „Wiener Journal“, S. 30–31.
  4. ↑ Wolfgang Mayr und Robert Sedlaczek: Jörg Mauthe: Ein Botschafter des Tarockspiels. Wiener Zeitung, 9. September 2005, abgerufen am 17. April 2009.
  5. ↑ Günter K. Kodek: Die Kette der Herzen bleibt geschlossen. Mitglieder der österreichischen Freimaurer-Logen 1945 bis 1985. Löcker, Wien 2014, ISBN 978-3-85409-706-8, S. 155.
  6. ↑ „WZ“ positioniert ihre Beilage „Wiener Journal“ neu Artikel in der Wiener Zeitung, Online-Version vom 4. Juli 2013.
  7. ↑ Verlagsgeschichte auf editionatelier.at
  8. ↑ Das doppelte Lottchen. Kniffliger Gerichtsfall in Wien: Hat ein Briefschreiber aus dem Jenseits Urheberrechte? In: Der Spiegel. Nr. 14, 1991 (online).

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